Parade

Parade

Originaltitel
Parade
Regie
Jacques Tati
Darsteller
Janne Schaffer, Jan Nygren, Michael Mansson, Dominique Lavanant, Janne 'Loffe' Carlsson, Moniqa Sunnerberg
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie
Land
Frankreich, Schweden
Jahr
1974
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Letztes vollendetes Projekt von Jacques Tati
Als die Artisten die letzten Vorbereitungen hinter den Kulissen treffen hat sich die Zuschauermenge bereits im Zelt versammelt. Alles wartet voller Spannung auf den Beginn der Show. Monsieur Loyal (Jacques Tati) gibt schließlich das Startzeichen. Mit dem knalligem Rollkragenpulli und dem eng sitzenden Anzug wirkt Loyal etwas schrullig, doch mit Einsetzen der Musik verwandelt er sich zu einem richtigen Dirigenten.

Das Publikum, so sein Wunsch, soll nicht nur zuschauen, sondern an den Kunststücken regelrecht teilnehmen. Loyal fordert sie auf, bei den einzelnen Nummern mitzumischen - egal wo. Einige Zuschauer trauen sich bis in die Manege, andere beteiligen sich lieber hinter den Kulissen oder tauschen viel versprechende Blicke. Das Zirkuszelt wird allmählich zum Ort eines kollektiven Schauspiels. Es gibt keine Bühne mehr, auf der eine Vorstellung präsentiert wird. Der Zirkus mit seiner Magie und seinem Zauber ist die einzige Attraktion und jetzt zu spüren. Doch der Ursprung von allem ist im Kopf des ulkigen Monsieur Loyal zu finden.
Waren die Filme des Jacques Tati eine ironische Antwort auf die moderne Welt, so ist die TV-Produktion "Parade" eine liebevolle Hommage an den Zirkus. Nach dem finanziellen Debakel von "Tatis herrliche Zeiten", seinem teuerstem Kinofilm, der die Erwartungen an den Kinokassen leider nicht erfüllen konnte, war der französische Regisseur auf die ökonomische Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. So ist "Parade" ein Projekt, das im Auftrag des schwedischen Fernsehens gedreht wurde.

Tati hat das Angebot, einen Film über den Zirkus zu drehen, gerne angenommen und daraus ein Sammelsurium aus Auftritten zirzensischer Artisten und Tatis berühmten Pantomimenummern gemacht. Mit seinem sicheren Gespür für die visuelle Poesie stellt Tati immer wieder überraschende und fantasievolle Bezüge her. Trotzdem ist das Fernsehprojekt keine melancholische Reminiszenz an die Zirkuswelt. Tati sieht "Parade" als eine Art Respektbekundung gegenüber einer künstlerischen Ausdrucksform, die Stummfilmlegenden wie Charles Chaplin oder Buster Keaton ermöglicht hat. "Der Zirkus", so der französische Pantomime, "ist eine Schule der Demut und Liebenswürdigkeit, die in der heutigen modernen Ära lächerlich erscheinen mag". Auch hinter Tatis letzte Produktion "Parade" verbirgt sich also eine augenzwinkernde Kritik an die Gefühlskälte der Moderne.
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
2024