Jean-François Martin/Ricore Text
Daniel Day-Lewis (Berlinale 2008)
Daniel Day-Lewis setzt Akzente
Starfeature: Schlagfertiger Straßenjunge
Daniel Day-Lewis hat schon als kleiner Junge gelernt, verschiedenste Dialekte perfekt zu imitieren. Dieses Talent brachte im damals Freunde und später eine Perspektive als Schauspieler. Doch etwas anderes hilft ihm in seinem Job noch mehr: Er nimmt seine Rollen lange vor Drehbeginn an und legt sie auch nach Drehschluss nicht so schnell ab. So kann es passieren, dass man ihn beim Tiere häuten im Wald erwischt, so etwa beim Dreh zu "Der letzte Mohikaner" geschehen, oder beim Messerschleifen, wie bei seiner Vorbereitung zu "Gangs Of New York".
erschienen am 20. 04. 2022
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Daniel Day-Lewis in "There Will Be Blood"
Daniel Day-Lewis' Weg ins Showbusiness wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Seine Mutter Jill Balcon war ebenfalls vom Fach. Sie war die Tochter von Sir Michael Balcon, dem Inhaber des angeblich ältesten Filmstudios der Welt, dem Ealing Studio in London. Vater Cecil Day-Lewis war ein erfolgreicher britischer Autor. Auch seine ältere Schwester Tamasin Day-Lewis schaffte es als Dokumentarfilmerin in die Branche. Schon als kleiner Junge begann Day-Lewis seine Schauspielleidenschaft auszuleben. Zwei Jahre nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach Greenwich, einem Stadtteil im Südosten Londons. Um unter den anderen Kindern nicht aufzufallen, imitierte Day-Lewis ihren Dialekt - und konnte diesen schon bald in Perfektion.
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Day-Lewis auf der Berlinale-Premiere von "There will be Blood"
Bereits vor der Pubertät geriet Day-Lewis auf den Straßen Londons in Schwierigkeiten. Er wurde beim Stehlen erwischt und beging andere Vergehen. Seine Eltern fackelten nicht lange und steckten ihn kurzerhand in ein Internat in Kent. Obwohl er die Schule über alle Maßen hasste, war sie doch die Institution, die ihn mit seinen größten Leidenschaften zusammen brachte: der Schauspielerei und der Arbeit mit Holz. Im Alter von 14 Jahren ergatterte Day-Lewis seine erste Filmrolle, für die er sich von seiner rebellischen Persönlichkeit gar nicht weit entfernen musste. Er verkörperte in John Schlesingers Drama "Sunday Bloody Sunday" einen jungen Vandalen. Für seinen nicht einmal einminütigen Auftritt erhielt er eine Gage von zwei Pfund, wurde aber nicht im Abspann genannt. Trotzdem genoss er seine erste Arbeit als Schauspieler, da er teure Autos zerstören durfte und dafür sogar bezahlt wurde.
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Daniel Day-Lewis (auf der Berlinale 2008)
Zwei Jahre hielt es Day-Lewis im Internat aus, dann ging er zur Bedales School im englischen Petersfield. 1975 schloss er die Schule ab und bewarb sich an der Bristol Old Vic Theatre School. "In meinen jungen Jahren wurde ich mir plötzlich bewusst, dass Schauspielern wahrscheinlich die Arbeit ist, die ich in meinem Leben tun würde", sagt Day-Lewis 2005 in einem Interview mit Rebecca Murray für den Internetdienst about.com. Drei weitere Jahre lernte er die Fertigkeiten der Schauspielerei. Trotzdem dauerte es mehr als zehn Jahre bis er nach seinem kurzen Debüt wieder vor der Kamera stand. Diese langen Durststrecken ziehen sich durch seine gesamte Karriere. Zu einer seiner nächsten Rollen zählte die Darbietung des Straßenjungen Colin in der preisgekrönten Produktion "Gandhi", in der er an der Seite von Sir Ben Kingsley spielen durfte.
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Lebt Rollen exzessiv und bereitet sich akribisch vor
Mit dem Gewinn des Oscars für sein Porträt des Christy Brown im irischen Drama "Mein linker Fuß" konnte er sich 1990 endgültig in Hollywood etablieren. Trotzdem dauerte es nach dem Erfolg weitere drei Jahre bis er die nächste Rolle annahm. "Ich habe eine ungewöhnliche Beziehung zur Zeit", versuchte er sein unstetes Auftreten vor der Kamera in einem Interview mit dem Internetdienst reel.com zu rechtfertigen. Was er in den fünf Jahren zwischen seinen Rollen als Danny Flynn in "Der Boxer>" von 1997 und seiner gelobten Darbietung des Bill "The Butcher" Cutting in Martin Scorseses Werk "Gangs Of New York" von 2002 getrieben hat, will er aber nicht verraten. Es kursierten Gerüchte, er wäre in Italien gewesen, um dort Schuhe anzufertigen. Doch Day-Lewis bleibt bei allen Interviews hart und lenkt von der Frage ab. Wenn ihm die Pausen helfen, sich besser in seine Rollen einzufinden, ist es zumindest dem Kinobesucher mehr als recht, den Schauspieler eben nur selten auf der großen Leinwand zu sehen.
Warner Home
Der letzte Mohikaner ("The Last of the Mohicans")
Day-Lewis ist bekannt dafür, sich für jede Rolle intensiv mit der Figur zu identifizieren. "Ich lebe in diesem Charakter weiter, den ich für eine Rolle annehme, auch, wenn die Dreharbeiten längst abgeschlossen sind. Nachdem ich lange Zeit damit verbracht habe, mich in diese zunächst fremde Person einzufinden und in eine andere Welt einzutauchen, bemerke ich erst, wie angenehm es ist, sich dort aufzuhalten - und ich sehe keinen Grund mehr, mich wieder daraus zu entfernen", erklärt er im Interview mit about.com.

Am Set zu "Gangs Of New York" sprach Day-Lewis im New-Yorker-Akzent angeblich auch während der Drehpausen. Nebenbei schärfte er ständig Messer, die seine Figur bei sich trug. Bei den Dreharbeiten zu "Der letzte Mohikaner" lernte er Spuren zu lesen, Tiere zu häuten und baute ein Kanu. Hat man über seine ungewöhnliche Art zu arbeiten gehört, kann man eigentlich kaum glauben, dass der in London geborene Schauspieler seit 1996 mit Rebecca Miller, der Tochter des bekannten Autors Arthur Miller, skandalfrei verheiratet und Vater von drei Kindern ist. Er scheint irgendetwas richtig zu machen, denn das Jahr 2008 scheint ihm wieder einmal einen Preisregen zu garantieren. Für sein Porträt des Daniel Plainview in "There Will Be Blood" wurde er bereits zum vierten Mal für den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller vorgeschlagen - und es würde niemanden überraschen, würde Daniel Day-Lewis den begehrten Filmpreis tatsächlich erneut mit nach Hause nehmen.
erschienen am 20. April 2022
Zum Thema
1990 erhielt der britische Schauspieler Daniel Day-Lewis für die Darstellung des fast völlig gelähmten Schriftstellers und Malers Christy Brown in "Mein linker Fuß" den Oscar. Hier bewies er eine erstaunliche Verwandlungsfähigkeit, die im Laufe seiner Karriere gefordert und gefördert wurde. Es wird ihm nachgesagt, dass er seine Rollen nicht nur spiele sondern wirklich lebe. So verweigerte er trotz einer schweren Erkältung, die er sich bei den Dreharbeiten zu "Gangs of New York" zuzog, einen..
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