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Kevin Feige auf der "Avengers"-Weltpremiere
Marvels Avengers versammeln sich
Interview: Kevin Feiges Superhelden
Wenn es um Superhelden geht, ist er der richtige Mann. Als Produzent und Präsident der Marvel-Studios ist Kevin Feige maßgeblich an den Comic-Verfilmungen des Unternehmens beteiligt. Nachdem er Hulk, Iron Man, Thor und Captain America in Solo-Abenteuern auf die Leinwand gebracht hat, versammelt er die Superhelden in "Marvel's The Avengers (3D)". Im Interview mit Filmreporter.de spricht Feige über Entstehung und Hintergründe des ehrgeizigen Projekts.
erschienen am 24. 04. 2012
Walt Disney/Marvel. All Rights Reserved.
Marvel's The Avengers
Ricore: Wie hat es sich ergeben, dass sich die Superhelden aus den Marvel-Filmen in "Marvel's The Avengers (3D)" vereinen?

Kevin Feige: Im Jahre 2006/2007 hat alles damit begonnen, dass Marvel sein eigenes Filmstudio etabliert hat. Davor haben wir mit anderen großen Studios gearbeitet, doch wir hatten in kreativer Hinsicht nicht das letzte Wort. Der erste "Iron Man" war unser erster Film und während der Entwicklung des Films kamen wir auf die Idee, auch andere Marvel-Superhelden nach und nach einzuführen. Nach dem Abspann von "Iron Man" taucht Nick Fury kurz auf und sagt zu Tony Stark, dass er Teil eines größeren Universums sei. Daraufhin war uns klar, dass wir bei entsprechendem Erfolg der nachfolgenden Filme eines Tages auch einen "Avengers"-Film machen könnten, in dem all diese Superhelden zusammentreffen. Schon in den Comic-Vorlagen war es großartig zu sehen, wie die Helden, die man seit langem kennt und liebt, zu einem Team werden. Deshalb wollten wir auch bei den Filmen zunächst alle einzeln einführen, bevor sie aufeinandertreffen.

Ricore: Wie schwer war es, all die Stars des Films unter einen Hut zu bringen?

Feige: Ehrlich gesagt, war die Planung ziemlich hart, da all die Darsteller aufgrund vieler weiterer Projekte einen engen Terminplan haben. Da wir aber von Anfang an die "Avengers" vor Augen hatten, haben sich die Darsteller bereits bei ihren ersten Filmen für weitere Auftritte verpflichtet. Dadurch mussten sich die Drehpläne anderer Filme an unserem orientieren. Das Tolle war, dass die Darsteller alle begeistert davon waren, ein Teil der "Avengers" zu sein. Jeder von ihnen hat sein Ego beiseitegelegt, um an diesem Experiment teilzuhaben.

Ricore: Warum haben Sie Joss Whedon als Regisseur gewählt?

Feige: Ich bin schon seit langer Zeit ein Fan von Joss und hatte ihn bereits 2001 kennengelernt. Damals wollte ich, dass er bei "Iron Man" Regie führt, was leider nicht geklappt hat. Stattdessen hat Jon Favreau sieben Jahre später großartige Arbeit bei der Umsetzung von "Iron Man" geleistet. Nichtsdestotrotz bin ich weiterhin mit Joss in Kontakt geblieben. Wir leben in derselben Nachbarschaft und sehen uns ab und zu. Ich wusste, dass das Wichtigste bei den "Avengers" die Interaktion zwischen den Charakteren sein würde und Joss hat bei all seinen Serien, Drehbüchern sowie bei seinem Spielfilm "Serenity" bewiesen, dass er dem Spektakel nie den Vorrang vor den Charakteren gibt.
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Marvel's The Avengers
Ricore: Wie hat er Ihnen seine Herangehensweise an das Projekt beschrieben?

Feige: Bei einem unserer ersten Meetings sprach er darüber, wie er die Avengers sieht und er sagte: 'