Universal
Dwayne Johnson auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Dwayne Johnsons Moment
Interview: The Rock am Scheideweg
Dwayne Johnson ist auf der Jagd. In "Fast & Furious Five" gibt er keine Ruhe, um Vin Diesel hinter Gittern zu bringen. Dabei kommt es zum handfesten Schlagabtausch zwischen den muskelbepackten Schauspielern. Im Interview mit Filmreporter.de erörtert The Rock, inwiefern er sich in der Tradition von Action-Darstellern wie Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger sieht. Zudem gibt uns Johnson Einblicke in die Welt des professionellen Wrestlings und verrät, warum er Rufe wie "Du bist scheiße" toll findet.
erschienen am 29. 04. 2011
Universal Pictures (UPI)
Fast & Furious Five
Ricore: Wie war es für Sie, in "Fast & Furious Five" zu spielen?

Dwayne Johnson: Es war toll. Das Beste daran war, einen Charakter von der Pike auf zu kreieren. Es gab keinen Schauspieler, der die Figur zuvor gespielt hatte. Der Charakter strahlt vom ersten Augenblick an eine enorme Präsenz aus. Ich hatte sehr viel Spaß an der Rolle.

Ricore: Wie war der Dreh in den Favelas?

Johnson: Es war großartig. Die Favelas tragen zur Authentizität des Films bei. Es ist dort auch gefährlich, doch das ist in jeder Stadt so. Die Favelas bilden einen starken Kontrast zur Schönheit der Natur. Dort herrschte ein Gefühl für Familie. Zwischen den einzelnen Aufnahmen sah ich immer wieder Großeltern und Kinder, Familien, die Bilder machten und sich freuten, dass wir da waren. Das war etwas Besonderes.

Ricore: Waren Sie für den Film auch in Brasilien?

Johnson: Die Favela-Szenen drehten wir nicht in Brasilien, sondern in Puerto Rico. Nichtsdestotrotz: Favelas sind Favelas. Ich war für die große Premiere des Films in Brasilien. Es ist sehr schön dort. Es gibt bestimmte Eigenheiten Brasiliens, die man nicht irgendwo anders nachbilden kann. Man kann es versuchen und mit Hilfe von Computereffekten mag es auch gelingen, aber es gibt bestimmte Feinheiten, wenn man dort vor Ort dreht und das sieht man auch auf der Leinwand.
Universal
Vin Diesel, Paul Walker, Dwayne Johnson und Tyrese auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Ricore: Mit Ihnen und Vin Diesel treffen in "Fast & Furious Five" zwei Schauspieler aufeinander, die in gewisser Weise in der Tradition klassischer Action-Darsteller wie Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger stehen. Wie sehen Sie das?

Johnson: Wir sind schon anders, es ist eine neue Ära. Aber ich stehe in dieser Tradition und bin mir dessen bewusst. Stallone, Schwarzenegger und der frühe Harrison Ford sind meine Helden. Als ich mit acht Jahren das allererste Mal Harrison Ford als Indiana Jones sah, wollte ich wie er sein. Ich bin zudem in einer Kultur von großen, körperlich durchtrainierten Männern aufgewachsen. Wenn ich den Vergleich höre, ist es eine Ehre für mich, im selben Atemzug genannt zu werden. Das Coole an der Kampfszene zwischen mir und Vin ist, dass damit Geschichte geschrieben wurde. Ich hab mir immer gewünscht, Stallone und Schwarzenegger zusammen in einem Film zu sehen, genauso wie Bruce Willis. Normalerweise passiert das aber nicht. Daher finde ich es großartig, dass Stallone einige der älteren Action-Helden in "The Expendables" versammeln konnte.

Ricore: Wer hätte bei einem Kampf zwischen Ihnen und Vin Diesel im wahren Leben gewonnen?

Johnson: Im wahren Leben hätte vielleicht ich den Sieg davon getragen. [lacht]

Ricore: Sie stammen aus einer Familie von Wrestlern und sind selbst Vater. Wird diese Tradition fortbestehen?

Johnson: Ich glaube nicht, dass das bei meinem Mädchen der Fall sein wird. Sie hat mich noch nie beim Wrestling gesehen, da ich zu der Zeit, als sie geboren wurde, damit aufgehört habe. Aber ich stamme von einer sehr langen Linie von Wrestlern. Das gilt nicht nur für meinen Vater und Großvater. Meine Großmutter war die erste weibliche Promoterin im professionellen Wrestling. Auch meine Cousins und Onkel sind im Wrestling tätig.
Universal
Dwayne Johnson auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Ricore: Sie haben also nach wie vor eine enge Bindung zum Wrestling.

