Eric Charbonneau
Hugh Jackman
Meditativer Boxer
Interview: Hugh Jackman kämpferisch
Ein kleiner, haariger Mutant ist an allem Schuld. Schließlich hat es Hugh Jackman seiner Rolle als Wolverine zu verdanken, dass er quasi über Nacht zum gefragten Leinwandhelden wurde. Inzwischen ist er eine feste Größe in Hollywood. Er hat als Moderator der Oscar-Verleihung geglänzt und wurde zum Sexiest Man Alive gewählt. In "Real Steel - Stahlharte Gegner" steigt er an der Seite von Kampfrobotern in den Boxring. Aus diesem Anlass traf sich Jackman mit Filmreporter.de zum verbalen Schlagabtausch. Dabei spricht der sympathische Schauspieler über Ehe, Karriere und Intimität.
erschienen am 2. 11. 2011
Walt Disney
Real Steel - Stahlharte Gegner
Ricore: Zu Beginn von "Real Steel - Stahlharte Gegner" sind Sie nicht gerade ein Held, oder?

Hugh Jackman: Nein, das ist toll. Es macht Spaß, einen Vater zu spielen, der all das zu seinen Kindern sagt, was man seinen eigenen Kindern an einem schlechten Tag gerne sagen würde [lacht]. Für einen Schauspieler ist das toll.

Ricore: Wie reagiert Ihr Sohn auf Ihre Filmrollen?

Jackman: Er hat es lieber, wenn die Dinge ruhig verlaufen, ohne Paparazzi. Eine Zeit lang hatte er Angst, weil er von John Lennon gehört hatte und er sich daraufhin Sorgen machte. Er mag die Unsicherheit nicht, wenn er nicht weiß, wo ich gerade bin. Ich denke, dass er mich einfach als seinen Vater sehen will. Obwohl ich vor kurzem mitgekriegt habe, wie er ein paar Mädchen am Strand erzählte, dass sein Vater Wolverine sei. Er weiß also, wann es ihm Vorteile bringt. Bei "Real Steel" habe ich das Drehbuch auch meinem Sohn vorgelesen, weil ich wissen wollte, was er davon hält. Zehn Nächte lang habe ich ihm daraus vorgelesen. Er war vor allem von den Robotern begeistert. Mich hat das Drehbuch bewegt.

Ricore: Auf Fotos sehen Sie mit Ihrer Familie immer sehr glücklich aus.

Jackman: Die Fotografen sehen mich gerne mit meinen Kindern spielen, am Strand oder beim Snowboard fahren. Sie sehen mich aber nicht, wenn mein Sohn etwa um drei Uhr morgens zum vierten Mal aufwacht oder ich ihn morgens zur Schule bringen muss. Ich führe eben ein ganz normales Leben.
Anna Weinreich/Ricore Text
Hugh Jackman und Shawn Levy beim Fotocall für "Real Steel - Stahlharte Gegner" in München
Ricore: Welche Werte wollen Sie Ihren Kindern vermitteln?

Jackman: Vor allem zwei Dinge: Zum einen der Respekt vor anderen Menschen. Ich bin mir bewusst, dass die Leute sie wegen mir schonend behandeln. Dementsprechend muss ich manchmal etwas härter sein und erwachsener reagieren. Wenn sie mit mir reisen und im Hotel ankommen, wollen sie nach einem fünfstündigen Flug erst mal in den Pool springen, sie sind ja auch noch Kinder. Aber ich bringe sie dazu, dass sie sich zunächst beim Hotelpersonal bedanken. Die andere Sache ist Selbstachtung. Mir ist sehr wichtig, dass sie Zuversicht in sich selbst haben und bei ihren Entscheidungen dem eigenen Instinkt folgen, anstatt dabei auf andere oder etwa die Werbung zu hören.

Ricore: Wann haben Sie sich dafür entschieden, Schauspieler zu werden?

