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Filmemacher und Drehbuchautor tot
Harun Farocki mit 70 Jahren gestorben
Der Filmemacher, Drehbuchautor und Medienkünstler Harun Farocki ist tot. Wie seine Familie am gestrigen Donnerstag den Medien mitteilte, starb er am Mittwoch in der Nähe von Berlin. Er wurde 70 Jahre alt.
01. Aug 2014: Farocki war einer renommiertesten Dokumentarfilmer Deutschlands. Zu seinen bekanntesten Werken auf diesem Gebiet gehören "Die Schöpfer der Einkaufswelten", das von den Strategien hinter der Planung von Einkaufszentren erzählt, und "Nicht ohne Risiko" über die Geschäftspraktiken von Wirtschaftsunternehmen. Einen Namen macht er sich am Ende seiner Karriere auch als Drehbuchautor für Spielfilme und als Videokünstler.

Farocki wird am 9. Januar 1944 im damals von Nazi-Deutschland annektierten Neutitschein (heute: Nový Jicín, Tschechien) als Sohn eines indischen Arztes geboren. Nach dem Abitur studiert er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin, zu deren ersten Studenten er gehört.

In "Eine Sache, die sich versteht", seinem ersten langen Dokumentarfilm, setzt sich Farocki zusammen mit Hartmut Bitomsky mit den politischen Theorien von Karl Marx auseinander. Aufsehen erregt er 1978 auch mit der Dokumentation "Zwischen zwei Kriegen", in der er sich mit der wirtschaftlichen, technischen und sozialpsychologischen Situation in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt.

Neben seiner Filmarbeit betätigt sich Farocki von 1974 bis 1984 auch als Autor bei der Zeitschrift Filmkritik. Zudem arbeitet er für den Rundfunk und als Dramaturg am Theater. Als Spielfilm-Drehbuchautor zeichnet sich Farocki vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christian Petzold aus. Zusammen schreiben sie die Vorlagen zu Petzolds Dramen "Die innere Sicherheit", "Gespenster" und "Barbara".

Ab den 1990er Jahren wirkt Farocki auch als Videokünstler, dessen Arbeiten, etwa "Stillleben" und "Deep Play", auf der Documenta in Kassel ausgestellt werden. Seine neueste Installation "Eine Einstellung zur Arbeit" realisiert er mit seiner Frau Antje Ehmann; sie wird am 16. August dieses Jahres im Folkwang Museum zu sehen sein.

Für seine knapp 90 Essay-, Dokumentar-, Kurz- und Spielfilm wird Farocki mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhält er mehrmals den Preis der Deutschen Filmkritik, etwa für "Bilder der Welt und Inschrift des Krieges" und "Leben - BRD".
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