Bellaria - So lange wir leben

Bellaria - So lange wir leben

Originaltitel
Bellaria - So lange wir leben
Regie
Douglas Wolfsperger
Darsteller
Ernst Weizmann, Heinrich Mosch, Rosie Tomek, Baroness Lips von Lipstrill, Karl Schönböck, Vera Benda
Kinostart:
Deutschland, am 07.11.2002 bei Salzgeber & Co. Medien
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland, Österreich
Jahr
2001
FSK
ab 0 Jahren
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
8,5 (2 User)
Einige Meter hinter dem Volkstheater: Langsam und quietschend öffnet sich der schwere Brokatvorhang. Die Besucher- überwiegend Stammgäste - warten bereits ungeduldig auf den Hauptfilm. Manche kennen die Filme fast auswendig, aber das tut ihrer Freude keinen Abbruch. Außerdem kennen sich alle hier bereits seit Jahren: der Vorführer, die Kartenverkäufern und die in die Jahre geratenen Kinobesucher. Gezeigt werden nicht "Matrix" oder "Der Herr der Ringe", nein das Zelluloid im Bellaria hat längst Patina eingelegt. Die Filme sind allesamt vor dem zweiten Weltkrieg in den legendären UFA-Studios entstanden. Farbe sieht man hier nicht selten, Dolby Digital ist gänzlich unbekannt. Um derartige Filme überhaupt spielen zu können, haben die Gründer sogar ein Filmverleih gegründet. Das Bellaria ist im deutschen Sprachraum einmalig, seine Fans kommen aus München, Zürich, Hamburg und natürlich aus Wien. Sie wollen Jehannes Heesters, Brigitte Horney und Marika Röck sehen. Nicht nur die Filme sind für ein Kino im Jahre 2002 außergewöhnlich, auch viele Besucher haben Geschichte. So wie der ehemalige Varieté-Star und Sängerin, die mit Zarah Leander befreundet war. Karl Schönbeck kommt ins Bellaria, um seinen besonders hartnäckigen Fans 50 Jahre nach Entstehung eines seiner Filme Autogramme zu geben. Für den wackligen Greis werden Blumen gestreut, rosa Rosen in ganzen Sträußen.
Eine Reportage in der Süddeutschen Zeitung animierte Filmemacher Douglas Wolfsperger zu der rührigen Dokumentation. Mit beschwingten Melodien und interessanten Protagonisten, viel Wiener Schmäh und dem in die Jahre gekommenen Kino als Hauptdarsteller vermeidet Wolfsperger jede Langeweile. Bellaria ist eine wohltuend gelassene Dokumentation. Sie hat gibt dem Zuschauer Zeit, Zeit die Protagonisten zu mustern, sich dem Thema und Ort zu nähern, mitzudenken, sich ein eigenes Urteil erlauben, wenn die eingestreuten Interviews auch politisch verstaubte Gedanken artikuliert werden. Vor allem hat der dem Reflex widerstanden eine Filmsprache zu entwickeln, die im Bellaria zu Hause ist.
Richard Rendler, Filmreporter.de
Kino von gestern - heute!
Einige Meter hinter dem Volkstheater: Langsam und quietschend...
2024