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Wir leben...SM!

Wir leben...SM!

Originaltitel
Wir leben SM
Regie
Gerhard Stahl, Gerhard Stahl
Darsteller
Woschofius, Axel Tüting, Silvia Riedinger, Carlos Peron, Lady Isis, Matthias Grimme
Kinostart:
Deutschland, am 05.02.2004 bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2004
FSK
ab 18 Jahren
Länge
85 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
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Dokumentarfilm über Sadomasochismus
Eine schöne Wohnung, geschmackvoll eingerichtet, darin ein junges Paar. Andreas ist Ende 30, er fotografiert, schreibt, macht Musik, betreibt einen Online Shop und ist handwerklich begabt. Seine Talente widmet er einem einzigen Thema: SM, Sadomasochismus. Wenn er seine Neigungen auslebt, heißt er nicht mehr Andreas, dann wird aus ihm 'Woschofius'. Auch Andreas' Freundin, eine sympathisch wirkende, attraktive junge Frau, lebt ihre sexuelle Ausrichtung frei aus. In ihrem Stuttgarter Studio wird sie zu einer Domina, die auf den Namen Lady Isis hört. Sie liebt ihren Job, choreographiert SM-Shows und tritt in diesen auch selber auf. Das Paar lebt seine sexuellen Vorlieben nicht nur beruflich aus. Bei der Vorbereitung für einschlägige Partys beweist 'Woschofius' sein handwerkliches Geschick, er baut neue Folterbänke, die oft von historischen Bauplänen inspiriert sind. Manchmal laden sich ' Woschofius ' und Lady Isis auch ihre Sklavin ein. Zu dritt genießen sie dann ihre Rollenspiele. Zoé lässt sich die Augen verbinden, mit heißem Wachs beträufeln und auf andere Art traktieren. Sie genießt es, wenn sie gefesselt von ' Woschofius ' und ' Lady Isis ' langsam zum Höhepunkt gequält wird.
Dokumentarfilmer Gerhard Stahl wollte tiefer in das Thema Sadomasochismus eindringen. Ein Jahr lang hat sein Filmteam Lady Isis und Woschofius mit der Kamera begleitet. Sie bekommen Einblick in den Alltag eines SM-Paares zwischen Fetischkunst, SM-Szene und Liebe. Sogar bei einer Sex-Session zu Dritt dürfen die interessierten Filmemacher mit der Kamera dabei sein. Die kahlgeschorene Zoé übernimmt den passiven Part der Sklavin. Sie spricht über ihre Lust, sich völlig der Macht ihrer Peiniger hinzugeben, sich ihnen ganz auszuliefern.

Ihre Schilderungen machen es für den mit der Materie nicht vertrauten Zuschauer leichter, den Genuss des 'Sich- quälen- lassen' zu verstehen. Für die Protagonisten ist es wichtig, herauszustellen, dass sie lediglich in ihren sexuellen Neigungen Anhänger von Gewalt und Schmerz sind. Für alle anderen Bereiche des Alltags gelten auch für sie die Regeln derer, die sich für die schmerzvollen Praktiken nicht begeistern können. Auch während der Ausübung von sadomasochistischen Praktiken gelten Regeln, die eingehalten werden müssen. Das Motto lautet Safe, Sane & Consensual (zu deutsch: sicher, gesund und einverständlich). Alle Beteiligten müssen wissen, was sie tun, sie dürfen den anderen nicht schaden und natürlich darf alles nur mit Einverständnis des Partners geschehen. Gerhard Stahl gelingt es ein Stück weit, Vorurteile aus dem Weg zu räumen, den Laien das Thema SM näher zu bringen.

An erster Stelle steht, zu zeigen, dass es sich bei Anhängern des Fetischs um "normale" Menschen handelt, die nichts mit psychisch gestörten Sadisten zu tun haben, die anderen zur Gefahr werden können. Dennoch ist "Wir leben...SM!" eher etwas für Menschen, die sich ohnehin für das Thema interessieren. Manch einer wird mit den gezeigten, für den Laien sicher brutal wirkenden Praktiken nicht so gut zurecht kommen, Schmerzgrenzen sind - das wird spätestens nach Ansicht von "Wir leben...SM!" dem Zuschauer klar - sehr individuell ausgeprägt.
Julia Stoll, Filmreporter.de
2024