20th Century Fox
24

24 - Twenty Four

Originaltitel
24
Alternativ
Twenty Four, 24 Hours; 24 - Twenty Four
Regie
Jon Cassar, Rodney Charters, Joseph A. Hodges
Darsteller
Edoardo Ballerini, Heather Nauert, Pamela Stollings, Sam Ayers, Dameon Clarke, Maurice Compte
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Serie, Thriller
Land
USA
Jahr
2001
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
8,4 (5 User)
Dicht, schnell, atemberaubend: Kiefer Sutherland
Bei Jack Bauer (Kiefer Sutherland) ist allein schon das Privatleben ein Fulltime-Job: Da sind die Eheprobleme zwischen ihm und seiner Frau Teri (Leslie Hope), mit der er nach längerer Trennung wieder zusammenlebt. Kimberly, die Tochter im Teenager-Alter, macht das Familienleben auch nicht gerade einfacher. Sie schleicht sich - es sind kaum fünf Minuten der ersten Folge vergangen - aus dem Haus und taucht trotz verzweifelter Suchaktionen der Eltern fürs erste nicht wieder auf. Bald wird klar, dass ihr Verschwinden mit einem Verbrechen zu tun hat. Auf den ersten farbigen Präsidentschaftskandidaten soll in Kalifornien ein Anschlag verübt werden, was Jack gegen den Widerstand falschspielender Agenten verhindern muss.

Kein anderer Serienheld hat in kürzester Zeit so viel gelitten wie Jack! Als Bundesagent der fiktiven Antiterror-Einheit "CTU" ist er der Mann für die ganz harten Fälle. Wenn Terroristen den Präsidenten bedrohen, Atombomben klauen oder Nervengas gegen unschuldige US-Bürger einsetzen wollen, setzt Bauer alles daran, um die Anschläge rechtzeitig zu verhindern. Um die wahren Hintermänner zu finden, schreckt er auch nicht vor der Anwendung von Folter zurück. Dabei handelt er meist auf eigene Faust und widersetzt sich den Weisungen seiner Vorgesetzten. Doch auch in der scheinbar sicheren "CTU"-Zentrale in Los Angeles finden sich immer wieder schwarze Schafe, die verdeckt den Terroristen interne Informationen zukommen lassen. Loyale Unterstützung erhält Bauer von den Agenten Tony Almeida (Carlos Bernard) und Michelle Dessler (Reiko Aylesworth). Wenn es um das Orten von Handys oder das Anzapfen von Satellitensystemen geht, ist Computerexpertin Chloe O'Brian (Mary Lynn Rajskub) sein Ansprechpartner. Gemeinsam versuchen sie beim Kampf gegen den Terror, die Welt etwas sicherer zu machen.
All dies wäre nicht sonderlich spannend, stünde nicht ein außergewöhnliches Konzept dahinter. Weil Reality-TV inzwischen ein alter Hut ist, führt "24" die Idee des Realtime-TV ein. Die meisten Serien reihen ihre Episoden chronologisch, aber irgendwie zeitlos aneinander. "24" packt einen Tag in eine 24-teilige Serie, die in fiktionaler "Echtzeit" stattfindet. Jede Folge dauert eine Stunde und handelt von eben diesem Zeitraum. Erzählzeit und erzählte Zeit sind - Aristoteles wäre stolz darauf - in völliger Harmonie. Die nächste Folge schließt nahtlos an, wo die Vorherige aufhörte, und die Zeit wird regelmäßig durch eine tickende Digitaluhr eingeblendet.

Genial - allerdings bringt es auch Probleme mit sich. Die Drehbuchautoren mussten nicht nur einen Spannungsbogen konzipieren, der sich über 24 Stunden, also über die gesamte Serie hinzieht - gleichzeitig musste auch jede einzelne Episode, jede einzelne Stunde, dramaturgisch zum Dranbleiben animieren. Erstaunlich, dass dieses Kunststück den Machern Joel Surnow und Robert Cochran weitgehend gelungen ist. Wenn auch mit einem bisweilen unglaubwürdigen Verwirrspiel, in dem jede Figur kurz zum Verdächtigen wird, nur um sich Minuten später als Retter in der Not zu erweisen und Stunden (also einige Folgen) später doch wieder zum Bösewicht zu mutieren.

