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Hape Kerkeling auf der Berlin-Premiere von "Kung Fu Panda 2"
Komödiantischer Hypochonder
Interview: Schreihals Hape Kerkeling
Hape Kerkeling ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Komiker. Sein komödiantisches Talent setzt er auch als Synchronsprecher ein. So leiht er in dem Animationsabenteuer "Kung Fu Panda 2" Pandabär Po seine Stimme. Im Interview mit Filmreporter.de erläutert er, in welchen Punkten er sich in dem putzigen Bären wiederfindet. Außerdem erfahren wir, wie anstrengend die Arbeit am Mikrofon sein kann: Vor allem das Schreien habe ihm zu schaffen gemacht.
erschienen am 15. 06. 2011
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Hape Kerkeling bei der Premiere von "Kung Fu Panda 2" in Berlin
Ricore: Haben Sie sich gefreut, als Sie zum ersten Mal davon hörten, dass "Kung Fu Panda 2" realisiert wird? Hape

Kerkeling: Ehrlich gesagt habe ich sehnsüchtig darauf gewartet, dass es weiter geht. Aber bei einem so aufwendigen Animationsfilm dauert das natürlich länger. Mir gefällt der zweite Teil der Geschichte und der Charakterentwicklung in Bezug auf die Hauptfigur noch besser als der erste Film.

Ricore: Warum?

Kerkeling: Die Geschichte ist tiefgründiger und der Kampf gegen das Böse wird noch überzeugender geführt. Außerdem sind für die Lehren Pos, die dieser aus seinen Erlebnissen zieht, nachvollziehbarer als in "Kung Fu Panda".

Ricore: Orientiert man sich bei der Synchronisation des Films am amerikanischen Original?

Kerkeling: Man lässt das Amerikanische nicht komplett weg, da Jack Black Pos Rolle quasi kreiert hat. Deswegen orientiert man sich ziemlich genau daran, ohne es zu kopieren, da es im Deutschen eine andere Farbe haben soll.

Ricore: Wie war es für Sie in den Kampfszenen zu schreien?

Kerkeling: Es war nicht nur schwierig, sondern auch äußerst anstrengend. Da hilft kein Handwerkszeug, man muss einfach schreien. Dies passiert im Film gefühlte 100 Mal.
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Gut gelaunt: Hape Kerkeling und Jack Black bei der Premiere von "Kung Fu Panda 2" in Berlin
Ricore: Was gefällt Ihnen an der Figur Pos?

Kerkeling: Ich finde gut, dass er nachvollziehbar aus seinen Schwächen Stärken machen kann. Das geschieht für mich sehr glaubwürdig. Ich hoffe, dass Kinder, die mit Schwächen zu kämpfen haben, erkennen, dass auch sie diese Stärken entwickeln können.

Ricore: Welche Schwächen haben Sie in Stärken umgewandelt?

Kerkeling: Ich bin immer noch dabei, meine Schwächen in Stärken umzuwandeln. Jeder hat Schwächen und mein Gewicht war immer ein Knackpunkt und wird es vermutlich auch immer bleiben. Insofern finde ich mich in dem Bären wieder.

Ricore: Inwiefern hat die Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg Ihr Leben verändert? Fühlten Sie sich von der Reise gestärkt?

Kerkeling: Schon sehr. Aber ich glaube, dass ich schon so erschöpfend darüber erzählt habe, dass ich vielleicht erst in zehn Jahren wieder etwas Neues dazu sagen kann.

Ricore: Inwiefern passt Po in die Reihe Ihrer Charaktere wie Horst Schlämmer und Uschi Blum?

Kerkeling: Gar nicht. Das ist ein Dreamworks-Charakter und keiner, den ich entwickelt habe. Ich habe lediglich versucht, ihm in der deutschen Synchronfassung Leben einzuhauchen.
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Beliebt bei Fans: Hape Kerkeling
Ricore: Könnten Sie sich vorstellen, eine Animationsfigur zu erschaffen?

