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Dracula

Dracula

Originaltitel
Dracula
Alternativ
Dracula '79
Regie
John Badham
Darsteller
Peter Wallis, Frank Henson, Gabor Vernon, Frank Birch, Ted Carroll, Joe Belcher
Kinostart:
Deutschland, am 27.09.1979 bei CIC
Genre
Horror
Land
USA, Großbritannien
Jahr
1979
FSK
ab 12 Jahren
Länge
109 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Transsilvanischer Blutsauger trifft toughes Opfer
England, Ende des 19. Jahrhunderts. Nach einer stürmischen Nacht wird ein Schiff an die Küste getrieben. Die gesamte Besatzung ist tot, nur ein Passagier hat die Odyssee überlebt: Graf Dracula (Frank Langella). Er hat in England ein altes Schloss gekauft und nimmt dieses jetzt in Besitz. Gelangweilt von seinem Leben in Transsylvanien, will er das Leben in London kennenlernen. Mit seinen dunklen Augen und seiner charmanten Art verzaubert er die Frauen, insbesondere die Freundinnen Mina (Jan Francis) und Lucy (Kate Nelligan) erliegen dem gewandten Adligen.

Kurz nach seiner Ankunft ereignen sich mysteriöse Todesfälle. Alle Leichen weisen merkwürdige punktförmige Wundmale am Hals auf und haben viel Blut verloren. Mina fängt an, im Schlaf zu wandeln und stirbt kurze Zeit mit denselben Symptomen, wie die zuvor Verstorbenen. Ihr Vater, Professor Abraham van Helsing (Laurence Olivier) glaubt nicht, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist. Seine Untersuchungen führen ihn zu dem rumänischen Grafen. Er findet heraus, dass der ein Vampir ist und sich ausschließlich von Blut ernährt. Zusammen mit Lucys Vater, Psychiater Dr. Jack Seward (Donald Pleasence), sucht er nach Wegen, dem Untoten das Handwerk zu legen und ihm endgültig den Garaus zu machen. Inzwischen ist auch Lucy (Kate Nelligan) in Gefahr, seinem Charme und seinen Eckzähnen zum Opfer zu fallen.
John Badham hält sich bei seiner Dracula-Verfilmung nur lose an die Romanvorlage von Bram Stoker. Er lässt die Vorgeschichte weg, in der Jonathan Harker nach Rumänien reist, um dem Grafen ein Anwesen in England zu verkaufen. Stattdessen konzentriert sich seine Handlung auf dessen Aufenthalt auf der britischen Insel. Die Frauenfiguren Mina und Lucy werden miteinander vertauscht und die Familienbande enger geknüpft, Van Helsing ist hier auch Minas Vater. Daran kann man sich stören, wenn man den Roman gut in Erinnerung hat. Aber die Erzählung ist in sich schlüssig. Der Horrorfilm bietet außerdem sehenswerte Bilder. Nebelschwaden und blassgraue Landschaftsaufnahmen sorgen für eine unheimliche, mysteriöse Atmosphäre. Die Kulissen sind sorgfältig gestaltet. Das Schloss wirkt mit den Spinnenweben bei Kerzenlicht sowohl schaurig als auch romantisch. Es ist außerdem eine gute Idee, den Fürsten der Dunkelheit noch mehr als Verführer anzulegen, denn als erschreckendes Monster. Interessant ist, dass Lucy als emanzipierte, selbstbestimmte Frau angelegt ist.

1979 ist die feministische Bewegung auf dem Höhepunkt, die 68er haben zudem ihre Sexualität entdeckt. Trotz der gelungenen Bilder und mancher neuer Ideen, ist Badhams Dracula-Interpretation insgesamt etwas lahm und leidenschaftslos. Als Verführer agiert Dracula zu schwach, um zu überzeugen. Dagegen ist Lucy der aktivere Part. Doch auch sie agiert für eine emanzipierte Frau nicht forsch genug. Wenn man schon so frei mit der Vorlage umgeht, warum geht man den Ansatz nicht konsequenter zu Ende? Diese Inkonsequenz ist trotz der schönen Bilder störend. Schade ist auch, dass mit dem Insekten essenden Renfield eine der spannendsten Nebenfiguren nicht zum Tragen kommt.
Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de
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