Solo Film Verleih
Dänische Delikatessen

Dänische Delikatessen

(AKA Green Butchers)
Originaltitel
De grønne slagtere
Regie
Anders Thomas Jensen
Darsteller
Finn Kyhn, Sanno, Oscar Meyer, Sofia Meyer, Christina Meyer, Henning Lajer
Kinostart:
Deutschland, am 19.08.2004 bei Solo Film Verleih
Genre
Komödie
Land
Dänemark
Jahr
2003
Länge
95 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
5,7 (3 User)
Skurrile und durchaus makabere schwarze Komödie
Svend (Mads Mikkelsen) hat nicht gerade ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Obwohl der Metzger aus Berufung zum ersten Mal eine Freundin hat, kann er seine Existenz alles andere als glücklich nennen. Ob aus Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen oder aus gesundheitlichen Gründen, Svend schwitzt in einem fort. Auch ihm sind die Gründe dafür nicht klar, trotzdem strebt er fast manisch getrieben nach gesellschaftlicher Anerkennung. Kollege, bester und einziger Freund Bjarne (Nicolaj Lie Kaas) ist ein derartiges Sendungsbewusstsein völlig fremd.

Ihm reichen 25 Joints täglich und sein etwas skurril anmutendes Hobby. Seine Zurückgezogenheit resultiert jedoch nicht aus einer besonders ausgeprägten Gelassenheit und inneren Ruhe. Vielmehr hat er immer noch nicht den viele Jahre zurückliegenden Verkehrsunfall verarbeitet, bei dem sowohl seine Eltern als auch seine Frau umgekommen sind. Sein Bruder Eigil (in einer Doppelrolle Nicolaj Lie Kaas), der den Unfall verursacht hat, liegt seit dem tragischen Unglück im Wachkoma. Da Metzgermeister Holger (Ole Thestrup) nicht gerade der Ausbund an Freundlichkeit ist und er zudem mit sadistischer Wonne dem Sendungsbewussten des schwitzenden Svends einen Riegel vorschiebt, beschließen die Freunde eine eigene Metzgerei aufzumachen. Svend nimmt Hypotheken auf sein Haus auf, doch Bjarne kann die fehlende Million nur aufbringen, wenn die Ärzte die Geräte abschalten, die den Bruder seit Jahren am Leben erhaltenden und Bjanre ihn so beerben könnte. Doch ein Wunder geschieht, der Bruder hört nicht auf zu atmen, ganz im Gegenteil er wacht nach sieben Jahre unvermittelt aus dem Koma auf. Damit hat die Serie schicksalhafter Ereignisse gerade erst ihren Anfang genommen.

Der Witwer begegnet auf dem Friedhof der netten und durchaus adretten Astrid (Line Kruse). Die entwickelt für den Metzger bald zarte Gefühle. Svend sperrt in der gerade eröffneten Metzgerei den Elektriker aus Versehen ins Kühlhaus, was dieser nicht überlebt. Aus Panik um sich an Holger zu rächen, verkauft er diesem die in Marinade getunkten Beinscheiben des armen Mannes. Bei der ahnungslosen Kundschaft kommt die ungewöhnliche Delikatesse unerwartet gut an, bald ist der Vorrat an Frischfleisch aufgebraucht!
Metzger sind in der Geschichte des schwarzen Humors als Objekte der Betrachtung stets erste Wahl. Das liegt sicher auch daran, dass man in unserer Gesellschaft einerseits mit großem Genuss isst, die Zubereitung der kulinarischen Leckereien sogar zum Kunstgenuss erhoben wird, andererseits das Schlachten der Tiere und ihre Verarbeitung zu Wurst, Schnitzel und Steak mit leichtem Unbehagen oder gar Abscheu betrachtet. Wenn sich die Metzger dann auch noch außerhalb aller gesellschaftlichen Normen stellen, kommen unvermittelt unappetitliche Assoziationen auf. In Kombination mit dem mehr oder weniger natürlichen Ableben von Menschen oder tabuisierten Verzehr derselben hat der Film zwei mögliche Genreantworten: Horror-Splatter oder Komödie (schwarz, ohne Zucker).

Letztere Möglichkeit haben auch schon Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro in ihrem kulinarisch wertvollen "Delicatessen" durchgespielt, auch Peter Richardson hat mit "Eat the Rich" Maßstäbe gesetzt. Dass "Dänische Delikatessen" thematisch zwar an die genanten Genrebrüder erinnert aber sich dennoch keinen Plagiatsvorwürfe ausgesetzt sieht, liegt an mehreren Faktoren. So gelingt es Autor und Regisseur Anders Thomas Jensen ("Flickering Lights") zum einen sehr eigenständige Figuren zu etablieren, andererseits haftet seinem Humor eine typisch skandinavischer Charakter an.

Das dänische Publikum war begeistert und machten die rabenschwarze Farce zu einem der erfolgreichen Filmstart 2003. Die makabere Story mit dem nicht Hollywoodtauglichen Ende, das wir an dieser Stelle natürlich weder verraten noch andeuten wollen überrascht sowohl mit einigen gelungenen Wendungen als auch dem durchaus tiefgründigen psychologischen Profil der Hauptfiguren. Ohne erhobenen Zeigefinger macht Jensen zwei sozial nicht integrierte Außenseitern zu seinen Helden, die die Sympathie der Zuschauer auch nicht durch ihr streckenweise asoziales Verhalten verlieren. Unterhaltsame, skurrile und durch und durch makabere schwarze Komödie, die auch hierzulande ein begeistertes Publikum finden wird!
Nicola Turri, Filmreporter.de
Ohne erhobenen Zeigefinger macht Regisseur Anders Thomas Jensen zwei sozial nicht integrierten Metzger Svend (Mads Mikkelsen) und Bjarne (Nicolaj...
2024