Der wilde Schlag meines Herzens

Der wilde Schlag meines Herzens

Originaltitel
De battre mon coeur s'est arrêté
Alternativ
Der Schlag, der mein Herz verspielte (AKA)
Regie
Jacques Audiard
Darsteller
Romain Duris, Niels Arestrup, Jonathan Zaccaï, Gilles Cohen, Linh Dan Pham, Aure Atika
Kinostart:
Deutschland, am 22.09.2005 bei Concorde Filmverleih
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2005
FSK
ab 16 Jahren
Länge
107 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Zwei Seelen wohnen in einer Brust
Tom (Romain Duris) ist wie sein Vater Robert (Niels Arestrup) ein skrupelloser Immobilienspekulant. Um seine windigen Geschäfte zu betreiben, scheut er nicht davor zurück, rohe Gewalt anzuwenden. Eines Abends begegnet Tom zufällig dem Agenten seiner verstorbenen Mutter, einer talentierten Pianistin. Dieser lädt ihn zum Vorspiel ein. Tom hat jedoch seit über zehn Jahren kaum noch Klavier gespielt.

Mit Hilfe der jungen chinesischen Virtuosin Miao-Lin (Linh Dan Pham) beginnt er mit großem Eifer und angesichts seiner eingerosteten Künste nicht minder großer Verzweiflung zu üben. Doch Toms neu entfachte Leidenschaft für die hohe Kunst lässt sich nicht ohne weiteres mit seinem primitiv-brutalen Alltag in Einklang bringen. So verliert er bei seinen nächtlichen Razzien durch besetzte Immobilien zunehmend an Härte und Biss, findet aber zugleich nur schwer die nötige Ruhe und Konzentration für die Musik. Das Vorspielen rückt immer näher - die Turbulenzen in Toms Leben werden von Tag zu Tag heftiger.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust". Wie in Johann Wolfgang von Goethes Faust geht es auch in Jacques Audiards "De battre mon coeur s'est arrêté" um den Kampf zwischen den hellen und den düsteren Mächten im Menschen. Äußerst symmetrisch exerziert Audiard diese Spaltung. Vom Vater hat Tom die Gaunerseele, von seiner verstorbenen Mutter die künstlerische Ader geerbt. Dass diese zwei Seelen nicht ohne weiteres im Einklang zu bringen sind, versteht sich fast von selbst.

Mit großer Intensität gelingt es Audiard diese Spannung während des gesamten Films aufrecht zu halten und stetig zu steigern. Zu Hilfe kommt ihm hierbei insbesondere Hauptdarsteller Romain Duris, der den introvertierten und gespaltenen Tom mehr als überzeugend spielt. Auch Niels Arestrup ist in der Rolle des Vaters hervorzuheben: eine glanzvolle Darstellung einer im Kern gescheiterte Existenz. Die wohldosierte Handkamera, die oft geradezu im Nacken des Protagonisten zu kleben scheint, verleiht dem Film Intensität und macht Toms erstickende In-Sich-Gekehrtheit physisch nachempfindbar. Die Kameraführung spielt gekonnt mit Licht und Schatten, die treffend ausgewählte Musik tut ihr übriges. Der Titel des Films ist dem Chanson "La fille du père Noël" von Jacques Dutronc und Jacques Lanzmann entnommen.
Carlo Avventi/Filmreporter.de
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