Das Zimmer meines Sohnes

Das Zimmer meines Sohnes

Originaltitel
La stanza del figlio
Regie
Nanni Moretti
Darsteller
Silvia Bonucci, Marcello Bernacchini, Alessandro Ascoli, Stefano Abbati, Stefano Accorsi, Toni Bertorelli
Kinostart:
Deutschland, am 22.11.2001 bei Prokino Filmverleih
Genre
Drama
Land
Italien, Frankreich
Jahr
2001
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.daszimmermeinessohnes.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Psychoanalytiker Giovanni (Nanni Moretti) führt mit seiner Frau Paola (Laura Morante) und seinen Kindern Andrea und Irene ein sorgenfreies Familienleben. Mitten in diesem Alltagsglück geschieht eines Tages das Unfassbare: Sein Sohn Andrea kommt bei einem Tauchunfall ums Leben, während Giovanni einen Patienten aufsucht, anstatt, wie eigentlich ausgemacht, mit Andrea joggen zu gehen. Der Schock, der Schmerz um den Verlust sind unendlich groß. Giovanni wendet sich völlig von der Außenwelt ab, unfähig sich helfen zu lassen, geschweige denn weiterhin seinen Patienten zu helfen. Er will nur eines: Die Zeit zurückdrehen und jenen schrecklichen Sonntag ungeschehen machen... Paola versucht indes ihre Trauer zu lindern, indem sie Kontakt zu Andreas Sommerliebe aufnimmt. Sie will, mit welchen Mitteln auch immer, ihrem Sohn wieder ein Stück weit nahe sein. Paola und Giovanni sind nicht in der Lage sich gegenseitig zu helfen, noch gelingt es ihnen, Andreas Schwester Irene in ihrer Trauer beizustehen. Sie alle bleiben allein mit ihrem Schmerz, ihren Tränen und ihrem Zorn, bis Giovanni den einzig möglichen Schritt geht und beginnt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Ohne große Dramatik und mit vielen leisen Elementen schildert Nanni Moretti die Gefühle der Wut, der Trauer und der Ohnmacht, wenn es um den Tod eines geliebten Menschen geht. Der Film geht unter die Haut, denn er braucht keine großen Gesten, um starke Emotionen zu vermitteln. Wenn Giovanni voller Wut auf einer Rummelplatz-Schaukel sich immer und immer wieder in die Höhe katapultiert, wenn er Andreas Lieblingsmusik zum hundertsten Mal zurückspult und von vorne hört, dann kann man den stechenden Schmerz, der ihn verfolgt, förmlich spüren. Immer wieder baut Moretti Szenen von jenem Sonntag ein, die uns zeigen, "was wäre, wenn." Morettis Film ist ehrlich, er liefert keine Lösungsvorschläge, keine Antworten. Er zeigt keine Bilder von blumenüberhäuften Särgen oder großer Dramatik, sondern begleitet seine Protagonisten auf dem Weg, der in dieser Situation der Schwierigste ist: Den Weg zurück in die Normalität. Der Film zeigt auch nicht auf, ob jener Riss, den der Schicksalsschlag der Familie zugefügt hat, jemals wieder zu kitten ist. Er weist lediglich die Richtung, in die es sich voller Hoffnung zu blicken lohnt: nach vorne.
Susanne Wess/Filmreporter.de
2024