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Maria Callas ist "Medea"

Medea

Originaltitel
Medea
Regie
Pier Paolo Pasolini
Darsteller
Maria Callas, Massimo Girotti, Laurent Terzieff, Giuseppe Gentile, Margareth Clémenti, Paul Jabara
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Italien, Deutschland, Frankreich
Jahr
1969
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Klassiker von barbarischer Schönheit und Tragik
Um das Reich des Vaters zurückzugewinnen, muss Jason (Giuseppe Gentile) das Goldene Vlies in seine Gewalt bringen. So begibt sich der junge Mann in ein barbarisches Land, wo Zauberkräfte und Gottesfurcht regieren. Menschenopfer sollen die Gunst der Götter erkaufen und die ungeschriebenen Gesetze der Urahnen haben an Geltungskraft noch nicht verloren. In diesem Reich herrscht die zauberkundige Medea (Maria Callas).

Als Zeremonienmeisterin und Ritualvollstreckerin achtet sie auf die orthodoxe Ordnung. Jason bringt jedoch Gefühle in ihre Welt: sie hilft ihm, den eigenen Herrscher töten und verlässt Kolchis als Jasons Frau. In Korinth angekommen, stellt das Paar fest, dass das Goldene Vlies seine Kraft verloren hat und den regierenden König nicht stürzen kann. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, als Jason seine Tochter heiraten will. Medea sieht keinen Ausweg als die gemeinsamen Söhne zu ermorden.
In der griechischen Mythologie ist Medea keine Unbekannte. Als zauberkundige Frau half sie der Sage nach Jason, das Goldene Vlies aus der Macht König Aietes' zu entreißen. Euripides dichtet den Mythos um, und schildert sie als verletzte Eifersüchtige, die aus Rache ihre Kinder umbringt. In seiner Tragödie, wie in Pier Paolo Pasolinis Drama setzt die Handlung erst nach der gemeinsamen Flucht nach Korinth an. In einer kurzen, fast wortlosen Sequenz reißt der italienische Regisseur die bedingungslose Liebe zwischen Medea und Jason an. Danach entfaltet sich die Tragödie.

Auch hier entzieht sich der Filmemacher einer Erklärung und fokussiert die Kamera auf das geplagte und doch Würde ausstrahlende Gesicht von Operndiva Maria Callas. Exotische Landschaften und Kostüme prägen den optischen Stil des Dramas, der einen gewissen Bruch mit Pasolinis sonst düsterem Werk darstellt. Dennoch bleibt er sich treu: der Italiener greift wie bei seiner Sophokles-Interpretation "Edipo Re - Bett der Gewalt" wieder einen mythologischen Stoff auf, um eine stilisierte Allegorie auf zeitgenössische Geschehen zu schaffen.

Die Tragödie in "Medea" ergibt sich aus dem Gegensatz zweier Kulturen. Die Frau steht für die anachronistische, zeitlose Welt der Mythologie, Jason ist das Sinnbild der neu gewonnenen Rationalität. "Jason ist der gegenwärtige Held (der mens momentanea), der nicht nur seinen Sinn für das Metaphysische verloren hat, sondern der sich nicht einmal mehr solche Fragen stellt". So erklärt Pasolini das tragische Element.

Die Besetzung von Maria Callas hatte für großes Aufsehen gesorgt. 1953 hatte die Operndiva die mythische Heldin an der Mailänder Scala gesungen. 15 Jahren später dürfte sie die Rolle der Verlassenen bitterlich real nachempfunden haben. 1968, ein Jahr vor den Dreharbeiten, heiratet ihr Lebensgefährte Onassis Präsidentenwitwe Jacqueline Kennedy. Eine gebrochene Frau, Opfer des Schicksals - ironischerweise wird ihr diese Rolle auch im Film zugeteilt. "Die persönlichen Eigenschaften der Callas ließen mich erkennen, dass ich "Medea" inszenieren konnte. Sie ist eine Frau, in gewisser Hinsicht die modernste aller Frauen, aber in ihr lebt eine Frau der Antike - geheimnisvoll und magisch -, deren Empfindungen einen unglaublichen inneren Konflikt bei ihr auslösen". Aus der Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Skandalregisseur und der außergewöhnlichen Operndiva ist ein ergreifender Klassiker der Filmgeschichte, eine Allegorie auf modernen Zeitwandel entstanden.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
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2024