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Jerry Seinfeld
Jerry Seinfelds Faszination für Bienen
Interview: Ich würde kämpfen!
Fast neun Jahre sind seit dem Ende von Jerry Seinfelds gleichnamiger Erfolgssitcom vergangen. Nun kehrt der schwerreiche Comedian mit dem Animationsfilm "Bee Movie - Das Honigkomplott" zurück ins Rampenlicht und erzählt als Autor und Synchronsprecher von den Abenteuern der Biene Barry B. Benson. In Cannes erklärte uns der 53-Jährige seine Beweggründe.
erschienen am 13. 12. 2007
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Bee Movie - Das Honigkomplott
Ricore: Mr. Seinfeld, Sie haben sich bei den Cannes Filmfestspielen in einem Bienenkostüm vom Turm des Carlton Hotels an den Strand abseilen lassen. Wie kam es zu dieser verrückten Idee? Jerry

Seinfeld: Ich wollte nach unten und die Aufzüge waren mir zu voll. Da dachte ich mir: Als waschechte Biene hast du auch andere Möglichkeiten.

Ricore: Woher rührt Ihr plötzliches Interesse an Bienen?

Seinfeld: Plötzlich? Ich habe verdammte vier Jahren an diesem Film gearbeitet! Für mich sind Bienen die komischsten Insekten, vielleicht sogar die einzigen, die ich wirklich leiden kann.

Ricore: Aber wie kamen Sie darauf, gleich einen Animationsfilm über sie zu drehen?

Seinfeld: Indem ich anfing, mir Naturdokumentationen über Bienen anzusehen. Dadurch habe ich gelernt, wie Bienenstöcke funktionieren und was für geniale Baumeister sie eigentlich sind: Bienen bauen alles in Form eines Hexagons, und weil diese geometrische Form zu den stärksten überhaupt zählt, benutzen sogar wir Menschen diese Struktur beim Bau unserer Autos und Flugzeuge. Dazu sehen sie mit all ihren Farben und Streifen wirklich sehr ulkig aus und sind zu allem Überfluss noch so fleißige Zeitgenossen, dass sie Honig am Fließband produzieren. Bei anderen Insekten begreife ich einfach nicht, zu was sie nützlich sein sollen, aber bei Bienen hatte ich immer das Gefühl, dass ich ihnen für das danken müsste, was sie tagtäglich leisten. Daher nun der Animationsfilm.

Ricore: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, sich eine Verhaltsweise der Bienen anzueignen: Welche wäre das?

Seinfeld: Die Akribie und Ordentlichkeit, mit der sie sogar die kleinsten Arbeiten ausführen. Bei ihnen geht es nicht um die Größe des Jobs, sondern darum, sie möglichst gut auszuführen. Sie tun, was auch immer es zu tun gibt, weil sie wissen, dass die Welt dadurch eine bessere wird. Wir Menschen können von diesem Verhalten viel lernen, denn es gibt unter uns genug, die ihren Job alles andere als gut machen.

Ricore: Der Humor Ihrer legendären Sitcom Seinfeld fand vor allem bei einem gebildeten Publikum Anklang. Für wen haben Sie "Bee Movie" geschrieben?

Seinfeld: Für jedermann. Ich habe versucht, einen Humor zu finden, der Kindern wie Erwachsenen gefällt.
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Jerry Seinfeld
Ricore: Arbeiten Sie rückblickend lieber an Animationsfilmen oder mit richtigen Schauspielern?

Seinfeld: Animationsfilme finde ich angenehmer, weil man da die absolute Kontrolle hat. Schauspieler können stressig sein, weil man sie weit weniger im Griff hat. Sie wollen meistens ihre eigenen Ideen mit einbringen.

Ricore: Soll heißen: Sie versteifen sich in Zukunft auf animierte Filme über Insekten?

Seinfeld: Sind Sie verrückt? Ein Film über Insekten ist genug.

Ricore: Wie sehen dann Ihre Zukunftspläne aus?

Seinfeld: Erst einmal gibt es da nichts zu vermelden. Ich fliege nach Hause und genieße das Leben.

Ricore: Auch keine geheimen Pläne, wieder mit einer Sitcom ins TV zurückzukehren?

Seinfeld: Nein, ich will etwas anderes machen.

Ricore: Eine Kinoversion von "Seinfeld" vielleicht?

Seinfeld: Dafür sind wir nun wirklich zu alt. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten uns traurige, gealterte Singles dabei beobachten, wie wir uns Jenseits der 50 noch immer gegenseitig verabreden und auf der Suche nach der großen Liebe sind. Es wäre total frustrierend, glauben Sie mir.

Ricore: Was möchten Sie an dieser Stelle Ihren Fans ausrichten?

Seinfeld: Hey, ich hoffe ihr mögt Bienen! Ich habe nämlich einen ganzen Film voll mit ihnen.
erschienen am 13. Dezember 2007
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2024