Kontroll

Kontroll

Originaltitel
Kontroll
Regie
Nimród Antal
Darsteller
Péter Galambos, Imola Gáspár, János Greifenstein, Andrew Hefler, Gábor Herendi, Károly Horváth
Kinostart:
Deutschland, am 10.02.2005 bei Tiberius Film
Genre
Thriller
Land
Ungarn
Jahr
2003
FSK
ab 12 Jahren
Länge
111 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Temporeicher Thriller in der Budapester U-Bahn
Bulscú (Sándor Csányi) hat mit dem Leben an der Oberfläche abgeschlossen. Nun schleicht er Tag und Nacht durch die verschachtelten Gänge der Budapester U-Bahn, schläft auf den Bahnsteigen und arbeitet als Ticket-Kontrolleur. Unter der Erde ist die Welt jedoch auch nicht einfacher zu meistern. Bulscú und seine Truppe werden ständig angepöbelt, verprügelt und angespuckt. Bootsie, ein notorischer Schwarzfahrer veräppelt die Kontrolleure mit seinen flinken Türmungsaktionen jeden Tag aufs neue.

Andere durchgeknallte Kontroll-Truppen sind auf Konfrontation und Konkurrenzkampf aus. Schließlich treibt auch noch ein mysteriöser Killer in der U-Bahn sein Unwesen. Er stößt unschuldige Fahrgäste vor die einfahrenden Züge. Trotzdem hat sich Bulscú mit seinem Leben im Neonlicht abgefunden. Manchmal sieht er noch zur Rolltreppe, aber der Weg nach oben scheint ihm längst unerreichbar. Eines Tages stößt er auf Sofie (Eszter Balla). Jede Nacht fährt sie im Bärenkostüm mit der U-Bahn nach Hause. Das Mädchen geht Bulscú nicht mehr aus dem Kopf, genauso wenig wie der Mörder im Untergrund, der eines Tages vor ihm steht.
Die Budapester U-Bahn fährt bereits seit 1896. Sie ist die älteste U-Bahn Europas. Nimród Antals "Kontroll" wurde ausschließlich in ihrem verschachtelten und düsteren Labyrinth aus Gängen, Tunneln und Röhren gedreht. Es ist nicht leicht die Geschichte des Ticket-Kontrolleurs Bulscú in ein Filmgenre einzuordnen. Es handelt sich um eine Mischung aus schwarzer Komödie, klassischem Horror, Thriller und existenzialistischem Drama. Bulscú flüchtet aus der Welt der beklemmenden Konkurrenz in die einhüllende Dunkelheit der Budapester U-Bahn. Sein Leben im Untergrund symbolisiert die soziale Entfremdung der modernen Gesellschaft. Doch ist der Job des Fahrkartenkontrolleurs härter als jeder andere. Die Arbeit ist geprägt von Aggression, Gewalt und Hilflosigkeit.

Die Kontrolleure schwimmen in einem Becken voller Frustration und Depression. Die Figuren in Antals temporeichen Werk sind extrem überzeichnet und arbeiten den Konflikt zwischen Gut und Böse dadurch noch deutlicher heraus. Die Liebesgeschichte zwischen Bulscú und Sofie wirkt wie das Licht am Ende des Tunnels. Sie versinnbildlicht das Gute, der gesichtslose Mörder hingegen die Zuspitzung des Bösen. Im Grunde sind es die alltäglichen Probleme, welche die Kontrolleure in den Wahnsinn treibt. Der Einblick in die Dunkelheit beziehungsweise in die Abgründe der menschlichen Tiefe wird ausschließlich mit elektronischer Musik der ungarischen Gruppe Neo unterlegt. Der harte Elektrosound unterstreicht die schnellen Wechsel in Antals psychedelischen Drama: der Zuschauer lacht, ist überrascht und fürchtet sich innerhalb weniger Augenblicke.
Birgit Deiterding/Filmreporter.de
Galerie: Kontroll
Die Budapester U-Bahn fährt bereits seit 1896. Sie ist die älteste U-Bahn Europas. Nimród Antals "Kontroll" wurde ausschließlich in ihrem...
2024