Paramount Pictures
Claire Danes in "Der Sternwanderer"
Projektionsfläche unserer Emotionen
Starfeature: Sternwanderer Claire Danes
Schauspieler werden nicht als Stars geboren. Wir blicken zu ihnen herauf und projizieren unsere Träume und Sehnsüchte auf sie, in der Hoffnung, ihr Glanz möge auch unser Leben ein wenig heller erstrahlen. Claire Danes wird als Kind zum Star. Seitdem dient sie in ihren Rollen und als Künstler als Projektionsfläche unterschiedlichster Emotionen. Eines hat sie den meisten Stars voraus. Sie ist schon mal als Stern vom Himmel gefallen.
erschienen am 3. 09. 2010
Eurovideo
Willkommen im Leben
Willkommen im Filmgeschäft, Kleines
Für Claire Catherine Danes steht schon seit ihrer Kindheit fest, dass sie Schauspielerin werden wird. Mit gerade mal neun Jahren geht das am 12. April 1979 in Manhattan, New York geborene Mädchen zu ihren Eltern und erklärt ihnen feierlich, dass die Schauspielkunst ihre Bestimmung sei. Dass man sie bereits sechs Jahre später zum Star erklärt, hätten sich die Eltern der kleinen Claire wohl nicht träumen lassen.

Danes gelingt dieser Erfolg mit der Fernsehserie "Willkommen im Leben", für die sie den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin gewinnt. An der Seite von Jared Leto spielt sie gerade 15-jährig die gleichaltrige Schülerin Angela Chase, die sich mit alltäglichen Problemen eines heranwachsenden Teenagers herumplagen muss. Die Serie wird schon nach der ersten Staffel eingestellt. Doch im Unterschied zu erfolgreicheren, aber auch oberflächlicheren Hochglanz-Jugendserien der 1990er Jahre wie "Beverly Hills, 90210", überzeugen die Geschichten auch heute noch durch ihre sensibel gezeichneten Charaktere. Mit ihrem erfrischend unprätentiösen Spiel trägt die talentierte Danes zur Glaubwürdigkeit bei. Dadurch wird sie für viele Teenager zur geeigneten Projektionsfläche der eigenen Zweifel und Ängste auf dem Weg zum Erwachsensein.
20th Century Fox
William Shakespeares Romeo und Julia
Männlicher Schutz?
Durch ihr vielbeachtetes Engagement in der Fernsehserie schafft Danes den Sprung auf die Leinwand. Nach einigen Nebenrollen in Dramen wie "Betty und ihre Schwestern" und "Ein amerikanischer Quilt" spielt sie 1996 neben Leonardo DiCaprio die Protagonistin in "William Shakespeares Romeo und Julia". Da sie nach dem Erfolg von Baz Luhrmanns moderner Variante des unsterblichen Klassikers nicht als Angebetete DiCaprios festgelegt werden will, ist sie an der dann von Kate Winslet gespielten Hauptrolle in "Titanic" nicht interessiert. Nichtsdestotrotz ist sie fortan auf einen Rollentypus abonniert.

Mit ihrer Mischung aus Unschuld und Sex-Appeal wird sie immer wieder als schutzbedürftiges Liebesobjekt des männlichen Protagonisten besetzt. Besonders deutlich wird das in Francis Ford Coppolas Justiz-Drama "Der Regenmacher", wo sie von Matt Damon aus den Klauen ihres gewalttätigen Freundes gerettet werden muss. Im Fantasy-Märchen "Der Sternwanderer" spielt sie als vom Himmel gefallener Stern ein durch und durch unschuldiges Geschöpf, das fortan von ihrem Weggefährten vor einer bösen Magierin beschützt werden muss. Auch in Action-Filmen wie "Terminator 3 - Rebellion der Maschinen" zeichnet sich ihre Rolle durch Passivität aus. Während Linda Hamilton im vorhergehenden Teil als kämpferische und unabhängige Sarah Connor den Ton angibt, ist Danes Rolle als schutzbedürftige Freundin an der Seite des Helden angelegt. Die Komplexität und Stärke, die Danes als Angela Chase im Fernsehen ausgestrahlt hat, sucht man in ihren Spielfilmen meist vergeblich.
Paramount Pictures
Claire Danes
Danes unerwünscht!
Während sie mit überwiegend harmlosen Rollen keinesfalls aneckt, macht sich Danes mit einigen unbedachten Aussagen im Jahre 1998 in der Öffentlichkeit unbeliebt. Nach dem Dreh von "Brokedown Palace" in Manila beschreibt die Darstellerin ihre Erfahrungen in der philippinischen Hauptstadt. "Es roch nach Schaben, überall waren Ratten, es gibt keinen Abwasserkanal und die Leute haben nichts - keine Arme, keine Beine, keine Augen", wird sie am 23. September 1998 vom Nachrichtendienst CNN zitiert.

Die philippinische Regierung ist alles andere als begeistert von Danes' Darstellung und verbietet die Vorführung von Filmen, in denen die Darstellerin mitspielt. Zudem wird sie von Joseph Estrada, zu der Zeit amtierender Präsident der Philippinen, zur persona non grata erklärt. Daraufhin relativiert Danes ihre Aussagen und verfasst einen offiziellen Entschuldigungsbrief an den Stadtrat von Manila. Dieser führt schließlich dazu, dass ihre Filme auf den Philippinen wieder gezeigt werden dürfen.
farbfilm verleih
Zac Efron und Claire Danes in "Ich & Orson Welles"
Nicht wissen, was manche Menschen fantasieren
Teenager-Idol im Fernsehen, Liebesobjekt auf der Leinwand, Hassfigur im wahren Leben. Claire Danes möchte am liebsten gar nicht wissen, welche Vorstellungen sich andere Leute von ihr machen. Daher rät sie grundsätzlich davon ab, sich selbst über Internet-Suchmaschinen zu suchen. "Ganz ernsthaft: du willst nicht wissen, was manche Menschen über dich fantasieren", begründet sie das im Interview vom 23. November 2005 gegenüber der deutschen Illustrierten Stern . "Deine Psyche könnte furchtbaren Schaden nehmen." Als Star wird man fortwährend zur Projektionsfläche der Öffentlichkeit.

Solche Erfahrungen zu machen, bleibt auch Danes nicht erspart. Vielleicht erscheint ihr deshalb die Heldin in "Death: The Time of Your Life" von "Sternwanderer"-Autor Neil Gaiman so sympathisch. "Sie akzeptiert jeden und versteht, warum man ist, wie man ist", schreibt die Schauspielerin in ihrem klugen Vorwort zum Fantasy-Comic. "Sie mag die Menschen - selbst wenn sie traurig, alt, jung oder gemein sind - so dass sie auch wirklich anfangen, sich selbst zu trauen und zu mögen." Die Frau, von der Danes spricht, ist der personifizierte Tod - das einzigen Wesen, das nie urteilt.
erschienen am 3. September 2010
Zum Thema
Eine ihrer eindrucksvollen Rollen war sicherlich die Julia in Baz Luhrmanns "William Shakespeares Romeo und Julia" an der Seite von Leonardo DiCaprio. Doch Claire Danes legte sich nicht auf ein Genre fest, so spielt sie in Actionfillmen, Science-Fiction-Dramen, Liebesgeschichten, Literaturverfilmungen und kleinen unabhängigen Produktionen mit. Vor ihrer Kinokarriere war sie bereits die Hauptdarstellerin in der amerikanischen Fernsehserie "Willkommen im Leben".
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