Paramount Pictures
Michael Bay am Set von "Transformers - Ära des Untergangs 3D"
Unvermutet unterhaltsame Hitech-Actionsaga
Feature: Gaga und giga: Transformers - Ära des Untergangs
Der bankrotte Scheunenhofschrauber Cade (Mark Wahlberg) findet per Zufall die Überreste von Autobot Optimus Prime. Deshalb werden der verwitwete Vater, seine hübsche Teentochter Tessa (Nicola Peltz) und ihr heimlicher Rennfahrer-Freund Shane (Jack Reynor) von der CIA gejagt. Die will mit einem neuartigen Waffenprogramm alle Autobots ausschalten.
erschienen am 14. 07. 2014
Paramount Pictures
Jack Reynor in "Transformers - Ära des Untergangs 3D"
Söldner-Maschinen-Musical
Im vierten Teil der "Transformers"-Reihe - dem Auftakt einer neuen Trilogie - ändert sich wenig, doch das wirkt sich aus: Mit Shia LaBeouf und Megan Fox verabschieden sich Teentölpel und Vollzicke, wofür die sympathischen Mark Wahlberg ("Lone Survivor") mit Filmtochter Nicola Peltz ("Die Legende von Aang 3D") komödiantische Dialoge sowie Stanley Tucci ("Die Tribute von Panem - The Hunger Games") erstmals etwas Selbstironie beisteuern. Und schon funktioniert eine Vater-Tochter-Freund-Komödie und Babes sind menschlich, selbst wenn man durch ihre Beine filmt. Denn natürlich dreht Michael Bay wie immer mächtig den Kleine-Jungs-Fetisch auf, bietet peinlich überzogene Coolness in Prunk-Werbeclip-Ästhetik. In gefälligen Glanzfassaden startet der übertechnisierte Frenetik-Filmer sein Kunterbunt-Bummbumm aus Boliden, Bässen und Bomben

In einer ausgewachsenen Apotheose des Explosiven, Motto: "got ammo?" startet er sein hämmerndes Streubomben-Feuerwerk, bei dem die Raketen ins Wohnzimmer fliegen. Er saugt die Action wie ein Monstermagnet an, findet in der Fusion von avancierten CGI, Dynamiken und Detonationen - gemessen in Frames per Second - bisher Ungesehenes. Unter spektakulär aufgedonnert geht gar nichts. Größenwahn in Perfektion.
Paramount Pictures
Mark Wahlberg belebt die "Transformers"-Filmreihe
Schwindelerregende Höhen haben es ihm angetan: Drahtseilakte am Raumschiff, Luftkämpfe in Michigans Wolkenkratzer-Canyons, Extremklettern über den Dächern Hongkongs. Im Kern hat dieses Söldner-Maschinen-Musical Sinn für Humor, charmant-kuriose Szenen, witzig aufgelegte Darsteller, Texanische "Romeo-und-Julia"-Gesetze und Chinesen in Fahrstühlen. Drei Ansätze nun, dem etwas näher zu begegnen:

I. Schmerzen: Kulturpessimistisch
Der Untergang des Abendlandes dauert diesmal 165 Minuten. Wenn man dieselbe Zeitspanne seinen Kopf gegen eine Wand schlägt, hat man a) die gleichen Schmerzen, b) das gleiche Schwindelgefühl und c) die gleiche Intelligenzminderung. Nur kostet es nichts. Dies galt für die Vorgänger, hier wäre es unfair. Okay: Je länger es dauert, desto schwächer wird der Sinn. Aber der für Bay elaborierte Plot ist nicht mehr semidebil.

II. Killerdrohnen: Kybernetisch
Ein Forschungs-Quantensprung beim Transformium entpuppt sich als gefährliches Spiel mit Alien Technology und gemahnt an Cyberdyne Systems und sein Skynet-Programm ("Terminator"). Der militärisch-industrielle Komplex entfaltet sich, es regiert das Prinzip der Aufrüstung und die Fußangeln globaler Joint Ventures. Dann machen sich in China laufende Killerdrohnen vom Band selbständig - "RoboCop" als Destruction Derby.

"You cannot stop technology": Das gilt auch für Michael Bays Werk selbst, das mit gewiss paradoxer Ironie auf die Hybris all jener verweist, die mit Hightech-Armeen den Weltfrieden unter US-Herrschaft sichern und die daraus resultierende Reichtümer nach ihrer Façon aufteilen wollen. Aber es kommt auf den Unterschied von Maschinen mit und ohne Seele an, weiß Bay, der selbst organisches Leben in metallisches verwandelt.

III. Urzeitmonster: Mythisch
Nicht nur in einer Projektion, die ein Felswand-Kino zeigt, steckt ein eigenartiger Hochglanz-Atavismus. Die 'Seed'-Waffe der Alieninvasionsflotte löschte einst die Dinosaurier aus und hinterließ Metallsaurierskelette in der Arktis. Nun liefern sich mythische Kinderzimmerdrachen, Urzeitmonster und Mecha-'Godzillas' einen Kampf der Titanen zum Fantasy-Theater eines "Thor". Ein Zirkel aus Wiedergeburt, Krieg und Kriegern. Also reine Transformation, um auf den ursprünglichen Gehalt zu kommen. Am schönsten aber ist es, wenn sich Bay zu Musikvideos hinreißen lässt, er die Poesie von Pop-Hymnen auspackt, was gemeinsam mit dem grotesken Gigantismus, seinem absurden Gaga-Modus und den gut aufgelegten Schauspielern, die irre Materialschlacht als einen großen Spaß zu betrachten, ein sehr lässiges Product-Placement-Delirium ergibt.
erschienen am 14. Juli 2014
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Mark Wahlberg findet einen der letzten Autobots in einem stillgelegten Kino. Mit diesem versucht er die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Die wird von einer Armada Dinobots bedroht, welche die Menschheit versklaven will! Vierter Teil des "Transformers"-Franchise - die Roboter sind bereits aus den Comics und dem Zeichentrickfilm "Transformers - Der Kampf um Cybertron" bekannt.
Michael Bay trifft stets den Nerv seiner Zeit. Als Regisseur von Werbefilmen und Musikvideos steigt er in den 1980er Jahren ins Filmgeschäft ein. Für Tina Turner, Aerosmith und Meat Loaf inszeniert er Musikvideos, mehrere seiner Werbeclips werden mit Preisen überschüttet. Mit "Bad Boys - Harte Jungs" verhilft er 1995 Will Smith - und sich selbst - zum Durchbruch. Der Film wird mit einem Umsatz von 141 Millionen Dollar zum Kassenschlager. Aber auch sein Action-Katastrophenfilm "Armageddon" und..
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