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Kali Yug: Aufruhr in Indien

Originaltitel
Il mistero del tempio indiano
Alternativ
Kali Yug - Aufruhr in Indien
Regie
Mario Camerini
Darsteller
Luciano Conversi, Lamberto Antinori, M.J. Thakur, Ajimal Khan, Sunna, Maharay Din
Kinostart:
Deutschland, am 28.09.1964 bei
Genre
Abenteuer
Land
Frankreich, Italien, Deutschland
Jahr
1963
Länge
97 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
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Abenteuerfilm mit misslungener Kolonialismuskritik
Mit bescheidenen Mitteln bekämpft der britische Arzt Dr. Simon Palmer (Paul Guers) im Jahr 1880 eine Pockenepidemie in Indien. Ein Bote, der Impfstoff und Geld beim zuständigen britischen Militärverwalter Talbot anfordern soll, kehrt jedoch nicht zurück. Palmer reist selbst nach Madanpur und erbittet bei Talbot (Ian Hunter) Unterstützung. Dabei begegnet er dessen Ehefrau Catherine (Senta Berger), seiner ehemaligen Verlobten, für die er immer noch Gefühle hegt.

Palmer gerät in Konflikt mit den Militärs, die kein Interesse daran haben, das Leiden der indischen Bevölkerung zu lindern. Die Situation eskaliert als dem Arzt ein Mord vorgeworfen wird. Er flieht, um einer Gerichtsverhandlung und dem wahrscheinlichen Todesurteil zu entgehen. Dabei gerät er in die Gefangenschaft des Maharadscha (Roldano Lupi), kann jedoch erneut fliehen, bevor er an die Briten ausgeliefert wird. Major Ford (Lex Barker) ist Palmer jedoch dicht auf den Fersen. Der ist bemüht, herauszufinden, wer seine Hilfsbemühungen zu hintertreiben versucht. Zunehmend verdichtet sich der Verdacht, dass eine mysteriöse Sekte dahinter steckt, die ihrer Göttin Kali auch mit Menschenopfern huldigen.
Es ist unwahrscheinlich, dass Edward Said "Kali-Yug" kannte, als er 1978 sein Buch "Orientalism" veröffentlichte. Zentrale Kritikpunkte treffen auf die französisch-deutsch-italienische Koproduktion jedoch durchaus zu. Said kritisierte die romantisierte Darstellung des Orients als fremdes, zauberhaftes Wunderland voller mörderischer Kulte, exotischer Bauchtänzerinnen und primitiver Politstruktur. Dieser Blick durch die Brille des Kolonialismus ist auch "Kali-Yug" anzulasten. Zwar wird das Leiden der indischen Bevölkerung unter der Knute der britischen Besatzer durchaus thematisiert. Die Messias-Figur Palmer ist jedoch ein weißer Europäer, ganz in Übereinstimmung mit Rudyard Kiplings Diktum der "White Man’s Burden".

Es sind die zivilisierten Weißen aus dem Westen, die den östlichen Barbaren über ihre kulturellen Unzulänglichkeiten hinweghelfen müssen. Dieser Duktus steckt in jeder Szene von "Kali-Yug". Unterstützt wird diese Intension durch die Verteilung der Schauspieler. Auf britischer Seite spielen der Abenteuerfilm erfahrene Lex Barker und Senta Berger, die ihre Aufgabe sauber meistern. Die Inder werden überwiegend durch unbekannte, nicht sonderlich talentierte Darsteller repräsentiert - unterstützt von einem ungewohnt farblosen Klaus Kinski. Auch die Kostüme und das Design atmen mit jeder Pore den Geist des Kolonialismus. Die Darstellung des indischen Lebens beschränkt sich auf die Armut der einfachen Bevölkerung und den idealisierten Protz am Hofe des Maharadschas. In seiner Einfältigkeit ist "Kali-Yug" wohl am ehesten mit einer Karl-May-Verfilmung zu vergleichen. Obwohl sich Winnetou wenigstens selbst gegen den bösen weißen Mann wehren durfte.
Michael Domke, Filmreporter.de
2024