Jackman: Wirklich dafür entschieden habe ich mich wohl mit 26 Jahren. Ich habe meinen Abschluss in Journalismus gemacht, als ich 22 oder 23 war. Dann entschied ich mich, das erst mal zurückzustellen, da es sehr schwer war, einen Job zu finden. Also nahm ich Schauspielunterricht, so dass es für meinen Vater nicht so aussah, als ob ich arbeitslos wäre. Daneben arbeitete ich halbtags, um mich zu finanzieren. Danach kam ich auf eine ziemlich angesehene Schauspielschule. Das war das erste Mal, dass ich es ernst zu nehmen begann. Als ich die Schule verließ, gab ich mir fünf Jahre, um zu sehen, ob's läuft.

Ricore: Demnächst spielen Sie in der Musical-Verfilmung "Les Miserables". Wird für Sie damit ein Traum wahr?

Jackman: Oh ja. Ich liebe das Musical und Regisseur Tom Hooper. Ich bin deswegen schon sehr aufgeregt.
20th Century Fox
Hugh Jackman ist Wolverine
Ricore: Werden Sie wieder mal bei den Oscars singen?

Jackman: Das hoffe ich. Aber erst mal moderiert Eddie Murphy die Oscars, was großartig ist.

Ricore: Denken Sie, dass ein Film über boxende Roboter ein breites Publikum anspricht?

Jackman: Ich weiß nicht. Wenn es lediglich um boxende Roboter gehen würde, wäre ich wohl selbst nicht so sehr daran interessiert. Der Film bietet neben den Spezialeffekten auch eine tolle Geschichte.

Ricore: Wie gut sind Sie selbst beim Boxen?

Jackman: Ich bin nicht schlecht. Ich habe es mit Sugar Ray Leonard ausprobiert. Wenn man aber einen echten Schlag von einem Boxer abkriegt, vergisst man das nie.

Ricore: Waren Sie schon mal in einer Situation, in der Sie jemanden schlugen?

Jackman: Ja, ich denke das ist für alle Jungs eine Art Initiationsritus. Ich weiß nicht, wie das bei Mädchen ist, aber bei Jungs ist es bis zu einem bestimmten Punkt das.

Ricore: Wer würde bei einem Kampf zwischen Wolverine und Kampfroboter Atom gewinnen?

Jackman: [ohne zu überlegen] Wolverine.
Walt Disney
Hugh Jackman und Evangeline Lilly in "Real Steel - Stahlharte Gegner"
Ricore: Was können Sie uns über den nächsten "Wolverine"-Film erzählen?

Jackman: Die Handlung spielt in Japan und ist eine Samurai-Story. Das Drehbuch ist großartig.

Ricore: Darren Aronofsky ist als Regisseur doch ausgestiegen?

Jackman: Ja, das ist sehr enttäuschend. Ich wollte ihn schon beim dritten "X-Men" und dem ersten "Wolverine" dabei haben. Bei beiden war das Drehbuch nicht das Richtige. In diesem Fall war er begeistert vom Drehbuch und hat zugesagt. Doch dann ist er aus persönlichen Gründen ausgestiegen.

Ricore: Wie wichtig ist die Rolle Wolverines für Ihre Karriere und Sie persönlich?

Jackman: Ich liebe den Charakter. Er hat wohl die Grundlage für meine Leinwandkarriere geschaffen. Dafür bin ich sehr dankbar. Es macht mir nach wie vor großen Spaß, ihn zu spielen. Ich finde ihn faszinierend.

Ricore: Für Ihre Rollen müssen Sie sich körperlich manchmal stark verändern. Wie machen Sie das?

Jackman: Das ist harte Arbeit. Ich wünschte, es wäre einfacher, doch das ist es nicht.

Ricore: Wie halten Sie sich täglich fit?

Jackman: Ich trainiere fünf Mal die Woche. In München bin ich ins Fitnessstudio gegangen und dann zum Eisbach geradelt und rein gesprungen. Das war perfekt für mich.
Anna Weinreich/Ricore Text
Hugh Jackman beim Fotocall für "Real Steel - Stahlharte Gegner" in München
Ricore: Wie wichtig ist es Ihnen, einen durchtrainierten Körper zu haben?

