Warner Bros.
Every Thing Will Be Fine

Every Thing Will Be Fine 3D

Originaltitel
Every Thing Will Be Fine
Alternativ
Everything Will Be Fine 3D (Falsche Schreibweise)
Regie
Wim Wenders
Darsteller
Martin Sims, Julien Boissaud, Anne-Sophie Bozon, Philippe Vanasse-Paquet, Jessy Gagnon, Rachelle Bergeron
Kinostart:
Deutschland, am 02.04.2015 bei Warner Bros. Pictures
Kinostart:
Österreich, am 03.04.2015 bei Warner Bros
Genre
Drama
Land
Deutschland, Kanada, Norwegen
Jahr
2014
FSK
ab 6 Jahren
Länge
115 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
4,0 (1 User)
Wie verarbeitet man ein todes Kind?
Wie geht man damit um, ein Kind überfahren zu haben? Die Sicht ist schlecht und Kinder sollten mit dem Schlitten nicht die Straße überqueren, ohne den Verkehr zu beachten, aber was nützt das, wenn man durchs Telefonieren abgelenkt ist und den Unfall mit mehr Aufmerksamkeit hätte verhindern können? Juristisch hat der Unfall für Schriftsteller Tomas (James Franco) keine Folgen, natürlich auch nicht für den kleinen Christopher (Jack Fulton, Philippe Vanasse-Paquet und Robert Naylor), der auf seinen kleinen Bruder nicht besser aufgepasst hat, oder Mutter Kate (Charlotte Gainsbourg), die ihre Kinder trotz des Schneesturms alleine draußen spielen lässt.

Niemand macht den dreien Vorwürfe. Doch die juristische Schuld trifft uns nicht am tiefsten, es ist das Wissen oder die Vorstellung, es nicht verhindert zu haben. Wie soll man damit leben? Tomas, Christopher und Kate wird das Unglück ihr ganzes Leben begleiten und Regisseur Wim Wenders macht sich und uns Zuschauer zu Voyeuren dieser Tragödie. Denn alle drei Protagonisten gehen mit dem Geschehenen unterschiedlich um, aber alle müssen irgendwann damit abschließen. Nur wie?

Thomas kann das jahrelang eben nicht. Seine Beziehung zu Freundin Sara (Rachel McAdams) scheitert, er rutscht ab. Schließlich verarbeitet er das Geschehene literarisch, das hilft, Thomas baut sich ein neues Leben auf, trotzdem bleibt der Unfall präsent.
Wim Wenders hat mehrere Filme in und über die USA gedreht. Der unvergessene "Paris, Texas" sei hier nur genannt. Auch den hat er mit Harry Dean Stanton, Bernhard Wicki und Nastassja Kinski ebenso prominent, wie international besetzt. Das gilt auch für "Every Thing Will Be Fine". James Franco ist nicht nur in Blockbustern wie "Spider-Man 3" (2007) und "Planet der Affen: Prevolution" (2011) als Schauspieler sehr erfolgreich, er entscheidet sich als Darsteller, Produzent und Regisseur auch immer wieder für ebenso anspruchsvolle, wie riskante Projekte wie "Bukowski" (2015) und "Interior. Leather Bar." (2013).

Serge Gainsbourgs Tochter Charlotte Gainsbourg ist eine anerkannte, sehr tiefgründige französische Schauspielerin. Auch sie ist stets für anspruchsvolle Filmprojekte offen, was sie nicht zuletzt in Lars von Triers explizitem Drama "Nymph()maniac" bewies und auch sie ist immer in Hollywood gefragt, so in "Independence Day: Wiederkehr" (2016) oder "21 Gramm" (2003). Rachel McAdams ("Aloha - Die Chance auf Glück", "Southpaw") schließlich ist eher im Mainstream zu Hause und hierbei sehr erfolgreich.

Trotz dieser hochkarätigen Besetzung kommt "Every Thing Will Be Fine" nicht aus den Puschen. Zunächst funktioniert die sehr europäische Erzählhaltung von Wenders sehr gut. Er lässt sich Zeit, den Plot auszubreiten, beobachtet mit der Kamera mehr, als dass er die Handlung vorantreibt, fängt die Stimmung der Landschaft ganz im Norden der USA atmosphärisch dicht ein, so dass der Zuschauer sich emotional auf die schwere Kost einstellen kann.

Wenders bleibt aber auch in der Folge allerdings derart distanziert von seinen Charakteren, dass man diesen trotz der langen Exposition nicht näher kommt. Auch enttäuscht die kaum Akzente setzende 3D-Fotografie - insbesondere wenn man Wenders wirklich ausgezeichneten "Pina" in 3D gesehen hat. In "Every Thing Will Be Fine" trägt die Tiefe der Bilder nicht zur Vertiefung der Erzählung bei und ist auch ästhetisch kaum relevant. Wenders' Scheitern, seinen Charakteren wirklich nahe zu kommen, führt dazu, dass das Drama abflacht und langweilt. Das ist sehr schade, denn Schauspieler und Story hätten mehr hergegeben.
Nicola Turri, Filmreporter.de
Warner Bros.
Every Thing Will Be Fine
2024