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Let's Get Lost

Let's Get Lost

Originaltitel
Let's Get Lost
Regie
Bruce Weber
Darsteller
Diane Vavra, Ruth Young, Flea, Rodney Harvey, John Leftwich, Louie Leonardo
Kinostart:
Deutschland, am 05.10.1989 bei Kinowelt Filmverleih
Genre
Dokumentarfilm, Musikfilm
Land
USA
Jahr
1988
FSK
ab 16 Jahren
Länge
119 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Jugend und letzte Jahre der Jazzlegende Chet Baker
1988 ist Chet Baker von seinem exzessiven Drogenmissbrauch schwer entstellt. Das verlebte, von tiefen Furchen gezeichnete Gesicht lässt nur noch erahnen, wie er in den 1950er Jahren ausgesehen hatte. Wie kam es zu diesem Verfall? Während der Zuschauer Baker auf seiner Tournee durch Amerika und Europa begleitet, bekommt er in Rückblenden und Interviews mit Angehörigen, Freunden und Kollegen Informationen vom Werdegang des Jazzmusikers. So beleuchtet Regisseur Bruce Weber seinen Aufstieg und Werk, sein Privatleben und seine Drogenexzesse. Sein Stern geht in den 1950er Jahren auf. Zunächst spielt er als Trompeter in der Band von Charlie Parker. Berühmt wird er im klavierlosen Quartett von Saxophonist Gerry Mulligan. Ihr erster Hit heißt "My Funny Valentine". Diese Melodie wird denn Baker in abgewandelter Form immer wieder neu interpretieren. Später gründet Baker mit Pianist Russ Freeman ein Jazz-Quartett, bei dem er auch singt. Äußerlich ähnelt er James Dean. Bald folgen seine wilden Jahre, in denen er immer wieder wegen Drogenbesitzes festgenommen wird. Der aufbrausende, unangepasste Musiker gerät in Schlägereien. In einem Kampf verliert er seine Vorderzähne. Obwohl zunehmend von seinen Eskapaden gezeichnet, steht er immer wieder auf. Kritiker loben seine Alben, das Publikum feiern seinen Jazz auf Konzerte rund um den Globus.
Regisseur und Fotograf Chet Baker ist ein dezidierter Fan von Jazikone Chet Baker. Persönlich traf er sein Idol erstmal im Jahr 1986. Nach einem Fotoshooting hat er die Idee, einen Kurzfilm mit Baker zu realisieren. Bei den Aufnahmen verstehen sich beide so gut, dass aus dem Projekt eine Dokumentation in Spielfilmlänge wird. Weber erinnert sich, dass die Arbeit mit Baker nicht immer leicht war: "Manchmal mussten wir plötzlich abbrechen. Denn Chet war ein Junkie und konnte die Dinge nicht zweimal machen. So mussten wir immer wieder von vorne anfangen. Trotzdem haben wir ihn sehr gemocht." Diese inspirierten Weber zu einem eher intimen Porträt der Jazzlegende. Archivaufnahmen und Interviews mit Wegbegleiter, Freunde und Familienmitgliedern runden die Dokumentation ab. Chet Baker hat die Premiere nicht mehr erlebt. Am13. Mai 1988 stürzt er aus dem Fenster seines Hotelzimmers in Amsterdam und ist sofort tot. Zuvor war seine Drogenabhängigkeit eskaliert. Er hatte begonnen, Heroin, Kokain und Amphetamine zu mischen. Dieser Coctail wird in der Drogenszene "Speedball" genannt. Um seinen Tod ranken sich mehrere Legenden. So soll ihn ein Drogendealer aus dem Fenster gestoßen haben - allerdings fand die Polizei dafür keine Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass er unter Drogeneinfluss das Gleichgewicht verloren und gestürzt ist. Sein letzter Pianist Michel Graillier berichtet, Baker sei des Hotels verwiesen worden. Da er sein Instrument vergessen hatte, sei er die Regenrinne hochgeklettert und dabei abgestürzt. Ein in Leben und Tod spektakuläres Leben...
Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de
2024