Neue Film Welt
Edwige Feuillère in "Der Doppeladler"

Der Doppeladler

Originaltitel
L'aigle à deux têtes
Regie
Jean Cocteau
Darsteller
Marguerite de Morlaye, Edouard Dermithe, Guy Favières, Edith Lansac, Germaine Lefébure, Jacqueline Marbaux
Kinostart:
Deutschland, am 03.05.1949 bei
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
1948
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Von der Liebe einer Königin zu einem Anarchisten
Königin Natasha (Edwige Feuillère) wird eines Abend auf Schloss Krantz von dem Anarchisten und Poeten Stanislas (Jean Marais) heimgesucht. Der scheinbar orientierungslose Feind der Monarchie taumelt durch ihr Fenster. Aus dem Gefängnis entflohen, sucht er ausgerechnet auf Krantz einen Zufluchtsort. Im Grunde hat Stanislas den Plan die Königin zu töten, doch diese schert sich weder um Gesinnung noch um die Herkunft des Eindringlings. Sie engagiert Stanislas als ihren persönlichen Vorleser. Zwischen den beiden entwickeln sich zarte Bande und schon bald ist Natasha von dem Dichter fasziniert, auch weil er verblüffende Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Gatten besitzt. Hinter den Kulissen allerdings ziehen dunkle Gewitterwolken heran. Der einflussreiche Baron de Foehn (Jacques Varennes) plant einen Komplott zum Nachteil der Königin, bei dem auch die enge Vertraute Natashas, Édith de Berg (Silvia Monfort), eine zentrale Rolle zu spielen scheint.
Jean Cocteau inszeniert anmutig und folgt einem melancholischen Grundton. Der französische Regiepionier erzählt eine kompromisslose Geschichte von der Begegnung zweier ungleicher Menschen, die am Ende nur zwischen Liebe oder Tod entscheiden können. Das streng hierarchische Gesellschaftsbild welches von Cocteau gezeichnet wird, offenbart seine Schwachstellen. Unerfüllte Sehsüchte und Leidenschaften bahnen sich unabhängig von gesellschaftlichem Stand ihren Weg. Das surrealistische Moment tritt zugunsten der detailgetreuen Wiedergabe in den Hintergrund, ist aber dennoch spürbar. "Der Doppeladler" ist eine poesiegeschwängerte Auseinandersetzung mit dem Tod, die einem klassischen Drama entnommen worden zu sein scheint. Der Regisseur besetzt seinen langjährigen Lebensgefährten Jean Marais als Stanislaus, der in seiner Rolle allerdings allzu blass agiert. Seine Darbietung ist weinerlich und von mangelhaftem Ausdruck. Die dramatische Zuspitzung des Sujets ist vorhersehbar und somit insgesamt ein Garant für Spannungsarmut.
Timo Buschkämper, Filmreporter.de
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Der Doppeladler
2024