Alamode Film
Comandante

Comandante

Originaltitel
Comandante
Regie
Oliver Stone
Darsteller
Fidel Castro, Oliver Stone
Kinostart:
Deutschland, am 13.01.2005 bei Alamode Filmdistribution
Genre
Dokumentarfilm
Land
USA, Spanien
Jahr
2003
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
3,0 (Filmreporter)
7,0 (1 User)
Oliver Stones Portrait von Fidel Castro
Fidel Castro ist einer der umstrittensten Staatsmänner. Seine Anhänger rühmen ihn dafür, dass er Kuba 1959 von Diktator Fulgencio Batista befreit hat. Seit Castro die Regierung des Landes übernahm, hat er viele Reformen eingeführt, die den einst erbärmlich niedrigen Lebensstandard der Kubaner verbesserten. Durch seine Politik ging die Zahl der Analphabeten von 23 auf gerade mal zwei Prozent der Bevölkerung zurück. Castros Gegner werfen ihm vor, dass Andersdenkende von seiner Regierung verfolgt werden.

Seit langen fechten internationale Menschenrechtsorganisationen - allen voran Amnesty International - gegen die in Kubas Gefängnissen stattfindenden Folterungen. Während der Kubakrise 1962 fühlte sich die USA von Kuba in Ihrem Hinterhof massiv bedroht. Auf der Insel sollten sowjetische Atomwaffen, die auf die nicht mal 200 km entfernte USA gerichtet waren, aufgestellt werden. Die Blockade der Zuckerinsel führte fast zum dritten Weltkrieg und möglicherweise dem Einsatz von Nuklearwaffen auf beiden Seiten. Bis heute sind die Beziehungen zwischen den USA und Kuba von den historischen Ereignissen vergiftet. Oliver Stone begleitete den Maximo Lider drei Tage lang mit der Kamera und befragte den Staatsmann über Gott und die Welt.
Oliver Stones Gespräche mit Fidel Castro geben einen interessanten Einblick in die Privatsphäre des umstrittenen Staatsmannes. So gibt der Maximo Lider bereitwillig Auskunft über seine Jugend, seine Einstellung zur Religion sowie über seine zwischenmenschlichen Beziehungen. Wer allerdings eine Stellungsnahme des Staatsmannes zu brisanteren Themen erwartete, wird enttäuscht. Stone ignoriert die negativen Aspekte von Castros Politik weitgehend.

Als der Staatsmann Folterungen in Kubas Haftanstalten leugnet, widerspricht Stone nicht, fragt nur lau nach - lässt die Aussagen weitgehend unkommentiert. Der Regisseur bombardiert den Zuschauer zwar regelrecht mit historischen Bildern. Diese unterlegen die jeweiligen Erzählungen Castros, geben aber wegen ihrer thematisch wahllosen Reihenfolge keinen geordneten Überblick über das Geschehen. Wer nicht bereits über ein detailliertes Hintergrundwissen über Kubas jüngere Geschichte verfügt, wird seine Wissenslücken durch Stones Dokumentation keineswegs füllen können. Das Resultat seiner Reise ist ein kritikloses Portrait eines alternden Greises, der entspannt und streckenweise selbstverliebt über seine alltäglichen Gewohnheiten und Vorlieben plaudert.
Viola Wich/Filmreporter.de
2024