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Giancarlo Giannini in "James Bond 007: Ein Quantum Trost"
Mit der Oma in Roma
Interview: Giancarlo Gianninis Freiheitsdrang
So stellt man sich einen echten Italiener vor. In "Oma in Roma" spielt Giancarlo Giannini einen Charmeur, der das Herz von Hauptdarstellerin Marianne Sägebrecht zum Schmelzen bringt. Diese soll ins Altersheim abgeschoben werden, will aber viel lieber nach Rom reisen, um eine Audienz beim Papst zu kriegen. Als Kulisse für das Innere des Vatikans diente die Münchner Residenz. Dort nahm sich Giannini während der Dreharbeiten Zeit, um mit Filmreporter.de über das Kochen, die Freiheit und die Fantasie zu sprechen.
erschienen am 30. 10. 2012
Heiko Thiele/ Ricore Text
Marianne Sägebrecht und Annette Frier am Set von "Oma in Roma"
Ricore: In "Oma in Roma" verlieben Sie sich in eine Oma. Was ist das schönste Erlebnis an das Sie sich mit Ihrer Großmutter erinnern?

Giannini: Ich erinnere mich oft daran, dass sie wundervoll gekocht hat. Meine Mutter hat damit weiter gemacht, aber es konnte nicht immer gutes Essen geben. Ich bin schließlich in den 1950er Jahren aufgewachsen.

Ricore: Kochen Sie selbst?

Giannini: Natürlich. Aber leider habe ich dazu nur wenig Zeit. Meistens koche ich nachts. Um fünf Uhr morgens mache ich mir beispielsweise ein Risotto oder Spaghetti mit Tomatensauce. Am liebsten koche ich italienisch. Ich bin ein richtiger Fan von Spaghetti mit Tomatensauce und Basilikum. Das nächtliche Kochen bedeutet für mich große Freiheit.

Ricore: Was ist die größte Freiheit des Menschen?

Giannini: Die größte Freiheit des Menschen besteht meiner Meinung nach darin, wenn der Mensch während des Tages möglichst viel Zeit hat, das machen zu können, wozu er Lust hat. Deshalb mache ich mir um fünf Uhr morgens Spaghetti. Das ist meine Freiheit. Meist ist man in andere Dinge eingebunden und hat etwa Termine zu befolgen. Dies ist nur geplante freie Zeit, was keine wirkliche Freiheit bedeutet. Die eigentliche Freiheit habe ich in der Fantasie, dann fühle ich mich frei. Schlafen tue ich wenig. Schlafen ist wie tot zu sein.
Epsilon Motion Pictures
Giancarlo Giannini als Bösewicht in "Mann unter Feuer"
Ricore: Stehen Sie extra für das Kochen auf?

Giannini: Ich bin dann noch wach. Erst danach gehe ich schlafen. Nachts ist die einzige Zeit, wo du ungestört sein kannst.

Ricore: Finden Sie in der Schauspielerei nicht genügend Freiheit?

Giannini: Niemand hat während des Tages genügend Zeit, um das zu tun, wozu er Lust hat. Ich bin zum Beispiel gerade hier, um zu arbeiten und führe Interviews. Philosophisch gesehen, hat die Zeit eine große Bedeutung - für jeden von uns. Wahrscheinlich werde ich es nicht schaffen, jede Musik zu hören, die ich hören möchte. Ebenso werde ich nicht jedes Buch lesen können, das ich lesen möchte oder jedes Gemälde sehen, das sehenswert ist.

Ricore: Welche Musik und welche Literatur gefällt Ihnen am besten?

Giannini: Jede Musik ist schön. Irgendjemand hat mal gesagt, dass Musik die Sprache Gottes sei. Mozart und Beethoven gefallen mir, aber auch moderne Stücke. Insgesamt mag ich jedoch stärker ältere Musik, weil man von ihr mehr sagt, dass sie die Sprache Gottes habe. Bei Geschichten und in Filmen gefallen mir auch sehr viele Sachen. Das größte Geschenk ist aber immer noch die Fantasie. Leider vergessen wir oft sie zu benutzen.
Heiko Thiele/Ricore Text
Giancarlo Giannini am Set von "Oma in Roma"
Ricore: Was würde ohne die Fantasie geschehen?

Giannini: Ohne sie würde keine Musik, kein Buch und kein Film entstehen. Um zu wissen, was den anderen gefallen könnte und was gut ist, benötigt man Fantasie. Alles andere sind nur Ausführungen der Fantasie. Egal ob man Auto fährt, das Handy benutzt oder etwas anderes tut. Letztlich sind vielleicht die Sachen wichtiger, die real gar nicht existieren.

Ricore: Sie sagten, Sie seien sehr philosophisch. Gibt es jemanden, oder eine Denkrichtung, die Sie bevorzugen?

Giannini: Nein. Es gibt sehr viel, was mich im Leben interessiert und was man machen könnte. Es gibt viele Sachen, für die man Zeit verbringen könnte, um seinen eigenen Ideen zu folgen. Wenn einem ein Gemälde gefällt, müsste man den Maler studieren. Gefällt einem ein bestimmtes Buch, müsste man sich näher mit dem Autor beschäftigen. Doch dazu bleibt zu wenig Zeit, auch wenn es das ist, was mir in meinem Leben am meisten Spaß macht.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 30. Oktober 2012
Zum Thema
Giancarlo Giannini wird am 1. August 1942 in La Spezia geboren. Bevor er in Rom das Studium an der Fango sulla metropoli". Neben italienischen Produktionen ist Giannini auch in zahlreichen internationalen Projekten zu sehen. Die bekanntesten Filmen in denen er spielt sind die James Bond-Abenteuer "James Bond 007: Casino Royale" und "James Bond 007: Ein Quantum Trost". Lina Wertmüllers KZ-Satire "Sieben Schönheiten" für den Marianne Sägebrecht in "Oma in Roma". In seiner freien Zeit kocht..
OmaMamia (Kinofilm)
In "Oma in Roma" spielt Marianne Sägebrecht eine alte Dame , die nach dem Tod ihres Ehemannes von ihrer Tochter (Annette Frier) ins Altersheim abgeschoben werden soll. Viel lieber würde sie jedoch zu ihrer Enkelin (Miriam Stein) nach Italien reisen, um eine Audienz beim Papst zu erhalten. Der Film entstand unter anderem in München.
2024