Universum Film
Mein Onkel ("Jacques Tati - Mon Oncle")

Mein Onkel

Originaltitel
Mon oncle
Regie
Jacques Tati
Darsteller
Suzanne Franck, Édouard Francomme, Michel Goyot, René Lord, Elsa Mancini, Jean Meyet
Kinostart:
Deutschland, am 23.06.1959 bei Jugendfilm-Verleih
Genre
Komödie
Land
Frankreich, Italien
Jahr
1958
FSK
ab 6 Jahren
Länge
109 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
9,0 (Filmreporter)
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Perfekte Technik? Nicht mit Monsieur Hulot!
Das Haus ist der ganze Stolz des Ehepaares Arpel. Monsieur Arpel (Jean-Pierre Zola), der Generaldirektor einer Plastikschlauch-Fabrik, hat sich in einem kühlen Villenvorort ein supermodernes Anwesen errichten lassen. Zusammen mit Ehefrau (Adrienne Servantie) und ihrem Sohn Gérard (Alain Bécourt) bewohnt Monsieur Arpel ein aseptisches Haus, das mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet ist.

Während die Küchengeräte die Hausarbeit fast von alleine verrichten, wird der Wasserbrunnen im Garten nur dann eingeschaltet, wenn wichtiger Besuch eingeladen ist. Auch das Garagentor ist vollautomatisch. Es hat die gleichen runden Bullaugen-Fenster wie das Schlafgemach der Arpels. Durch den Garten schlängelt sich ein kleiner Weg, der ja nicht verlassen werden darf. Sauberkeit und Ordnung sind oberste Prioritäten im Hause Arpel. Mit soviel lebens- und lustfeindlicher Perfektionssucht hat der kleine Gérard natürlich seine Probleme. Sein bester Freund und Spielkamerad ist Onkel Hulot (Jacques Tati). Monsieur Hulot, der in der Dachwohnung eines uralten und mehrmals umgebauten Hauses wohnt, ist Gérards einzige Verbindung zur Wärme der anderen, "normalen" Welt. Gleichzeitig ist Hulot Garant für unterhaltsame Abwechslung, denn der verschrobene Onkel steht mit der modernen Technik auf Kriegsfuß - und sie mit ihm.
Bereits im Jahre 1958 entstanden ist "Mon oncle" eine bissige, und dabei extrem unterhaltsame Satire auf den aberwitzigen Perfektionismuszwang, der mit dem technischen Fortschritts erreicht werden soll. Die Gefühlskälte einer scheinbar idealen Industriewelt kontrastiert mit Hulots volkstümlichem Stadtviertel, in dem Kinder unerzogen sein dürfen und Hunde ungestört durch die Gassen streunen. Jacques Tati, der hier wie in all seinen Filmen fünf Filmen nicht nur Regie führt, sondern auch als Hauptdarsteller agiert, mimt den liebenswerten Monsieur Hulot.

"Mein Onkel" kommt, wie viele andere Werke Tatis, fast ohne Dialoge aus. Der Regisseur und Hauptdarsteller hat mit viel Poesie und Feingefühl eine universell verständliche Körpersprache entwickelt, die vor Ausdrucksstärke strotzt und kein Platz für Missverständnisse übrig lässt. Nicht zuletzt dank ihres Einfallsreichtums ist diese Komödie sowohl eine Hommage an ein Leben abseits des blinden Forschrittsglauben, als auch eine scharfsinnige Analyse menschlicher Schwächen. Tati ist Kult - ein absolutes Muss!
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
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Mein Onkel ("Jacques Tati - Mon Oncle")
2024