Das nimmt man wohlwollend in Kauf, weil "24" aus der Not des starren Formats eine Tugend gemacht hat: Noch nie war eine Krimi-Serie so dicht, schnell und atemberaubend. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man nach dem erstmaligen Einschalten nicht mehr von dieser Serie loskommt. Hier werden so viele verschiedene Handlungsstränge verfolgt, dass selbst in langsameren Momenten ständig Hochspannung herrscht. Um die verschiedenen Stränge zu verdichten, arbeitet "24" mit einem Bombardement von Split-Screens, die das Neben- und Miteinander verschiedener Figuren aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen - manchmal in vier Bildern im Bild. Mit Nervenzehrender Penetranz kreuzen sich in dramatischer Ironie immer wieder die Wege der Hauptfiguren - ohne dass sie es selbst wissen, während wir gleichzeitig an allen Schicksalen teilhaben. Zugegeben triumphiert bisweilen der Stil über den Inhalt, das aber so mitreißend, dass auch dieser über sich hinaus wächst.

Auf DVD geht der Serie ein wenig von der Echtzeit verloren. Eine einstündige Fernsehserie dauert in den USA nach Abzug der Werbung nur 42 Minuten. Dort sind die Werbepausen zeitlich gesehen Teil der Sendung; die tickende Uhr ist Garant, dass während einer vierminütigen Unterbrechung auch das Leben der Serienfiguren um diese Zeit voranschreitet. Auf der DVD werden statt Werbeblöcke nur kurze Pausen eingeblendet, dann tickt die Uhr wieder weiter. Wo die Fernsehmacher dem Zeitgeist voraus waren und die Werbung kurzerhand zum Programm erklären, muss die DVD das Konzept aufweichen. Der Echtzeit-Anspruch wird ad absurdum geführt.

Ob "24" richtig tickt oder nicht, darüber lässt sich also in mehrfacher Hinsicht streiten. Die US-Kritiker lobten sie in höchsten Tönen, während die deutschen Zuschauer zumindest bei der ersten Staffel nur mäßiges Interesse zeigten. Was vermutlich auch daran lag, dass man nur schwer hineinfindet, wenn man die erste Folge verpasst. Auch die Zusammenfassung am Anfang jeder Folge hilft nicht wirklich weiter. Hier scheitert "24" am eigenen Konzept. Eines aber ist sicher: Es tickt und klingelt ständig in dieser spannungsgeladenen Serie - nicht nur wegen der eingeblendeten Uhr, sondern auch wegen diverser Bomben, Zeitzünder und den allgegenwärtigen Handys, die seit Folge Eins im Dauereinsatz sind.

Bei den Kostümdesignern kann dagegen von Dauereinsatz keine Rede sein. Sie sind wohl die einzigen, bei denen das Serienkonzept zu einer Verkürzung der Arbeit führte. Innerhalb von 24 Stunden schlüpft man selbst in Hollywood nur selten in neue Klamotten, und so herrscht an der Kostümfront tote Hose. Für alle anderen bedeutet "24" tatsächlich eine Verlängerung der Arbeit: Für Sutherland, der als Jack Bauer sein Comeback feierte - aber auch für die Zuschauer: Sich auf die Serie einzulassen bedeutet bei aller Faszination ein hartes Stück Arbeit. Entweder bleibt man von der ersten bis zur letzten Sekunde dran - oder man lässt es ganz bleiben. Die DVD bietet hier immerhin den Vorteil, dass man nicht mehr mehrere Tage warten muss, ehe man die nächste Folge, die nächste Stunde präsentiert bekommt. Echte "24"-Junkies schauen sich deshalb auch die ganzen 24 Stunden am Stück an.
Frank Geissler, Filmreporter.de
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