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Jackman ist fasziniert von Abenteuer à la Errol Flynn
Hugh Jackman - Hollywoods neues Sexsymbol?
Interview: Zäh, cool und verletzlich
Außerhalb seiner Heimat Australien war Hugh Jackman (35) kaum bekannt, bis ihm 1999 mit der Comic-Hitverfilmung "X-Men" auch in Hollywood der Durchbruch gelang: Als Einzelgänger Wolverine verzückte er Fans wie Filmschaffende. Und nun kämpft er als Titelheld im Sommerhit "Van Helsing" gegen innere Dämonen und Monster der Filmgeschichte. Wir trafen Jackman in New York zum Interview.
erschienen am 3. 05. 2004
Ricore: Mr. Jackman, Regisseur Stephen Sommers wollte "Van Helsing" nicht ohne Sie drehen. Was verschaffte Ihnen diese Ehre?

Hugh Jackman: Keine Ahnung. Steve bot mir die Rolle während eines Mittagessens an. Er ist ein toller Geschichtenerzähler und kann einen gut überzeugen. So kam es, dass ich sein Angebot nach nur einer Stunde angenommen habe, obwohl damals nur eine sehr frühe Version des Drehbuchs existierte. Aber was er vorhatte, klang so unglaublich, dass ich mich schon mit der Hälfte zufrieden gegeben hätte. Es war sehr interessant, von Anfang an dabei zu sein, denn ich wollte schon immer einen riesigen Actionfilm im Stil von Errol Flynn drehen. Ein Jugendtraum, der durch "Van Helsing" wahr wurde. Vor allem, weil mich Stephen wie einen Partner behandelte und mir größtmögliche Freiheiten einräumte.

Ricore: Auch bei den Stunts?

Jackman: Na klar! Zum Teil waren die Stunts richtig gefährlich. Zum Beispiel die Szene, in der ich vom Fahrersitz meiner Kutsche zwischen ein galoppierendes Pferdegespann geschleudert werde. Glauben Sie mir: Ein kleiner Fehler, eine falsche Bewegung - und ich wäre tot gewesen.
Ricore: Sie haben trotzdem nicht gezögert?

Jackman: Der Stunt-Koordinator ließ mir keine andere Wahl! (lacht). Er fixiert dich mit eiskaltem Blick und teilt dir in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet, seine Wünsche mit. Zum Zögern bleibt gar keine Zeit.

Ricore: Ihrem Image als Frauenheld haben diese Szenen sicher nicht geschadet. Wie kommen Sie damit klar, dass man Sie derzeit zu den heißesten Sexsymbolen Hollywoods zählt?

Jackman: Es macht mich ganz verlegen, ehrlich. Mit all dem öffentlichen Interesse hätte ich nie gerechnet.

Ricore: Gerüchten zufolge stehen Sie auch als möglicher James-Bond-Darsteller ganz weit oben. Wissen Sie mehr als wir?

Jackman: Ich habe dieses Gerücht selbst in die Welt gesetzt! (lacht) Nein, im Ernst: Es wäre ein große Ehre für mich, immerhin bin ich mit diesen Filmen aufgewachsen. Aber ein konkretes Angebot liegt derzeit nicht auf dem Tisch.
Ricore: Also spielen Sie weiterhin Wolfsmenschen und Vampirjäger?

Jackman: Ich lebe gerade meine geheimen Phantasien aus! (lacht) Immerhin bin ich der Jüngste in meiner Familie und war als Kind immer kleiner und schwächer als die anderen. Jetzt wendet sich das Blatt. (lacht)

Ricore: Wie haben Sie sich der Kultfigur Gabriel van Helsing genähert?

Jackman: Zuerst habe ich Bram Stokers "Dracula" gelesen. In diesem Buch ist van Helsing jedoch eingebildeter und unterscheidet sich auch hinsichtlich des Alters stark von unserer Version. Stephen und ich übernahmen also die Grundzüge seines Charakters: Ein Vollprofi sollte er sein, zäh, cool und verletzlich. Vor allem letzteres macht die Rolle für mich als Schauspieler enorm interessant. Er ist ein Kerl voller Fragezeichen, ein Einzelgänger, der sich vor sich selbst und seiner Umwelt versteckt. In gewisser Weise der jüngere Bruder von Bram Stokers ursprünglicher Version...

Ricore: ...der, wie Wolverine in "X-Men", enorm viel Testosteron versprüht!

Jackman: Es macht ja auch Spaß, solche Kerle zu spielen. Vor allem, wenn man mit Stephen Sommers dreht. Er ist wie ein kleines Kind, fasziniert von Action. Trotzdem will ich mich in Zukunft nicht auf diese Rollen versteifen. Ich habe noch einiges vor! Und so sehr van Helsing auch ein Macho ist - sobald ihm Kate Beckinsale als Anna Paroli bietet, entdeckt er völlig neue Seiten an sich. Für mich als Schauspieler gab es also genug Spielraum.
Ricore: Gedreht wurde hauptsächlich in Prag. Hat es Ihnen dort gefallen?

Jackman: Prag hat eine Atmosphäre, die man nirgendwo sonst spürt. Ein ganz spezielles Licht, eine individuelle Spannung und Melancholie. Gerade deshalb war es sehr wichtig, so authentisch wie möglich an den Originalschauplätzen der alten Sagen zu drehen. Außerdem bietet die Stadt außergewöhnliche Drehorte. Oder könnten Sie sich vorstellen, dass man in New York eine Filmcrew für drei Wochen in einer Kirche aus dem zwölften Jahrhundert drehen lassen kann? Undenkbar. Ich wurde an einer Orgel geschminkt, auf der früher Mozart gespielt hat. Als ich das erfuhr, habe ich meine Cola Light sofort woanders hingestellt. (lacht)

Ricore: Apropos alte Sagen: Warum sind die verstaubten Geschichten von Dracula, Wolfman und Frankenstein heute noch so beliebt?

Jackman: Es geht um den Kampf zwischen Gut und Böse - genauso wie in unserem täglichen Leben. Beide Pole wirken auf uns ein und betreffen unsere eigene Person genauso wie unser Verhalten gegenüber Mitmenschen. Der Werwolf steht für das Biest in uns. Meiner Meinung nach ein zeitloses und faszinierendes Thema.

Ricore: Denken Sie bei all Ihrem Erfolg in Amerika eigentlich noch an Ihre australischen Wurzeln?

Jackman: Ich vermisse meine Heimat sehr. Im meinem Broadway-Stück "The Boy From Oz" singe ich jeden Abend ein Lied mit dem Titel "I still Call Australia Home", das mich immer wieder aufs Neue berührt. Für gewöhnlich reisen wir Australier sehr gerne. Doch ehe wir uns versehen, verfliegen die Jahre fern der Heimat und man kommt ins Grübeln. Nostalgische Gefühle kenne ich also nur allzu gut - vor allem wegen meiner Familie.
erschienen am 3. Mai 2004
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