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Gefährliche Begierde - Im Rausch dunkler Gelüste

Gefährliche Begierde - Im Rausch dunkler Gelüste

Originaltitel
Suspension of Disbelief
Regie
Mike Figgis
Darsteller
Les Kenny-Green, Melia Kreiling, Emil Lager, Sara Lewerth, Nick Malinowski, Naoko Mori
Kinostart:
Deutschland, am 07.11.2013 bei Tiberius Film
Genre
Thriller
Land
Großbritannien
Jahr
2012
Länge
112 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Mike Figgis düsterer Diskurs über das Filmemachen
Der erfolgreiche Drehbuchautor Martin (Sebastian Koch) wurde vor einiger Zeit von seiner Frau Claire (Emilia Fox) verlassen. Die ist seitdem unauffindbar. Dieses Erlebnis versucht der charismatische Schriftsteller in einem Drehbuch zu verarbeiten.

Nachdem seine neue Bekanntschaft, die hübsche Angelique (Lotte Verbeek), tot aufgefunden wird, gilt Martin plötzlich als Hauptverdächtiger. Als die Zwillingsschwester der Toten auftaucht, findet sich Martin in einem undurchsichtigen Geflecht aus Lüge und Täuschung, Vernunft und Begehren wieder.
Mike Figgis ("Leaving Las Vegas") begibt sich mit seinem Erotik-Thriller "Gefährliche Begierde - Im Rausch dunkler Gelüste" in die Abgründe menschlicher Triebe. Sebastian Koch spielt mit sparsamen Gesten einen tristen Intellektuellen, der die ihn umgebende Welt ebenso wenig im Griff hat wie seine Gefühle. Damit steht sein Verhältnis zur Wirklichkeit im Widerspruch zu seiner Aufgabe als Schriftsteller, dem Chaos der Welt Ordnung und Form zu geben.

Auf filmischer Ebene setzt Figgis sein Verwirrspiel fort. An die formalen Experimente eines Jean-Luc Godard und François Truffaut anklingend, setzt der Regisseur die Konventionen des klassischen illusionistischen Erzählkinos außer Kraft, indem er immer wieder die narrative und bildliche Homogenität sprengt und die Mechanismen des Erzählens zum Gegenstand eines Diskurses macht.

Passend zu Figgis postmodernem Stil ist auch sein Rekurs auf den Film Noir. Wie die klassischen Filme der Schwarzen Serie, an die sich Figgis formal, motivisch und thematisch bezieht, lebt auch "Gefährliche Begierde" ganz von der düsteren Atmosphäre, die das Gefühlschaos seiner Figuren und ihre aus dem Ruder geratene Welt spiegelt.

Freilich übertreibt es Figgis doch etwas mit seinem Hang zum filmischen Chaos. So sehr er vergangene Kino-Epochen und ihre ästhetischen Prinzipien honorieren sowie die brachliegende Avantgarde wiederbeleben mag, bleibt "Gefährliche Begierde" doch ein Erzählfilm mit Geschichte, Konflikten und Figuren. All das befindet sich jedoch im Kontext von Figgis' Diskurs über das Filmemachen und das Erzählen wie unter einem nebulösen Schleier. Das mag einerseits der Welt geschuldet sein, von welcher der Regisseur erzählt. Andererseits bleibt am Ende das unbefriedigende Gefühl zurück, einen diffusen und uneinheitlichen Film gesehen zu haben. Figgis lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf den Prozess des Erzählens und erreicht damit, dass das Erzählte selbst kaum noch greifbar ist.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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2024