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Simon Pegg auf der "Mission: Impossible"-Premiere in Dubai
Ende des ernsthaften Kinos?
Interview: Simon Pegg wird nostalgisch
Simon Pegg erobert Hollywood! Nachdem sich der Brite mit den Komödien "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" einen Namen gemacht hat, mischt er inzwischen auch in der US-Traumfabrik mit. Bei "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" steht er bereits zum zweiten Mal Hauptdarsteller Tom Cruise hilfreich zur Seite. Was er selbst von der amerikanischen Filmindustrie hält, verrät er im Interview mit Filmreporter.de. Zudem spricht er über seine Liebe zur Popkultur und die Infantilität des zeitgenössischen Kinos.
erschienen am 15. 12. 2011
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Tom Cruise kennt keine Höhenangst ("Mission: Impossible 4", 2011)
Ricore: Wie war es für Sie für "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" erneut mit Tom Cruise zusammenarbeiten zu können?

Simon Pegg: Es war toll, vor allem weil wir diesmal mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Beim dritten "Mission: Impossible"-Teil waren es nur zwei Tage. Diesmal waren es sieben Monate. Es hat Spaß gemacht, Tom besser kennen zu lernen und mit einem der größten Filmstars der Welt arbeiten zu können.

Ricore: J.J. Abrams scheint viel von Ihnen zu halten. Er hat sie sowohl bei "Star Trek" als auch bei "Mission: Impossible" an Bord geholt.

Pegg: Ich denke, er schätzt mich sowohl in professioneller als auch in menschlicher Hinsicht. Er ist ein guter Freund, der meine Arbeitsmoral mag, und wir wissen beide die Arbeit des anderen zu schätzen. Beim dritten "Mission: Impossible" holte mich J.J. an Bord, nachdem er mich in "Shaun of the Dead" gesehen hatte. Bei "Star Trek" konnte er nicht den passenden Darsteller für die Rolle des Scotty finden, so dass er schließlich mich gefragt hat.

Ricore: Würden Sie auch mal gerne Stunts wie Tom Cruise machen?

Pegg: Nicht wirklich. Ich mache zwar Stunts, doch die, die er etwa an der Fassade des Burj Khalifa in Dubai machte, könnte ich nicht machen. Ich war dabei, als er diese Stunts gemacht hat. Das war, als ob der Film live entstehen würde, was unglaublich intensiv war. Wenn man den Film anschaut, weiß man, dass Tom überlebt hat. Während er die Stunts vollführte, konnte man nicht prognostizieren, ob er den Tag überstehen würde.

Ricore: Wie sehr unterscheidet sich die amerikanische Filmindustrie von der britischen beziehungsweise europäischen, speziell in kreativer Hinsicht?

Pegg: In Amerika fließt mehr Geld in die Filme, denn es ist eine Industrie. In Europa kommt es darauf an, wie viel Geld die Regierung zur Verfügung stellt. Die britische Filmindustrie ist keine wirkliche Industrie. Wenn die Regierung den Film nicht unterstützt, muss man das Geld mithilfe von Investoren zusammenkriegen. Hollywood ist in gewisser Weise wie eine Maschinerie. So werden viele Kreative aus aller Welt angelockt. Im Falle von "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" hat es sehr viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten, da der Film an den verschiedensten Orten der Welt spielt. Zudem kommt ein Teil der Schauspieler aus Ländern außerhalb der USA, ich als Brite eingeschlossen. Hollywood hat die Mittel, so etwas möglich zu machen. Es ist ein aufregender, aber auch frustrierender Ort, da viele Dinge von Marketing-Leuten entschieden werden, die sich nicht für die Filme an sich interessieren.
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Mission: Impossible - Phantom Protokoll
Ricore: Wer war der größere Film-Nerd am Set: Sie oder Brad Bird?

Pegg: Das ist wohl Brad. Er hat mir ein paar Jahre des Nerd-Seins voraus. Brad und ich kommen durch diese Gemeinsamkeit sehr gut miteinander aus. Wir unterhalten uns dauernd über Filme.

Ricore: In "Mission: Impossible" spielen Sie eine Art Computer-Freak. Wie Computerbegeistert sind Sie im wahren Leben?

Pegg: Ich besitze einen Computer, einen Pad und ein Smartphone, doch ich weiß nicht, wie sie funktionieren. Wenn sie kaputt gehen, muss ich die Service-Hotline anrufen. Doch ich benutze Twitter relativ regelmäßig, da es interessante Möglichkeiten bietet. Davon abgesehen, kenne ich mich nicht so gut aus.

Ricore: Was lieben Sie an der Pop-Kultur und an Genre-Werken?

Pegg: Ich war schon immer Fan der Popkultur. Doch ich bin genauso Fan der Hochkultur. Popkultur hat für mich eine wichtige Rolle gespielt, als ich aufgewachsen bin. Ich bin mit dem populären Kino der 1970er aufgewachsen, mit dem Aufkommen des zeitgenössischen Blockbusters. Ich war schon immer ein Fan davon und es ist toll, ein Teil davon zu sein.

Ricore: Was unterscheidet James Bond von Ethan Hunt?

Pegg: Die "Mission: Impossible"-Serie aus den 1960ern war ein Produkt des Kalten Krieges und in gewisser Weise eine Antwort auf Ian Flemings Werk. Ethan Hunt ist ein amerikanischer James Bond.
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Simon Pegg und Tom Cruise in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" (2011)
Ricore: Haben Sie sich mit Tom Cruise auch außerhalb der Dreharbeiten getroffen?