Kerkeling: Privat zeichne ich sehr viele Karikaturen. Es sind stets eigene Kreationen und keine Parodien realer Personen. Aber ich denke nicht, dass ich je einer meiner 600 bis 700 Werke veröffentlichen werde.

Ricore: Eine Eigenschaft des Komikers ist seine Spontanität. Wie war für Sie die geregelte Arbeit als Synchronsprecher?

Kerkeling: Das ist durchaus auch eine spontane Angelegenheit. In dem Moment wo Sie feststellen, dass ein Wort nicht passt oder ein Satz zu lang ist, geht die Improvisation los. Es gibt schon einige improvisierte Szenen.

Ricore: Zum Beispiel?

Kerkeling: Unter anderem als sich Po auf die Stufen übergibt. Darüber hinaus gibt es noch drei, vier weitere Szenen.

Ricore: Finden Sie Ihre Figuren systematisch oder spontan?

Kerkeling: Es ist beides. Ich hatte mal einen großen Unterstützer, den ehemaligen Direktor des westdeutschen Werbefernsehens. In dessen Sprungbretttheater [WWF Club] hatte ich als 20-jähriger die Möglichkeit , mit ihm Probleme oder Inhalte zu erörtern. Eines Tages sagte er zu mir, dass er glaube, dass ich tatsächlich eine Karriere als Komiker machen könne.
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Starker rechter Haken: Hape Kerkeling und Jack Black
Ricore: Welche Ratschläge hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben?

Kerkeling: Er sagte, dass ich eines nie vergessen dürfe: 'Sie benötigen einen Charakter, bei dem alles stimmen muss und den Sie sich selbst ausdenken müssen. Und wenn Sie mal nicht da sind und irgendwo eine Requisite davon herumliegt, müssen die Leute anhand eines einzelnen Kleidungsstücks erkennen können, um welche Figur es sich handelt.' Dies hat er mir stets eingebläut. Irgendwann ist Horst Schlämmer entstanden. Als ich am ersten Drehtag vor dem Spiegel stand, dachte ich, dass noch etwas fehlt. Intuitiv sagte ich der Aufnahmeleitern, dass sie doch bitte in ein Lederwarengeschäft gehen und mir eine Herrenhandtasche besorgen möge. So ist die Figur einerseits spontan entstanden, jedoch immer mit den Worten Joachim Hüttenrauchs im Hinterkopf.

Ricore: Warum ist es wichtig einen eigenen Charakter zu entwickeln?

Kerkeling: Es gibt sehr unterschiedliche Formen der Komik. Ich neige eigentlich nicht zur klassischen Comedy, sondern bin eher britisch. Ich glaube daran, dass ein Charakter den man entwickelt, seinen eigenen Kosmos hat. Wenn er sich dann innerhalb seines Kosmos bewegt, ist fast alles komisch was er macht. Deswegen liebe ich Charakter-Comedy.

Ricore: Haben Sie schon einmal Angst vor dem Burn-Out?

Kerkeling: Ich glaube, dass jeder Mensch mal eine Art Burn-Out erlebt, oder denkt, dass er an seine Grenzen kommt und erst wieder seine Mitte finden muss. Das gehört zum Lebensprozess dazu. Und wenn man das mal hinter sich hat, heißt das nicht, dass man die Mitte irgendwann wieder verliert. Im Moment fühle ich mich recht gut eingebettet in meine Mitte und bilde mir ein, sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren.

Ricore: Haben Sie während der Synchronisation des Film die Möglichkeit gehabt, zu sagen: 'Diesen Satz sage ich nicht'?

Kerkeling: Natürlich. In dem Moment wo der Regisseur merkt, dass sich jemand gegen den Text sperrt und man was anderes finden muss, wird etwas anderes gefunden.
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Grenzen überschreitender Humor: Hape Kerkeling in seiner Paraderolle als Horst Schlämmer
Ricore: Werden Sie in Zukunft wieder Unterhaltungsshow machen?

