Bergfilm
Bergfest

Bergfest

Originaltitel
Bergfest
Regie
Florian Eichinger
Darsteller
Anna Brüggemann, Peter Kurth, Martin Schleiß, Rosalie Thomass
Kinostart:
Deutschland, am 08.07.2010 bei Bergfilm
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2008
FSK
ab 12 Jahren
Länge
88 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Intensives Drama über einen Vater-Sohn-Konflikt
Der 25-jährige Schauspieler Hannes (Martin Schleiß) möchte das Wochenende mit seiner Freundin Ann (Anna Brüggemann) in den verschneiten Alpen verbringen. In der Hütte treffen die beiden auf Hannes' Vater Hans-Gert (Peter Kurth) und dessen um Jahre jüngere neue Lebensgefährtin Lavinia (Rosalie Thomass). Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist seit Jahren gespannt, nicht zuletzt weil Hans-Gert die Familie verließ, als Hannes noch ein kleiner Junge war. Als sich die zwei zum ersten Mal nach Jahren wiedersehen, erkennt Hannes, dass sich sein Vater verändert zu haben scheint. Sie kommen sich wieder näher, was auch dem Wunsch Anns entspricht. Sie hofft, dass sich die längst fällige Aussöhnung zwischen den beiden auch positiv auf den Gemütszustand ihres zu Depression neigenden Freundes auswirken könnte. Doch die Verletzungen und Enttäuschungen, die der Sohn vom stets abwesenden Vater erlitten hatte, scheinen zu groß, als dass ein einziges Wochenende ausreichen würde, um die Wunden zu heilen.
In den letzten Jahren hat sich der deutsche Film nicht gerade durch leise und intensive Beziehungsdramen jenseits aktionsgeladener Mainstream-Produktionen hervorgetan. Maren Ades feinfühliges Kammerspiel "Alle Anderen" über existentielle Beziehungsprobleme eines jungen Paares gehört zu den wenigen geglückten Ausnahmen. Neben den dramatischen Aspekten warf Ades Drama zugleich einen Blick auf die Befindlichkeit der deutschen Gesellschaft und durchleuchtete insbesondere die Krise des modernen Mannes, die sich immer deutlicher vor dem Hintergrund der Umwertung der traditionellen Rollenverteilung offenbart.

Umso gespannter darf man auf Florian Eichingers "Bergfest" sein. Dabei ist auch Eichingers Kinodebüt kein in sich abgeschlossenes Beziehungsdrama. Vordergründig geht es um das Phänomen der Vaterlosen Gesellschaft als Folge der hohen Scheidungs- und Trennungsrate. Dabei interessiert sich Eichinger nicht nur für die Auswirkung von Scheidungen auf die Kinder. Es geht ihm vielmehr um die Folgeerscheinungen, die eine physische wie emotionale Abwesenheit eines Elternteils auf das seelische Befinden des Kindes haben kann. Dem Regisseur ist mit seinem Film - auch dank seines überzeugend aufspielendem Schauspielensembles - ein intensives Beziehungsdrama gelungen, das sich auf die Spuren Ingmar Bergmans begibt. Und doch hat man als Zuschauer den Eindruck, dass sich seine Erzählung im luftleeren Raum bewegt. Vieles wirkt konstruiert, abstrakt und der Wirklichkeit enthoben. Das steht der Intensität des Dramas nicht im Wege, geht aber auf Kosten dessen, was für einen Autorenfilm essentiell ist: Wahrhaftigkeit. Es fällt schwer, die psychisch-seelischen Abgründe, die sich im gestörten Verhältnis zwischen Vater und Sohn offenbaren, nachzuvollziehen. Die Intention ist klar: Es sollen Wahrheiten vermittelt werden, der man in ihrer Kompromisslosigkeit nur in der Kunst begegnet. Dennoch hat man das Gefühl, es handele sich um rezipierte, von literarischen und filmischen Vorbildern abgeschaute Erkenntnisse.

Das grenzt dieses Erstlingswerk von Bergman ab. Dessen Seelendramen berühren den Zuschauer nicht zuletzt, weil mit dem Betrachten immer das Gefühl einer tief empfundenen, allgemeingültigen Wahrheit mitschwingt. Davon ist in Eichingers Werk, trotz beachtlicher inszenatorischer und darstellerischer Leistung, wenig zu spüren. Im Grunde zielt die Kritik auf ein entscheidendes Problem des deutschen Autorenfilms. Auf die Tatsache, dass der Hochschul-Akademismus selbst vor ambitionierten Autorenfilmen keinen Halt macht und jeden Anflug kreativen Individualismus' und künstlerischer Selbstständigkeit jenseits des Erlernten zu ersticken droht.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Videoclip: Bergfest
Hannes (Martin Schleiß) möchte mit seiner Freundin Ann (Anna Brüggemann) ein Wochenende in den Alpen verbringen. In der Berghütte der Familie...
 
Galerie: Bergfest
"Bergfest" ist das beachtliche Kinodebüt von Florian Eichinger. Es handelt von einen Konflikt zwischen Vater und Sohn. Das intensive Kammerspiel...
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