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Lagerfeld Confidential

Lagerfeld Confidential

Originaltitel
Lagerfeld Confidential
Regie
Rodolphe Marconi
Darsteller
Alek Wek, Christy Bella Joiner, Caroline von Monaco, Karl Lagerfeld, Brad Koenig
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Frankreich
Jahr
2007
Länge
88 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Unterhaltsames Porträt eines Ungeduldigen
Rodolphe Marconi hat Karl Lagerfeldzwei Jahre filmisch begleitet und dabei viele hundert Stunden Aufnahmen gesammelt. Daraus erstellte Marconi ein anderthalb Stunden langes Porträt des Modeschöpfers. Lagerfeld, der sich zumindest von seinem Erscheinungsbild als "Priester für Ungläubige" sieht, gewährt dem Zuschauer Einblicke in Arbeit und Privatleben.

Er fotografiert im Studio, zeichnet am heimischen Schreibtisch, trifft Nicole Kidman am Rande einer Modenschau oder lässt sich im Auto durch Paris chauffieren. Stets führt er zugleich das Gespräch mit Marconi fort. Doch der Filmemacher ist nur Stichwortgeber. Gewohnt pointiert parliert Lagerfeld über seine Kindheit, seine Mutter, sein Verhältnis zur Religion und seine Passion für die Fotografie. Nur über ein Thema möchte er sich im Film nicht zu detailliert auslassen: die Liebe.
Gemessen am eigenen Anspruch, mit dem "Lagerfeld Confidential" beworben wird, ist Rodolphe Marconis Dokumentation gescheitert. Wenn Karl Lagerfeld sagt, er möchte nicht ohne seine Sonnenbrille im Film gezeigt werden, so ist dies durchaus symbolisch zu verstehen. Marconi zeigt Lagerfeld, wie man ihn kennt: locker, leicht, humorvoll und immer ein wenig ungeduldig. Er ist ein Getriebener, der sich dennoch nie aus der Fassung bringen lässt.

Trotz seiner Ankündigung ist er manchmal ohne Sonnenbrille zu sehen, doch hinter die Fassade vermag Marconi nicht zu blicken. Der Regisseur kommentiert das Gezeigte nicht, der Zuschauer muss sich selbst ein Bild machen. Dafür fehlt jedoch die Grundlage. Zu keinem Zeitpunkt schafft es der Interviewer, den Designer aus der Reserve zu locken. Stets versteckt sich Lagerfeld hinter einer ironischen Fassade. Das "Schein vor Sein" der Modewelt setzt sich bei Lagerfeld in der Kommunikation fort. Er steigt nie tiefer in persönliche Themen ein, lässt nichts an sich heran. Immer behält er die Kontrolle über das Gespräch. Das mag respektvoll sein, informativ ist es nicht.

Rückt man jedoch von diesem strengen Anspruch ab, so vermag die Dokumentation durchaus zu unterhalten. Der kurze Monolog, die knappe Sentenz - vielleicht noch mehr als die Mode ist dies Lagerfelds Paradedisziplin. Der ironischen, manchmal kontroversen, gelegentlich witzigen Pointe wird viel Raum gegeben. In dieser Eigenschaft des Porträtierten liegt die ganze Stärke von Marconis Werk. Die Tatsache, dass der Regisseur dies erkannt und bei der Auswahl seiner Szenen ausreichend berücksichtigt hat, macht "Lagerfeld Confidential" zu einem unterhaltsamen Porträt. Die fehlende Intimität gerät da schnell zur Nebensache. Schließlich ermöglicht erst die aufrechte Fassade die ironische Distanziertheit. Marconis Doku ist also vor allem eines: eine meisterhafte Selbstinszenierung.
Michael Domke, Filmreporter.de
Rodolphe Marconi hat Modeschöpfer Karl Lagerfeld zwei Jahre filmisch begleitet. Aus den hunderten Stunden Aufnahmen entstand ein unterhaltsames...
Berlinale
Lagerfeld Confidential
2024