Michael Domke/Ricore Text
Rachel McAdams bei Photocall zu "Für immer Liebe" in München
Für immer Liebe?
Interview: Romantische Rachel McAdams
Bei Rachel McAdams muss man aufpassen. Angesichts ihres bezaubernden Lächelns kann man leicht den Verstand verlieren. In der Romanze "Für immer Liebe" ist es Channing Tatum, der einfach nicht genug von ihr kriegt. Die Liebe hält selbst, als McAdams ihr Gedächtnis verliert und sich nicht mehr an die gemeinsame Zeit erinnert. Im Gespräch mit Filmreporter.de hat sie glücklicherweise nicht mit Gedächtnislücken zu kämpfen und spricht gut gelaunt über Romantik, Schauspielerei und Wahrhaftigkeit im Filmbusiness.
erschienen am 9. 02. 2012
Sony Pictures
Für immer Liebe
Ricore: Mit "Für immer Liebe" haben Sie einen ziemlich romantischen Film gedreht. Wie romantisch sind Sie?

Rachel McAdams: Ich bin ziemlich romantisch. Meine Eltern sind nach wie vor sehr ineinander verliebt. Dadurch bin ich mit viel Romantik aufgewachsen. Mein Vater hat meiner Mutter dauernd Blumen gekauft. Wir waren nicht wohlhabend, doch ich erinnere mich, wie er ihr eines Tages einen Diamantring geschenkt hat. An dem Tag waren mein Bruder, meine Schwester und ich ziemlich böse und meine Mutter war wohl drauf und dran, uns am Straßenrand auszusetzen [lacht]. Ich werde nie vergessen, wie mein Vater von der Arbeit nach Hause kam, ihr den Ring gab und sagte: "Du bist die Mutter meiner drei Kinder und du bist einfach unglaublich."

Ricore: Bei einem solchen Vorbild müssen Ihre Erwartungen ziemlich hoch sein.

McAdams: [lacht] Ich erwarte es nicht, doch es ist natürlich schön, wenn es so läuft.

Ricore: In "Für immer Liebe" müssen Sie in gewisser Weise zwei Persönlichkeiten spielen. Wie sind Sie an die Rolle herangegangen?

McAdams: Der Wechsel der Frisur hat dabei mehr geholfen, als man denken würde. Ich kann ihre Entwicklung gut nachvollziehen. Man verlässt das Zuhause, um seinen Horizont zu erweitern. Manche Leute tun das in einem sehr jungen Alter und bei Paige ist es etwas später dazu gekommen. Dabei lehnt sie ihre Vergangenheit ab. Trotz ihres Gedächtnisverlusts erwartet man, dass sie wieder mit Leo zusammenkommt, doch in gewisser Weise ist es eine Wiedervereinigung mit ihrer Familie. Diese unerwartete Entwicklung hat mir beim Lesen des Drehbuchs gefallen.

Ricore: Wie sehr haben Sie sich in den letzten Jahren verändert?

McAdams: Was ich an meinem Job liebe, sind die Dinge, die man beim Spielen anderer Leute über sich selbst lernt. Es gibt eine Menge 'Aha'-Momente. Ich habe gelernt, loszulassen. Speziell beim Film verlässt man sich sehr auf andere Menschen. Es ist eine Kunstform, der man nicht isoliert nachgehen kann. Dahinter steht wirklich eine große Maschinerie. Ich habe nicht nur gelernt, das zu akzeptieren, sondern auch mich daran zu erfreuen, was andere zu einer Szene beitragen, statt zu sehr an meinen eigenen Vorstellungen festzuhalten. Das ist auch fürs Leben eine tolle Lektion.
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Rachel McAdams in "Für immer Liebe"
Ricore: Wie schwer ist es innerhalb dieser Film-Maschinerie, Sie selbst zu bleiben und die Kontrolle darüber zu haben, wie Sie von anderen Leuten wahrgenommen werden?

McAdams: Nun das ist einfach unmöglich [lacht]. Aber man muss versuchen, so zu bleiben wie man ist und darf sich keine Sorgen darüber machen. Es ist eben wie es ist.

Ricore: Wie wichtig ist es Ihnen, wie Sie von anderen Leuten wahrgenommen werden?

McAdams: Ich denke, dass man so wahrhaftig wie möglich wahrgenommen werden will. In diesem Business ist das manchmal schwierig. Gleichzeitig macht es mir nichts aus, damit im Konflikt zu stehen. Als Schauspieler will man in der Lage sein, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, ohne dass jeder genau weiß, wer du bist. Somit ist die Kontroverse auch gut für die Karriere [lacht].

Ricore: Gibt es dennoch einen Kern Ihrer Persönlichkeit, der in gewisser Weise die wahre Rachel McAdams ausmacht?

McAdams: Ja, ich denke, diese Person ist man bereits in sehr jungen Jahren. Ich glaube daran, dass Menschen sich verändern und alles erreichen können, was sie sich vornehmen. Aber ich denke, es gibt einen Kern, der dich ausmacht und auf den du dich verlassen kannst, wenn du nicht weiter weißt.

Ricore: Wie schwer ist es in der Filmbranche, diesen Kern nicht aus den Augen zu verlieren?

McAdams: Ich nehme ab und zu eine kleine Auszeit zwischen meinen Projekten, um mir meine Ruhe zu bewahren. Ich wünschte, ich gehörte zu diesen Menschen, die ohne Unterbrechung arbeiten können, doch das bin ich nicht.

Ricore: Verbringen Sie die Ruhephasen Zuhause?

McAdams: Ja, ich sitze dort einfach [lacht]. Es ist ziemlich Zenmäßig. Ich liebe es, zu meditieren, im Garten zu arbeiten und zu kochen - all diese bodenständigen Dinge, bei denen man abschalten kann. Das ist mir sehr wichtig.
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Channing Tatum und Rachel McAdams in "Für immer Liebe"
Ricore: Welche Erinnerung würden Sie am meisten vermissen, wenn Sie wie in "Für immer Liebe" Ihr Gedächtnis verlieren würden?

McAdams: Tut mir leid, aber darauf fällt mir grad nichts ein.

Ricore: Welchen Film würden Sie denn gerne aus Ihrem Gedächtnis streichen?

McAdams: [lacht] Ich sage das aus diplomatischen Gründen nicht, aber ich glaube, dass auch Versagen schließlich zu größeren Erfolgen führen kann. Zudem habe ich, auch wenn ein Film mal nicht so gut lief, dabei manchmal Freunde fürs Leben gefunden. Daher würde ich keinen Film streichen.

Ricore: Was hat Sie dazu inspiriert, Schauspielerin zu werden?

McAdams: Shakespeare. Ich bin mit Shakespeare schon mit jungen Jahren in Berührung gekommen. Ich habe eine Fee im Wald gespielt [lacht]. Es war fantastisch. Wir spielten Shakespeare in einem Kindertheater und der Regisseur machte es sehr zugänglich. Ich war eines der älteren Kinder, manche waren erst sieben und alle liebten es einfach. So hat es bei mir angefangen.

Ricore: Was meinen Sie, wären Sie willensstark genug gewesen, um Ihre Schauspielkarriere zu verfolgen, wenn Ihre Eltern Sie nicht dabei unterstützt hätten?

McAdams: Ja, denn zuerst standen sie nicht wirklich dahinter. Sie wollten, dass ich erst mal zur Schule gehe und meinen Abschluss mache, da ich noch genug Zeit hätte, Schauspielerin zu werden. Sie hatten Recht, aber ich bin froh, dass ich meinen eigenen Weg gehen musste. Bei der Schauspielerei muss man es wirklich wollen und sie haben es mir erlaubt, es zu meiner Sache zu machen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie unterstützen mich sehr, doch sie wollten, dass es meine Idee ist.
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Rachel McAdams in "Für immer Liebe"
Ricore: Sie haben vor kurzem mit Terrence Malick gedreht. Wie war diese Erfahrung?

McAdams: Es war wundervoll, ein wirklich inspirierender und kreativer Prozess. Er ist ein revolutionärer Filmemacher. "The Tree of Life" bringt das Filmemachen auf ein ganz anderes Level. Es war eine lebensverändernde Erfahrung, er ist ein brillanter Mensch.

Ricore: Haben Sie sich mit ihm über Spiritualität unterhalten?

McAdams: Nein, es ist eher eine unausgesprochene Sache. Er erzeugt ein Gefühl von Ruhe und Freundlichkeit an seinem Set. Es fühlt sich wie eine Gemeinschaft an, alle arbeiten eng zusammen und sind auf demselben Level.

Ricore: Glauben Sie an Mächte, die jenseits unserer Wahrnehmung liegen?

McAdams: Ja. Ich denke, wenn ich etwas anbeten würde, wäre es die Erde. Das ist meine Religion, wenn man das so sagen will.

Ricore: Sie haben mal gesagt, dass Sie bei jedem Film etwas dazu lernen wollen. Was haben Sie bei "Für immer Liebe" gelernt?

McAdams: Ich habe einige Zeit mit einem Skulpteur in Toronto verbracht. Das war sehr interessant, ich hatte das zuvor noch nicht gemacht. Das war eine tolle Gelegenheit, um einen Kurs zu belegen [lacht]. Je weniger deine Figur 'lügen' muss über die Dinge, die sie in ihrem Leben gemacht hat, desto besser. Channing ist ein toller Skulpteur, auch wenn er das nie zugeben würde, und er hat mir auch einige Dinge gezeigt.
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Channing Tatum und Rachel McAdams in "Für immer Liebe"
Ricore: Woran erkennen Sie, dass Sie einen Charakter unbedingt spielen wollen?

McAdams: Wenn ich nach dem Lesen des Drehbuchs nicht aufhören kann, an den Charakter zu denken. Bei manchen erinnere ich mich weder an den Namen noch an sonst etwas. Bei anderen kann ich wiederum nicht aufhören, meinen Freunden davon zu erzählen und Fragen über den Charakter zu stellen.

Ricore: Gibt es einen bestimmten Charakter, den Sie unbedingt mal spielen wollen?

McAdams: Die Hauptsache ist, dass sie Tiefgang besitzen. Eine spezifische Figur könnte ich nicht nennen.

Ricore: Sie sollen nicht gern zur Schule gegangen sein und immer wieder so getan haben, als ob sie krank wären. Woran lag das?

McAdams: [lacht] Ich dachte mir schon, dass ich keine Karriere als Mathematikerin machen würde und wollte das einfach überspringen.

Ricore: Also wäre das wohl eine Sache, die Sie gerne aus Ihrem Gedächtnis streichen würden.

McAdams: Ja, stimmt, meine Mathematik-Sorgen [lacht].

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 9. Februar 2012
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