Walt Disney
James Bobin bei Pressekonferenz zu "Die Muppets"
"Miss Piggy ist entzückend"
Interview: James Bobin versteckt seine Darsteller
Mit "Die Muppets" gibt James Bobin sein Spielfilmdebüt. Zuvor hat der Neuseeländer bei den Serien "Da Ali G Show" und "The Flight of the Conchords" Regie geführt und Drehbücher geschrieben. Im Interview mit Filmreporter.de berichtet er von den Schwierigkeiten, die Körper der Puppenspieler zu verstecken und erklärt, worüber Kinder und Erwachsene lachen. Außerdem verrät er uns, welcher sein Lieblings-Muppet ist.
erschienen am 22. 01. 2012
Walt Disney
Die Muppets
Ricore Text: Wie kam es dazu, dass Sie bei "Die Muppets" Regie führten?

James Bobin: Das ist eine komische Geschichte. Ich bekam eines Tages eine E-Mail von meinem Agenten. In der stand nur: Magst Du die Muppets. Ich antwortete: Ja klar, wer mag die nicht? Und so hat das Abenteuer seinen Anfang genommen.

Ricore: Was haben Sie zuvor gemacht?

Bobin: Unter anderem habe ich die Serie "The Flight of the Conchords" gemacht, bei der ich Regie führte und auch das Drehbuch schrieb. Es ist eine Comedy-Serie, in der viel gesungen wird. Es ist eine lustige Serie, in der nichts Schlimmes passiert. Sie funktioniert für alle Altersgruppen. Ich denke, deshalb wurde ich als Regisseur für die Muppets ausgewählt. Ich habe Erfahrung, lustige Geschichten zu erzählen, in der gesungen wird. Die Muppets sprechen Kinder und Erwachsene an. Mir war es wichtig, einen Film zu machen, den ich mit meiner kleinen Tochter zusammen ansehen kann.

Ricore: Lachen Kinder über die gleichen Dinge wie Erwachsene?

Bobin: Die fundamentalen Dinge, über die wir seit unserer Kindheit lachen sind, wenn jemand stolpert und wenn etwas in die Luft fliegt. Alles auf der physischen Ebene. Erwachsene mögen Wortwitz oder unerwartete Zusammenhänge. Im Film erfährt Tex Richman [Chris Cooper] beispielsweise vom Plan der Muppets aus dem Economist. Das ist eine Wirtschaftszeitung. Es ist albern, dass ausgerechnet dieses Blatt über die Mupptes berichten sollte.
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James Bobin bei Pressekonferenz zu "Die Muppets"
Ricore: Waren diese Ideen alle im Drehbuch oder sind sie bei den Dreharbeiten entstanden?

Bobin: Das Drehbuch hatte Jason Segel bereits geschrieben, als ich an Bord kam. Aber als Regisseur kann man natürlich noch Dinge hinzufügen. So haben wir alle etwas beigesteuert. Ich erinnere mich, dass ich meiner Tochter die Szene zeigte, in der die Muppets das Theater putzen. Die Hühner laufen Schlittschuh auf den Schwämmen. Das fand sie unglaublich toll. Sie liebte diese Hühner. Und so sagte ich, wir brauchen noch eine zweite Szene mit ihnen. Am Ende des Films singen sie "Forget You" von Cee-Lo Green.

Ricore: Welcher ist Ihr Lieblings-Muppet?

Bobin: Die Frage kann ich auf keinen Fall beantworten. Natürlich sind die Hauptcharaktere wie Kermit, Miss Piggy, Gonzo und so weiter großartig. Aber auch die anderen Figuren, die nicht so oft vorkommen, sind toll. Als Kind liebte ich Marvin Suggs, der das Muppaphone spielt. Das sind diese kleinen Fellbälle, die unterschiedliche Töne von sich geben, wenn man sie auf den Kopf haut. Aber als ich älter wurde, war es doch Kermit, den ich am meisten mochte. Er erinnert mich an James Stewart in "Ist das Leben nicht schön?". Er ist so ein ehrlicher Typ, der immer nur das Gute in den anderen sieht. Er möchte die Welt zu einem besseren Ort machen. Aber er ist auch derjenige, der die Muppets zusammenhält. Er kümmert sich um sie. Eigentlich macht er das, was auch mein Job als Regisseur ist.

