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Gewalt und Leidenschaft (Gruppo di famiglia in un interno, 1974)

Gewalt und Leidenschaft

Originaltitel
Gruppo di famiglia in un interno
Regie
Luchino Visconti
Darsteller
Burt Lancaster, Helmut Berger, Silvana Mangano, Claudia Marsani, Stefano Patrizi, Elvira Cortese
Kinostart:
Deutschland, am 27.03.1974 bei
Genre
Drama
Land
Italien, Frankreich
Jahr
1974
FSK
ab 18 Jahren
Länge
121 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,7 (3 User)
Viscontis Studie über die Kollision zweier Welten
Der Professor (Burt Lancaster) führt in Rom ein ruhiges, zurückhaltendes Leben. In seinem großzügigen Palazzo umgibt sich der Amerikaner lieber mit teurer Kunst als menschlicher Gesellschaft. Sein geregelter und friedlicher Alltag wird von der Marchesa Bianca Brumonti (Silvana Mangano) aus der Bahn geworfen. Die extravagante Millionärin überredet den Professor den unbewohnten Teil seines Hauses zu vermieten. Kaum eingezogen, stellt sie mit ihrem wesentlich jüngeren Freund, ihrer Tochter und dessen Freund das Haus und das eigenbrötlerische Leben des Professors auf den Kopf. Erstaunlicherweise ist dieser trotz des Chaos und den ständigen Streitereien seiner neuen Mieter zunächst nicht aus der Ruhe zu bringen.

Seine Abneigung gegen das menschliche Miteinander wird zwar durch die vorlaute Marchesa bestärkt, jedoch versucht er unermüdlich alle Konflikte aus der Welt zu räumen. Bald merkt er aber, dass die aufbrausende menschliche Natur kaum zu bändigen ist. Er fühlt sich in seiner Einstellung, Menschen möglichst aus dem Weg zu gehen, immer mehr bestätigt. Aber seine langjährige Scheu kann auch ihn letztendlich nicht vor einer schmerzhaften Erfahrung bewahren.
Aufwendige Produktionen von großer epischer Kraft sind ein Markenzeichen des italienischen Kultregisseurs Luchino Visconti. Auch in diesem aufwendig produzierten Drama fehlt es nicht an pompösen Dekorationen. Die Übersättigung mit Bildern und Statuen erzielt jedoch eine ganz bestimmte Wirkung. Man wird auf anschauliche Art in die Welt des Professors eingeführt. Weil er den menschlichen Kontakt scheut umgibt er sich lieber mit einem Überfluss an alten Bildern und Statuen. Er sieht einen höheren Wert in der künstlerischen Schaffenskraft des Menschen als in seinem emotionalen Wesen. Doch auch er muss auf schmerzliche Art lernen, dass man sich Gefühlen und Leid nicht dauerhaft entziehen kann.

Visconti, der Mitbegründer des Neorealismus, thematisiert in seinem Werk immer wieder Tod, Verfall, und die Dekadenz von Großbürgertum und Adel. Auch hier weicht er nicht von seiner Linie ab. Die Protagonisten steuern unaufhaltbar in das Chaos. Die bisher unberührte heile Welt des Professors wird irreparabel auf den Kopf gestellt. Als Repräsentantin des Adels, zerstört die Marchesa alles was ihr in den Weg kommt. Der Professor bekommt ihre Hemmungslosigkeit genau so zu spüren wie ihr junger Liebhaber.
Peter Gaal, Filmreporter.de
Der 1976 verstorbene Regisseur Luchino Visconti inszeniert eine interessante Studie über die Kollision zweier grundverschiedener Welten.
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Gewalt und Leidenschaft (Gruppo di famiglia in un interno, 1974)
2024