Der Kick

Die filmische Bearbeitung des Falles von Regisseur Andres Veiel ist ungewöhnlich. Für Gespräche mit Verwandten des Opfers, mit den Tätern, deren Angehörigen und anderen Bewohnern, reiste er mehrere Male nach Potzlow. Das anfängliche Schweigen wich nach und nach einem dringenden Bedürfnis sich mitzuteilen und sich zu erklären. Die aufgezeichneten Gespräche, sowie bereits vorhandene Aussagen und Gerichtsprotokolle bilden das Gerüst des Films. Veiel verzichtet darauf, die realen Aussagen mit den dazu gehörigen Personen aufzuzeichnen. Die zwei Schauspieler Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch schlüpfen in deren Rollen. Dadurch werden die Figuren entpersonalisiert. Sie schaffen die nötige Distanz, um sich mit der schrecklichen Tat auseinander setzen zu können. Die Tat wird abstrakter und es wird möglich nach zugrunde liegenden Mustern zu suchen. In den Dialogen sind die Personen dennoch sichtbar, da sie durch ihre Art zu sprechen zu Individuen werden. Auch Potzlow wird abstrahiert. Handlungsort des Filmes ist eine Fabrikhalle, die mittels differenzierter Beleuchtung und ausgefeilter Geräuschkulisse in Szene gesetzt wird. So ist zwar ein Dokuspielfilm entstanden, der mit herkömmlichen Dokumentationen nicht viel gemein hat.