Kerkeling: Davon gehe ich aus.

Ricore: Beschäftigt Sie eigentlich das Thema EHEC?

Kerkeling: Na klar, ich bin doch ein Hypochonder. Ich denk schon die ganze Zeit darüber nach, was Sie wohl gegessen haben. Meine Salmonellenvergiftung vor vielen Jahren, hätte auch schon von dem Keim stammen können. Was ist das für eine schlimme Zeit in der wir leben in der wir uns verrückt machen lassen? (lacht). Die deutsche Sprossen-Industrie ist kaputt. Ebenso die spanische Gurkenindustrie. Wer ist als nächstes dran? Vielleicht übertragen ja auch Komiker die Keime. Wer weiß das schon so genau?

Ricore: Was war für Sie das schlimmste hypochondrische Erlebnis?

Kerkeling: Das kann ich nicht erzählen. Das ist eigentlich wahnsinnig komisch, aber am Ende doch nicht.

Ricore: Sie waren auch in China unterwegs. Was für ein Projekt ist dort entstanden?

Kerkeling: Mit Gero von Boehm habe ich eine Dokumentationsreihe für das ZDF gedreht. Sie wird "Unterwegs in der Weltgeschichte" heißen und ab Oktober laufen. Wir versuchen in sechs mal 45 Minuten die Geschichte der Menschheit ab der Erfindung der Schrift bis heute zu erzählen. Die letzte Reise hat uns nach China geführt.
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Schluss mit lustig: Hört Hape Kerkeling wirklich mit 50 auf?
Ricore: Wie sind Sie als Experte ins Spiel gekommen?

Kerkeling: Ich habe das ZDF zunächst gefragt, welche Rolle ich spielen soll. Es ging darum, das Wissen leicht, amüsant und interessant zu vermitteln. Ich habe mich bemüht, dem gerecht zu werden. Wir sind um den gesamten Globus gereist und ich habe 28 historische Figuren spielen dürfen - von Napoleon bis Cleopatra.

Ricore: Welcher der Figuren hat am meisten Spaß gemacht?

Kerkeling: Nero, wenn Rom brennt. Alles andere wäre gelogen. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht.

Ricore: In früheren Interviews haben Sie gesagt, dass Sie sich das Ziel gesetzt haben mit 50 aufzuhören.

Kerkeling: Ich bin 38 und insofern ist da noch Luft nach hinten. [lacht] Ich habe das mal früher gesagt, was aber nicht bedeuten muss, dass ich es wieder sage. Man sagt viele Dinge.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. Juni 2011
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Schon in seiner Jugend versucht Hape Kerkeling, seine Mitmenschen mit komischen Sketchen zu unterhalten. Nach einigen Talentwettbewerben wird man 1983 auf ihn aufmerksam. Kurz darauf startete er seine TV-Karriere bei "Känguru". Weitere Shows folgten, in denen der Entertainer in verschiedene Rollen schlüpft. Mit dem Kinofilm "Kein Pardon" etabliert er sich auch auf der Leinwand. Inzwischen gilt er als einer der beliebtesten deutschsprachigen Komikern, Moderatoren und Buchautoren.Horst Schlämmer..
Als geschätzter Drachenkrieger gehört es zu den Aufgaben von Panda Po, das Tal des Friedens zu beschützen. Dieses gerät in Aufruhr, als sich ein mächtiger Gegner ankündigt und mit einer geheimen Waffe China erobern will. Po muss sich der Herausforderung stellen und all sein Können zur Verteidigung des Landes aufbringen. In "Kung Fu Panda 2" leihen in der englischsprachigen Originalfassung unter anderem Angelina Jolie, Jackie Chan sowie Dustin Hoffman den Figuren ihre Stimmen.
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