Johnson: Auf jeden Fall, ich liebe es. Ich bin ja auch vor kurzem bei "Wrestlemania" dabei gewesen und bei der nächsten "Wrestlemania" werde ich gegen John Cena ein Match bestreiten. Wir haben vor, das größte Match in der Geschichte des Wrestlings zu liefern. Ich liebe es Filme zu machen, aber es gibt keine andere Plattform, bei der ich die Art von augenblicklichem Feedback von 70.000 Leuten bekommen kann. Das ist unglaublich. Ich kann gut verstehen, warum viele Darsteller zurück ans Theater und an den Broadway gehen und es so lieben. Wenn ich also die Gelegenheit habe, zurückzukehren und besonderen Eindruck zu hinterlassen, ergreife ich sie.

Ricore: Wie fanden Sie "The Wrestler"?

Johnson: Ich finde ihn großartig und fühle mich dem Film sehr verbunden. Ich bin ein Fan und ein Freund vom Regisseur Darren Aronofsky. Mit Mickey Rourke bin ich schon lange befreundet und er hat eine hervorragende Darstellung geliefert. Ich fühle mich dem Film außerdem so verbunden, weil der Mann, den er spielt, vielen Männern meiner Familie entspricht. Das sind Männer, die in den 1970ern und 80ern Jahren Wrestler waren. Zu der Zeit erlebte das professionelle Wrestling eine Hochphase. Viele von ihnen wurden drogenabhängig und verfielen dem Lifestyle der 80er, in dem der Exzess im Vordergrund stand. Zu der Zeit wurde finanziell nicht allzu sehr vorgesorgt. Es gibt Männer in meiner Familie, die so ein Leben führten. Übrigens haben meine Onkel, die berühmte professionelle Wrestler waren, Mickey Rourke für den Film trainiert. Auf diese Weise habe ich immer wieder mitgekriegt, wie Mickey Rourke sich macht.

Ricore: Wie hat Ihr Vater reagiert, als Sie sich entschieden haben, Wrestler zu werden?

Johnson: Er war dagegen und das hat zu einer großen Belastung unserer Beziehung geführt. Aber es war auch ein sehr entscheidender Moment. Ich hatte zehn Jahre lang American Football gespielt. Ich liebe den Sport. Mit 19 wurde ich nationaler Champion und das Ziel war, es in die NFL zu schaffen. Die NFL hat mich nicht genommen und stattdessen spielte ich in der CFL, der Canadian Football League. Doch dann musste ich das Team verlassen und mit 24 zu meinen Eltern zurückziehen, da ich kein Geld hatte und dieses Kapitel in meinem Leben abschließen wollte. Zu der Zeit entschied ich mich, sozusagen ins Familiengeschäft einzusteigen und professioneller Wrestler zu werden. Doch mein Vater war absolut dagegen.

Ricore: Woran lag das?

Johnson: In dieser Nacht wurden viele Dinge gesagt, die schmerzvoll waren. Wie jeder weiß, tun Worte manchmal mehr weh, als körperliche Verletzungen. Schließlich sagte ich zu meinem Vater, dass ich seine Hilfe bräuchte und verstehen müsste, warum er dagegen ist. Er sagte: "Ich will, dass du dich hier umsiehst. Ich war 30 Jahre lang Wrestler, war erfolgreich und das ist alles, was wir haben." Wir lebten in einem Zwei-Zimmer-Apartment für 500 Dollar im Monat in Tampa, Florida. Er sagte: "Das ist alles, was wir haben und ich möchte nicht, dass es dir genauso ergeht." Ich erkenne nun, Jahre später, wie bedeutungsvoll dieser Moment war. Ich sagte ihm, dass ich das verstehe, doch dass ich seine Hilfe bräuchte. Schließlich half er mir, doch zunächst war er dagegen. Inzwischen rechnet er sich alles was ich tue als sein Verdienst an. [lacht] Er ist sehr stolz auf mich. Zwischen Vätern und Söhnen herrscht diese interessante Dynamik, ähnlich wie bei Müttern und Töchtern.
Walt Disney Studios Motion Pictures
Dwayne Johnson
Ricore: Beim Wrestling ist die körperliche Belastung offensichtlich enorm. Wie sieht es mit dem psychologischen Druck aus, wenn man immer wieder vor einer tobenden Menge auftreten muss?