Jackman: Ich bin Schauspieler, daher ist mein Körper ebenso wie meine Stimme ein Instrument. Ich würde allerdings nicht alles machen für eine Rolle. Was Wolverine angeht, bin ich inzwischen etwas besorgter als früher. Ich muss für die Rolle so viel Fleisch und Proteine zu mir nehmen, dass ich mir Sorgen wegen einem möglichen Herzinfarkt machte. Das ist der Punkt, an dem ich einschreite. Das ist es nicht wert. Ich kann meinen Kindern nicht sagen: "Ich sterbe daran, aber ich habe es für eine Rolle getan." Ich würde ganz sicher keine Steroide nehmen - aber manche Schauspieler tun auch das.

Ricore: Wie schaffen Sie es, trotz Ihres Erfolges auf dem Boden zu bleiben?

Jackman: Bis ich 30 war, hatte ich keine großen Erfolge. Ich denke, es hat damit zu tun. Ich habe mich zwischen meinem 21. und 30. Lebensjahr sehr verändert. Ich denke, das geht allen so. Mit einer erfolgreichen Hollywood-Karriere umzugehen, während man noch erwachsen wird, stelle ich mir sehr schwierig vor. Dann ist da meine Frau. Als ich ihr gesagt habe, dass sie anscheinend mit dem Sexiest Man Alive verheiratet ist, meinte sie zunächst: "Oh, wirklich. Nicht Brad Pitt?" Und dann sagte sie: "Okay, dann bring mal den Müll raus." [lacht] Es ist wichtig, den Erfolg zu genießen, solange er anhält, aber nicht an dem Gedanken zu verzweifeln, dass es irgendwann damit vorbei sein könnte.

Ricore: In Ihrem Leben spielt Meditation eine wichtige Rolle, richtig?

Jackman: Ja, das hat wirklich mein Leben verändert. Ich habe vor über 20 Jahren damit begonnen. Ich mache es meist zweimal am Tag und ich denke, es ist eines der Dinge, die mich auf dem Boden halten.
Walt Disney
Hugh Jackman und Dakota Goyo in "Real Steel - Stahlharte Gegner"
Ricore: In "Real Steel" spielt der technologische Fortschritt eine wichtige Rolle. Wie ist das in Ihrem Leben?

Jackman: Ich bin da ein wenig altmodisch. Ich habe mein Handy gewechselt, um eines ohne E-Mail-Funktion zu haben, da es mich störte, dass ich es ständig benutzt habe. Ich bin auch einer dieser Leute, die ihr Handy behalten, bis es kaputt geht.

Ricore: Was ist Ihr Rezept für eine erfolgreiche Ehe?

Jackman: Man sollte Zeit miteinander verbringen. Ich denke, dass alle Beziehungen fließend sind. Das Leben ist im Fluss. Ich glaube nicht daran, dass eine Beziehung stagniert. Entweder man kommt sich näher oder entfernt sich voneinander. Das passiert immer bei einer Ehe, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Wenn man sich nicht darum bemüht, driftet man auseinander. Es geht nicht so sehr darum, gemeinsam essen zu gehen oder den Partner zu überraschen. Das wichtigste ist wirkliche Intimität. Man verfällt leicht in eine Routine, bei der man aufhört, sich dem anderen wirklich anzuvertrauen. Mit Kindern ist das in gewisser Weise besonders schwer, weil es passieren kann, dass man schließlich die ganze Zeit über die Kinder und nicht wirklich miteinander spricht. Bei uns ist es wie bei allen anderen Paaren. Man muss daran arbeiten, doch es ist auf jeden Fall schon mal ein Vorteil, wenn man die Richtige heiratet.

Ricore: Was war die seltsamste Liebeserklärung, die Sie je von einem Fan bekommen haben?

Jackman: Da war mal eine Frau, als ich auf der Bühne war, die schrie: "Ich will dir in den Hintern beißen." Ich fragte: "Wirklich?" Und sie darauf: "Ja!" Also stimmte ich zu - den Abdruck hatte ich vier Tage lang [lacht].

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. November 2011
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2024