Ricore
Wegbereiter des schwul-lesbischen Films
Feature: Der Teddy geht an...
Jedes Jahr schaut die Filmwelt nach Berlin. Die Berlinale zählt für Publikum und Branche zu den wichtigsten Festivals und braucht sich hinter Venedig oder Cannes nicht zu verstecken. Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der hat der 1994 verstorbene Manfred Salzgeber. Der Schauspieler und Filmemacher war einer der Begründer des "Internationale Forum des Jungen Films", restrukturierte als Leiter die "Panorama"-Sektion und engagierte sich für den schwul-lesbischen Film. Der "Teddy-Award" sowie der "Manfred Salzgeber-Preis" erinnern bis heute an sein Schaffen.
erschienen am 5. 02. 2006
Teddy-Award
Das "Internationale Forum des Jungen Films" ist seit 1971 fester Bestandteil der Berlinale. Dabei war es ursprünglich einmal als Protestveranstaltung zum Festival gedacht. Mitbegründet wird das Forum 1969 von Manfred Salzgeber. Der Schwerpunkt im Forum liegt bei politisch engagierten Filmen. Salzgeber war bekannt für sein Engagement in der Schwulenbewegung, die er maßgeblich unterstützt und prägt. Dabei gilt sein Interesse in erster Linie dem schwullesbischen Film. Zu seinem Freundeskreis zählt Regisseur Rosa von Praunheim, in dessen Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" er unter anderem mitwirkt.

Mitte der 1970er Jahre zieht Salzgeber aufgrund drohender Repressalien bedingt durch die politische Lage in Deutschland nach Amsterdam. Erst 1979 kommt er auf Drängen des damaligen Berlinale-Direktors Moritz de Hadeln nach Deutschland zurück. Salzgebers Aufgabe ist es, die "Info-Schau" zu einem eigenständigen Programmpunkt der Berlinale zu entwickeln. Von seinen Ideen geprägt, wird sie 1986 von ihm in "Panorama" umbenannt.
Mit den dort gezeigten Arthouse-Filmen möchten die Veranstalter der Berlinale eine Brücke zwischen künstlerischen Visionen und kommerziellen Interessen schlagen. Im Jahr zuvor gründet er den Filmverleih "edition manfred salzgeber", der seither kleinen Filmen mehr Aufmerksamkeit verschafft. Ihm ist es zu verdanken, dass viele schwul-lesbische Produktionen ein Publikum finden und ab den 1980er Jahren auch das Thema im Film thematisiert wird. Ironie des Schicksals: Manfred Salzgeber stirbt am 12. August 1994 an den Folgen der Imunschwächekrankheit.

Als Hommage an sein Lebenswerk widmet "Die neue Gesellschaft für Bildende Kunst" 1999 Salzgeber eine Ausstellung und Filmreihe unter dem Namen "Unterbrochene Karrieren". Manfred Salzgebers Name bleibt auch weiter mit dem von ihm ins Leben gerufenen "Teddy Award" verbunden. Die Trophäe gilt als bedeutendster schwullesbischer Filmpreis. Eine internationale Jury vergibt drei Teddy-Trophäen für den besten Kurzfilm, Spielfilm und Dokumentarfilm. Nicht zu vergessen werden soll auch der "Manfred Salzgeber Preis", der seit 2000 jährlich auf der Berlinale für einen innovativen Beitrag aus dem Offiziellen Programm vergeben wird.
erschienen am 5. Februar 2006
2024