Zwölf Stühle

Zwölf Stühle

Originaltitel
Zwölf Stühle
Regie
Ulrike Ottinger
Darsteller
Wassili Ostafejtschuk, Anatoli Pirogow, Pawel Kolomijtschuk, Leonid Anisimow, Wsewolod Kabanow, Sergej Jurkin
Kinostart:
Deutschland, am 13.01.2005 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Komödie
Land
Deutschland
Jahr
2004
FSK
ab 6 Jahren
Länge
198 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.zwoelfstuehle.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
5,0 (1 User)
Die Sowjetunion in den 1920er Jahren: Angesichts ihres nahenden Todes verrät eine alte Aristokratin (Swetlana Djagiljewa) ihrem Schwiegersohn, einem früheren Adelsmarschall (Genadi Skarga), ein lang gehütetes Geheimnis. Ihre wertvolle Juwelensammlung hat sie einst in dem Polster einer von zwölf Salonstühlen versteckt. Dummerweise wurde nach der Machtübernahme der Kommunisten ihr gesamtes Hab und Gut beschlagnahmt - somit auch besagtes Möbelstück mit dem kostbaren Inhalt. Die Sessel, die einander wie ein Haar dem anderen gleichen, sind an verschiedene Haushalte im ganzen Land verteilt worden. Bevor die alte Dame für immer ihre Augen schließt, berichtet sie auch Vater Fjodor (Boris Raev) von dem versteckten Schmuck. Auf seiner Suche nach den Brillianten trifft der Adelsmarshall bald auf den schrillen Vogel Ostap Bender (Georgi Delijew). Der gerissene Betrüger gibt vor, dem ausgedienten Aristokraten bei seiner Schatzsuche mit Rat und Tat zur Seite stehen zu wollen. Gemeinsam begeben sie sich auf immer neue Fährten der Edelsteine, dicht gefolgt von ihrem Gegenspieler Vater Fjodor.
Regisseurin Ulrike Ottinger setzt sich mit Vorliebe mit osteuropäischen Themen auseinander. Während ihrer Vorbereitungen für die "Südostpassage" durchquert sie unter anderem die Ukraine und Odessa. Dabei beschäftigt sie sich eingehend mit der Literatur der jeweiligen Länder. So lernt sie den Roman "Zwölf Stühle" des Odessiter Autorenpaar Ilja Ilf und Jewgeni Petrow kennen. Sie schildern das gesellschaftliche Chaos der Sowjetunion während der Aufbauphase in den 1920er Jahren. Ottingers Leinwandadaption bewarte die einprägsame Bilderwelt der literarischen Vorlage. Sie führt die Zuschauer ausgehend von dem Dorf Wilkowa über Odessa quer durch das ehemalige Sowjetreich. Die oft heruntergekommenen Schauplätze demonstrieren, dass nach Bürgerkrieg und politischer Umstrukturierung nichts als ein Loch in der Staatskasse geblieben ist. Im Gegensatz dazu steht die schillernde Darstellung der Figuren. Mit Scharfsinn zeigt Ottinger, wie unterschiedlich jeder Einzelne auf die neue Gesellschaftsform reagierte. Der Romanvorlage folgenden, rückt sie die Handlung in ein humoristisches Licht. Ein Erzähler kommentiert die Reise der Protagonisten und haucht dem Geschehen etwas Märchenhaftes ein. Vor allem Ostap Bender wirkt mit seinen bunten Kostümen und den roten Haaren wie eine Gestalt aus einer Fabel. Ottinger war nicht nur für die Regieführung verantwortlich, sie leitete auch die Produktion, schrieb das Drehbuch und verrichtete sogar die Kameraarbeit selbst.
Viola Wich/Filmreporter.de
2024