Johnson: Das Großartige ist, wenn das Publikum lautstark reagiert. Man will nicht, dass die Menge still sitzt, das ist beim Wrestling das Schlimmste. Wenn die Zuschauer aber schreien "Wir lieben dich", "Du bist scheiße" oder was auch immer, dann ist das eine wundervolle Sache. Der psychologische Druck kommt daher - und ich kenne das - jede Nacht auftreten zu müssen. Wrestling ist eine sehr spezielle Industrie. Es ist hyperreal, ein Mix aus Athletik und Rockstar-Welt. Im Sport gibt es wenigstens die Injured Reserve List [Liste von Spielern im US-Mannschaftssport, die aufgrund einer Verletzung geschont werden, Anm. d. Red.]. Die gibt es im Wrestling nicht. Wrestler arbeiten 250 bis 300 Tage, jede Nacht, in verschiedenen Städten und Ländern. Der Druck zu performen ist sehr hoch. Deshalb gibt es viele Halsbrüche, Schulter-, Knie- und andere große Verletzungen im Wrestling.

Ricore: Sollte die WWE in der Hinsicht verantwortungsvoller mit Wrestlern umgehen?

Johnson: Nein, ich bin da ehrlich. Vince McMahon, der Vorsitzende der WWE, ist den Wrestlern gegenüber immer sehr verständnisvoll. Denn obwohl es ein riesiges globales Unternehmen ist, ist es eine Familie. Am Ende des Tages bieten die Wrestler eine Dienstleistung an und wenn sie können, gehen sie raus und treten auf. Denn zum einen lieben sie es, zu performen und zum anderen ist es ihr Job. Doch wenn sie nicht können, zwingt sie niemand dazu, aufzutreten. Diejenigen, die es trotzdem tun, lieben einfach das was sie machen. Man sieht es übrigens auch bei Football und Fußball, dass manche Sportler trotz Verletzung spielen. Die unterscheiden sich sehr von Schauspielern. Glauben Sie mir, ich habe Schauspieler gesehen, die was am Fingernagel haben und deshalb nicht an den Set gehen. [lacht]

Ricore: Bevorzugen Sie eher Action- oder Komödienrollen?

Johnson: Ich mag beide Rollentypen, denn das Ziel besteht immer darin, ein vielseitiger Schauspieler zu sein. Als ich angefangen habe, bekam ich zunächst nur Actionangebote und ich konnte das aufgrund meines Hintergrunds gut nachvollziehen. Doch ich wollte mehr. Ich wollte probieren, auch Komödien, Familienfilme und Dramen zu machen. Ich liebe, es in jedem Genre zu arbeiten, doch nichts geht über das Austoben im Action-Genre. Aber ich bringe die Leute auch gerne zum Lachen.

Ricore: Führen Sie ein glückliches Leben?

Johnson: Ja, ich bin glücklich und genieße mein Leben, bin dankbar für alles, was ich habe. Ich habe mal gehört, dass man sein Glück finden kann, wenn man ein dankbarer Mensch ist und das bin ich. Man sollte sich in seiner eigenen Haut wohl fühlen und authentisch sein. Ich denke, wir alle fragen uns wer wir sind, wie wir sein sollten und wie man uns wahrnimmt. Doch wenn man sich wohl fühlt, so wie man ist, kann man nichts falsch machen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 29. April 2011
Zum Thema
Bekannt wird der Kalifornier mit hawaiianischen Wurzeln mit Wrestling. Dem Sport wendet er sich 1995 nach Abschluss seines Kriminologiestudiums zu. Damit folgt Dwayne Johnson einer Familientradition: schon sein Vater und Großvater waren Showringer. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität sucht er eine neue Herausforderung. 2002 feiert er im Actionstreifen "The Scorpion King" einen ersten Erfolg als Schauspieler. Trotzdem dauert es weitere zwei Jahre, bis sich der Hühne vom Profisport zurückzieht...
Seit der frühere Undercover-Polizist Brian O'Conner (Paul Walker) seinen Freund Dominic Toretto (Vin Diesel) aus der Gefangenschaft befreit hat, sind beide auf der Flucht. In Rio de Janeiro planen sie mit weiteren Verbündeten einen letzten Coup. Dabei bekommen sie es mit dem erbarmungslosen Gesetzeshüter Luke Hobbs (Dwayne Johnson) sowie einem skrupellosen Unternehmer zu tun. Wie bei den zwei vorhergehenden Teilen hat Justin Lin auf dem Regiestuhl Platz genommen. Gedreht wurde unter anderem in..
2024