Ein Leben lang kurze Hosen tragen

Ein Leben lang kurze Hosen tragen

Originaltitel
Ein Leben lang kurze Hosen tragen
Regie
Kai S. Pieck
Darsteller
Roland Riebeling, Stephan Szasz, Sebastian Rüger, Jürgen Christoph Kamcke, Walter Gontermann, Ulrike Bliefert
Kinostart:
Deutschland, am 19.08.2004 bei Salzgeber & Co. Medien
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Als der spätere Metzgergehilfe Jürgen Bartsch (Sebastian Urzendowsky und Tobias Schenke) am 6.11.1946 in Essen als Karl-Heinz Sadrozinski unehelich auf die Welt kommt, ahnt niemand, das aus dem unerwünschten Baby ein mehrfacher Mörder werden würde. Die an Tuberkulose erkrankte Mutter stirbt nur wenige Wochen nach der Geburt. Jürgens Vater lebt in Holland, er bezahlt Unterhalt für sein Kind, will ansonsten aber nichts von seinem Sohn wissen. Im Sommer 1947 wird das Kind auf der Wöchnerinnenstation des Krankenhauses von Gerhard (Walter Gontermann) und Gertrud Bartsch (Ulrike Bliefert) entdeck. Sie verlieben sich sofort in das "Engelsgesicht" und nehmen den Jungen bei sich auf. Aus Karl-Heinz wird "Jürgen", nichts soll an seine Vorgeschichte erinnern. Im April 1957 kommt Jürgen dennoch in das Kinderheim "Am Wiesengrund". Gertrud kommt mit dem Jungen einfach nicht zurecht. So endet die glücklichste Zeit seines Lebens. Aus dem Schul-Internat der Salesianer "Don Bosco", reißt er zwischen 1958 und 1960 zweimal aus. Erst zu dieser Zeit findet er zufällig heraus, dass er adoptiert ist. Als junger Erwachsener macht er in der Metzgerei seines Adoptivvaters eine Metzgerlehre. Am 31.3.1962 kommt es zum ersten von vier sexuell motivierten Morden an einem Jungen. Erst 1966 misslingt der Versuch ein fünftes Kind zu töten, der Junge kann glücklicherweise entkommen und erstattet Anzeige. Der Prozess findet 1967 unter großer Beachtung der Medien statt. Jürgen Bartsch wird als voll zurechnungsfähig zu fünfmal "lebenslänglich" verurteilt. Erst 1971 wird die Strafe beim Revisionsprozess auf 10 Jahren Jugendstrafe und anschließender Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus reduziert. In der Landesheilanstalt Rottland in Eickelborn heiratet Jürgen 1974 eine Krankenschwester, die er durch Briefkontakt kennen gelernt hatte. Bartsch beantragt 1976 für seine Kastration, doch bei dem operativen Eingriff stirbt der 29-jähriger auf dem Operationstisch an einem Narkosefehler.
Das Leben des Jürgen Bartsch (Sebastian Urzendowsky und Tobias Schenke) geht in die bundesdeutsche Kriminalgeschichte ein. Bereits mit 15 Jahren ermordet die "Bestie von Langenberg" - wie ihn die Boulevardpresse tituliert, den ersten von vier Jungen. Auf Basis von Protokollen einer Therapiesitzung von 1972 entwickelt Kai S. Pieck das Bild eines tragisch verlaufenden Nachkriegslebens. Er lässt seinen Protagonisten in Video-Monologen die auch auf Briefen von Bartsch basieren, aus dessen Leben erzählen. Zwischen die Monologe hat Pieck Rückblenden aus dem Leben und den Morden von Bartsch geschnitten. Das Psychogramm portraitiert ein ungeliebtes Kind, der auch von seinen kaltherzigen Adoptiveltern keine Zuwendung erfuhr. Ein Leben, das aus der Katastrophe in die Katastrophe führte.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024