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Hoffnungslos glücklich

Hoffnungslos glücklich

Originaltitel
Matching Jack
Alternativ
Hoffnungslos glücklich - Jeder Tag ist ein Geschenk
Regie
Nadia Tass
Darsteller
Damian Callinan, Steve Montgomery, Bill Green, Cameron Nugent, Tim Ellis, Sue-Anne Webster
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Australien
Jahr
2010
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Gute Darsteller in formelhaft inszeniertem Drama
Marissa (Jacinda Barrett) führt auf den ersten Blick ein glückliches und erfülltes Leben mit ihrem Mann David (Richard Roxburgh). Sohn Jack (Tom Russell) ist Marissas Ein und Alles. Als das Kind an Leukämie erkrankt, bricht ihre Welt zusammen. Durch Zufall kommt zudem heraus, dass sich David seit Jahren emotional vernachlässigt fühlt und in wechselnde Affären flüchtet.

Marissa kämpft fortan mit aller Kraft um das Leben ihres Sohnes. Im Krankenhaus trifft sie Connor (James Nesbitt), den Vater von Jacks Zimmergenosse Finn (Kodi Smit-McPhee). Finn leidet ebenfalls an Leukämie. Während sich die Kinder anfreunden, kommen sich auch die Eltern näher. Connor verhilft Marissa zu der Erkenntnis, dass im Kampf gegen die gefährliche Krankheit ihrer Kinder weit mehr als Medizin für die Heilung nötig ist.

Unabhängig davon braucht Jack dringend eine Knochenmarkspende. Marissa macht sich auf die Suche nach Davids Affären. Vielleicht hat er neben Jack weitere Kinder, die als Spender in Frage kommen...
"Hoffnungslos glücklich" hält sich an die erprobten Genrekonventionen des Dramas. Der Zuschauer wird durch das Verweilen der Kamera auf verheulten Gesichtern und dem suggestiven Soundtrack emotional an die Hand genommen. Nie kommt ein Zweifel auf, ob eine Szene von Regisseurin Nadia Tass zum Lachen oder Weinen provoziert. Stets funktioniert die stumpfe inszenatorische Mechanik des Genres. Graustufen lassen sich weder im Plot noch an den Figuren erkennen. Marissa ist ein richtiger Engel. Der Krankheit ihres Sohnes ordnet sie alles andere unter. Ihr einziger innerer Konflikt besteht in der Frage, ob sie nicht vielleicht noch mehr für ihren Sohn tun könnte. David hingegen ist ein ganz mieser Schuft und seine Affären sind alles selbstverliebte Zicken, die keinerlei Mitgefühl für Marissa und Jack entwickeln. Connor füllt die wohlbekannte Position des weisen, bedächtigen und verständnisvollen Beraters/Leidensgenossen/perfekten Schwiegersohns aus. Welche Frau würde nicht ins Schwärmen kommen angesichts eines derart tollen Mannes? Schließlich ist er zugleich rauer Matrose und sensibler Frauenversteher.

Hier liegt das Problem: der Film nimmt seine Zuschauer nicht ernst. Die eindimensionale Figurenstruktur macht dem Publikum von "Hoffnungslos glücklich" deutlich zu viele Vorgaben. Es gibt keinerlei Möglichkeit, von der vorgegebenen moralischen Bewertung des Geschehens abzuweichen. Dabei deutet der Film an anderen Stellen durchaus Potential an. Schwächen in der Figurenentwicklung und dem Drehbuch werden durch emotional glaubhafte Szenen abgemildert. Dass diese funktionieren, ist vor allem den guten Darstellern zu verdanken. Trotz aller Klischees schaffen es vor allem Jacinda Barrett und James Nesbitt ihren Figuren sympathische und authentische Züge zu geben. Insgesamt überwiegt jedoch die Enttäuschung über die Klischees.
Michael Domke, Filmreporter.de
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2024