Wüste/Iris Productions
Zwei Leben

Zwei Leben

Originaltitel
Zwei Leben
Alternativ
Two Lives
Regie
Georg Maas, Judith Kaufmann
Darsteller
Ursula Werner, Jürgen Rißmann, Ralf Dittrich, Christian Steyer, Mathias Harrebye-Brandt, Holger Handtke
Kinostart:
Deutschland, am 19.09.2013 bei farbfilm verleih
Kinostart:
Österreich, am 26.12.2013 bei ThimFilm
Genre
Drama
Land
Deutschland, Norwegen
Jahr
2012
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Leise erzähltes, sehr gut gespieltes Drama
Katrine (Juliane Köhler) lebt glücklich mit Mann (Sven Nordin) und Tochter (Julia Bache-Wiig) in Norwegen. Die harmonische Fassade bekommt erste Risse, als in Deutschland 1989 die Mauer fällt. Während Europa das historische Ereignis feiert, sieht sich die aufgescheuchte Katrine zum Handeln gezwungen. Sie fährt nach Deutschland, besucht ein längst stillgelegtes Kinderheim und trifft in einer Kneipe einen Mann, dem sie Anweisungen bezüglich einer ehemaligen Heimpflegerin gibt.

Zurück in Norwegen wird sie durch die Recherchen des deutschen Anwalts Sven Solbach (Ken Duken) erneut alarmiert. Der untersucht den Fall der so genannten Lebensborn-Kinder. Es handelt sich um Kinder, die während des zweiten Weltkrieges ihren Müttern von den Nazis entrissen wurden und in ein Lager gesteckt wurden. Der Grund: Da ihre Mütter Beziehungen mit deutschen Soldaten hatten, sollten die reinrassigen Kinder nach Deutschland gebracht und zu echten Ariern erzogen werden.

Für den Aufsehen erregenden Fall braucht Solbach auch die Aussagen Katrines und ihrer Mutter Ase (Liv Ullmann). Auch ihre Wege verloren sich im Zuge des Rassenwahns, bis sich Mutter und Tochter Jahre spät wiederfanden. Doch je mehr Katrine von ihren Erlebnissen preisgibt, umso mehr verstrickt sie sich in ein Netz von Lügen und Geheimnissen. Wer ist Katrine wirklich? Und was hat die Stasi mit ihrem Schicksal zu tun.
Der deutsche Nachkriegsfilm hat sich immer gerne der zwei großen historischen Themen des Landes gewidmet, dem Schrecken des Dritten Reichs sowie dem SED-Regime der DDR. Zwei dunkle Kapitel innerhalb dieser Blöcke blieben bei der filmischen Vergangenheitsbewältigung indes immer ausgespart: das Schicksal der so genannten Lebensborkinder und das Kapital, das die DDR aus dem einstigen Rassenwahn der Nationalsozialisten schlug, indem sie die Erlebnisse der Opfer für ihre Zwecke instrumentalisierte.

Georg Maas schafft das Kunststück, beide Aspekte in einem Film zu bündeln. Auf hohem Erzählniveau und in ergreifenden Szenen zeigt sein auf wahren Begebenheiten beruhendes Drama "Zwei Leben", welche traumatischen Schneisen die beiden politischen Systeme in die Seelen des Einzelnen schlugen. Auf der einen Seite steht das Schicksal der von Liv Ullmann gespielten Norwegerin, die ihre Beziehung zu einem Deutschen mit dem Verlust ihres Kindes bezahlen musste. Auf der anderen Seite die Erlebnisse der von Juliane Köhler gespielten Stasi-Agentin, die sich auf Druck von oben einerseits und nach freier Entscheidung andererseits eine große Schuld auf sich lädt.

Maas entfaltet die beiden individuellen Schicksale in einem ruhigen und unspektakulären Erzähltempo. Die düsteren Bilder und die raue Kulisse Norwegens verleihen dem Film zwar eine melancholische, der Seelenlage der Protagonisten angepasste Stimmung, sorgen andererseits aber auch für eine bleierne Schwere. Nahezu erdrückend wirkt auch die Verschränkung der Zeitebenen, wenn der Regisseur die Vergangenheit, vor allem die Geschichte der Agentin mit Rückblenden in die Handlung einstreut. Maas strebt durch den Blick zurück in die Geschichte eine Erklärung der historischen und persönlichen Zusammenhänge, Motivierung der Figuren sowie Emotionalisierung des Zuschauers an, verliert dabei jedoch die erzählerische Konzentration und die dramaturgische Geschlossenheit seines Films aus dem Auge.

Wenn "Zwei Leben" am Ende doch überzeugt, dann liegt das nicht nur an einer Reihe ergreifender emotionaler Szenen, sondern vor allem auch an seinen hervorragenden Hauptdarstellerinnen. Juliane Köhler spielt mit viel Einfühlungsvermögen eine Frau, der die Last ihrer Schuld in Gestik und Mimik eingeschrieben ist. Großartig ist auch die Leistung von Liv Ullmann. Es gibt Momente in "Zwei Leben", in denen die Grande Dame des norwegischen Films nahtlos an ihre berühmten Auftritte in den Filmen Ingmar Bergmans anknüpft. Momente, in denen das Grauen des Daseins, das dem Menschen auf einmal bewusst wird, sich unmittelbar auf dem Gesicht der Schauspielerin widerspiegelt. Allein dass er dem Zuschauer daran erinnert hat, dass das Kino bei allem Action- und CGI-Brimborium, dass Schauspielkunst im Allgemeinen und die wunderbaren Ullmann und Köhler im Besonderen die elementaren Fähigkeiten besitzen, so etwas wie Wahrhaftigkeit auf die Leinwand zu zaubern, dafür muss man Maas dankbar sein.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Durch den Fall der Berliner Mauer gerät das Leben von Katrine (Juliane Köhler) in Norwegen aus dem Ruder. Während die Welt die Freiheit in der...
 
Georg Maas' auf wahren Begebenheiten beruhende, packend gespielte Drama "Zwei Leben" handelt vom Schicksal einer Frau, die Täterin und Opfer...
Wüste/Iris Productions
Zwei Leben
2024