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Kalkutta

Kalkutta

Louis Malle Kalkutta
Originaltitel
Calcutta
Regie
Louis Malle
Darsteller
Louis Malle
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Frankreich
Jahr
1969
Länge
105 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Dokumentation über sozialen Verhältnisse Indiens
Louis Malles "Kalkutta" ist das Ergebnis einer früheren Arbeit des Filmemachers. Als der Filmemacher Ende der 1960er Jahre durch Indien reist, entschließt er sich, das Land zum Gegenstand einer Dokumentation zu machen. In fünf Monaten filmt er mit zwei Mitarbeitern 30 Stunden Material und montiert dieses zu einem siebenteiligen Dokumentarfilm mit dem Titel "Phantom Indien".

Wenig später schneidet er aus dem Filmmaterial die Dokumentation "Kalkutta". Im Gegensatz zu "Phantom Indien", in dem er das Land in seiner sozialen, politischen und religiösen Ganzheit erfassen will, konzentriert sich Malle in der kürzeren Arbeit auf die sozialen Probleme Kalkuttas. So zeigt er die schier unüberwindliche Kluft zwischen der armen und reichen Bevölkerungsschicht, wobei Malle diese Verhältnisse im Wesentlichen als Ergebnis der britischen Kolonialzeit ausweist.
Das soziale Elend, auf das Louis Malle in Kalkutta stieß, findet sich auch in seiner Dokumentation und wird Ziel einer filmischen Anklage. Während er in "Phantom Indien" um eine neutrale Haltung bemüht war und die Kamera lediglich als beobachtendes Element benutzte - die freilich störend in die fremde und empfindliche fremde Kultur eindrang - konnte er in "Kalkutta" über das Elend der Bevölkerung nicht hinwegsehen. Bedingt durch die britische Kolonialpolitik (bis 1911 war die Stadt Verwaltungszentrale des britischen Empire) nahm Kalkutta innerhalb Indiens eine Außenseiterposition ein und wurde mit der Unabhängigkeit des Landes wirtschaftlich und politisch zusätzlich isoliert.

Die Folge war ein Anwachsen der armen Bevölkerungsschicht, der eine geringe Zahl wohlhabender Inder und ein kleiner Teil verbliebener Engländer gegenüberstand. In "Kalkutta" macht Malle in unmissverständlichen Bildern auf diese soziale Kluft aufmerksam. Immer wieder richtet er die Kamera auf das Elend der Masse, um ihr den Wohlstand weniger Reicher gegenüberzustellen. Diese dialektische Vorgehensweise zielt nicht nur auf einen emotionalen Effekt beim Zuschauer, sie klagt an und fordert ein Umdenken ein.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
2024