Pegg: Ja, wir waren Go-Kart fahren und haben uns ein Eishockey-Spiel angesehen. Wir sind ausgegangen, haben gegessen und getrunken. Es war toll, Zeit mit ihm zu verbringen, ich hab ihn sehr gern.

Ricore: Wie schwierig ist es, an gute Rollen zu kommen?

Pegg: Ein gutes Drehbuch bekommt man nicht so oft. Also muss man entweder warten oder selbst eines schreiben. Ich tendiere zu letzterem, da ich glücklicherweise in der Position bin, meine eigenen Filme zu machen.

Ricore: Wahrscheinlich will man sie meist für bestimmte Rollentypen besetzen.

Pegg: Ich denke, man wird auf das festgelegt, was man vorher gut gemacht hat. Glücklicherweise können Edgar Wright, Nick Frost und ich unsere eigenen Charaktere schreiben und müssen nicht darauf warten, dass uns jemand eine bestimmte Rolle anbietet.

Ricore: Für Ihren Film "Paul - Ein Alien auf der Flucht" haben Sie mit Nick Frost einen Road Trip durch die USA gemacht. Wie war diese Erfahrung?

Pegg: Es war ein tolles Abenteuer. Wir waren acht oder neun Tage unterwegs. Wir sind von Los Angeles bis Wyoming gefahren und hatten eine brillante Zeit. Viele unserer Erfahrungen sind in das Drehbuch von "Paul" eingeflossen. Ich glaube, andernfalls hätten wir den Film nicht so machen können. Wir mussten Amerika als Land kennenlernen.
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Nick Frost und Simon Pegg sind ein eingespieltes Duo
Ricore: Was haben Sie über das Land Amerika gelernt?

Pegg: Es ist riesig. Viel größer, als man im Vorhinein denkt. Es ist vielseitig, dramatisch, unheimlich und schön.

Ricore: In "Mission: Impossible" tragen Sie ein "Action Comics"-T-Shirt. War das Ihre Idee?

Pegg: Das war die Idee von Kostümdesigner Michael Kaplan. Er ist fantastisch und hat schon die Kostüme für "Star Trek" entworfen. Auf dem T-Shirt ist das erste "Superman"-Comic zu sehen.

Ricore: Wie kommt es, dass Comics und Kino derzeit kaum noch zu trennen sind?

Pegg: Marketing-Leute haben festgestellt, dass sich Comic-Verfilmungen gut verkaufen. Daher gibt es momentan eine Verfilmung nach der anderen.

Ricore: Der kulturelle Einfluss von Comics scheint größer geworden zu sein, oder nicht?

Pegg: Ja, das passt zu unserer Gesellschaft, die durch das Kino infantilisiert wird. Der Hauptteil der populären Kultur ist ziemlich kindisch. Es gibt kaum noch ernsthaftes Kino. Wenn man auf die 1970er Jahre zurückblickt, waren Filme wie "Der Pate", "Bonnie und Clyde" und "Taxi Driver" erfolgreich. Solche Filme gibt es nicht mehr. Seit "Star Wars" hat man die Möglichkeit, mit Filmen für 16- bis 25-jährige Jungs Geld zu machen.
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Simon Pegg wird in "Mission: Impossible - Phantom Protokoll" zum Action-Helden (2011)
Ricore: Sie haben mit Steven Spielberg am "Tim und Struppi"-Animationsfilm gearbeitet und mit Brad Bird an einem Realfilm. Wie würden Sie die beiden Regisseure vergleichen?

Pegg: Ich denke, Brad und Steven sind sich sehr ähnlich. Beide kennen sich sehr gut mit dem jeweiligen Medium aus, in dem Sie arbeiten. Sie wissen, wie man eine Szene aufbaut und Spannung erzeugt. Für Brad war der Übergang von der Animation zum Realfilm sehr interessant, da er auf einmal eine Welt vor sich hatte, in der nicht alles möglich ist, sondern die Gesetze der Physik herrschen. Bei Steven war es genau andersherum. Er konnte nun die Kamera so positionieren, wie er wollte. Es war fantastisch, dabei zuzusehen, wie sich beide den neuen Bedingungen mit großer Leichtigkeit anpassten. Ich denke, Brads Ansatz war, sich nicht um die Begrenzungen zu kümmern. Stevens Herangehensweise war, alles auszuprobieren. Für mich war es eine große Ehre, zwei renommierten Regisseuren dabei zuzusehen, wie sie einen Neuanfang wagen.

Ricore: Kannten Sie "Tim und Struppi" vor dem Dreh?

Pegg: Ja, natürlich. Für uns Europäer ist "Tim und Struppi" Teil unserer Kultur. Als Kind habe ich die Comics gelesen und die Fernsehserie gesehen.

Ricore: Was sind Ihre Lieblingsfilme?

Pegg: "Arizona Junior" von den Coen-Brüdern ist einer meiner Lieblingsfilme. Das war die erste Komödie, die ich gesehen habe, bei der die Kamera genauso wichtig ist, wie die Schauspieler. Zudem bin ich großer Fan von Horrorfilmen wie "Zombie" und "American Werewolf". Momentan gehe ich nicht so oft ins Kino, da ich ein Kind habe. Das hat für mich Priorität. Doch ich bin großer Film-Fan und versuche so viele Filme wie möglich zu sehen.

Ricore: Hält Sie Ihre Frau für einen witziger Kerl?

Pegg: Nein, sie hasst mich. Das ist der Grund, warum wir verheiratet sind [lacht].

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. Dezember 2011
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2024