Ricore: Sie sind selbst zum Muppet geworden.

Bobin: Ich wusste nichts davon. Auf einmal tauchte er am Set auf. Er sieht mir ähnlich. Blonde Haare, Sonnenbrille und der Bart. Er taucht auch zweimal im Film auf. Einmal in der Schlussszene ziemlich weit hinten. Die anderen wollten ihn öfter im Bild haben. Aber ich bin ja nicht Hitchcock.

Ricore: Wie funktionieren die Muppets eigentlich?

Bobin: Sie werden von Puppenspielern gespielt. Und das Tolle ist, das der Spieler gleichzeitig auch der Sprecher ist. Es ist eine Liveperformance. Manchmal braucht man zwei Leute für eine Puppe, wenn sie auch die Arme bewegen soll.
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James Bobin am Set von "Die Muppets"
Ricore: Die Schauspieler können also mit den Puppen interagieren?

Bobin: Ja. Nicht wie bei CGI, wo alles hinterher ins Bild programmiert wird. Die Muppets sind da. Man kann sie anfassen. Aber damit man die Puppenspieler im Bild nicht sieht, müssen die Darsteller auf einer erhöhten Ebene spielen. Dadurch ist natürlich die Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt. Trotzdem muss alles leicht wirken und so, als würde diese Welt der Muppets wirklich existieren. Mein Job war es also, darauf zu achten, dass kein Puppenspieler im Bild zu sehen ist. Das war ganz schön schwierig. Vor allem bei Szenen, in denen fünf Muppets im Bild waren, die jeweils zwei Spieler benötigten. Denn wenn sich die Figuren bewegen sollen, müssen sich alle zehn Spieler mitbewegen. Und die Kamera natürlich auch.

Ricore: Hört sich kompliziert an...

Bobin: Allerdings. Deswegen hatten wir auch 70 Drehtage. Die meisten Filme werden heutzutage in ungefähr 40 Tagen abgedreht. Aber mit einem Muppets-Film geht das nicht.

Ricore: Gibt es Ähnlichkeiten in der Persönlichkeit der Muppets mit Ali G oder Borat?

Bobin: (lacht). Nein, absolut nicht. Ali G ist ein sehr zeitgenössischer Charakter. Die Muppets sind zeitlos. Ali G und Borat sind satirisch, das sind die Muppets überhaupt nicht. Sie sind sehr warmherzig. Natürlich haben auch sie manchmal ihre Momente, zum Beispiel wenn Kermit oder Miss Piggy wütend werden. Aber Bret und Jemaine aus "The Flight of the Conchords" ähneln den Muppets. Sie und die Muppets sind einfach nett. Und sie singen.

Ricore: Soll der Film nur die Fans ansprechen?

Bobin: Nein. Ich hoffe, dass der Film auch für die Leute funktioniert, die keine Blogs über die Muppets schreiben.
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Jason Segel in "The Muppets"
Ricore: Was sind ihre nächsten Pläne?

Bobin: Was ich an diesem Film am meisten mochte, waren die Songs. Ich finde, die Welt braucht mehr Musicals. Lustige Filme, in denen gesungen wird. Ich würde gern weiter mit meinem Freund Bret McKenzie arbeiten, der die meisten Songs in den Muppets schrieb und mit dem ich auch schon bei "The Flight of the Conchords" zusammen gearbeitet habe.

Ricore: Würden Sie gerne bei einer Episode von "Glee" Regie führen?

Bobin: Ich finde "Glee" toll, aber es ist sehr auf Hochglanz poliert. Ich mag mehr die Idee, dass jeder singen kann.

Ricore: Singen Sie unter der Dusche?

Bobin: Na klar. Ich finde, jeder sollte singen. Die beiden Typen aus "The Flight of the Conchords" sind eigentlich sehr schüchtern, aber in ihren Songs finden sie einen Weg, ihre großen Gefühle auszudrücken.

Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit Miss Piggy? War sie sehr kompliziert?

Bobin: Sie war entzückend. Natürlich ist sie, wer sie ist. Sie hat ihren eigenen Zeitplan. Aber ich kann mich nicht beschweren. Meistens war sie pünktlich am Set und sie wusste immer ihren Text. Sie ist sehr professionell.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 22. Januar 2012
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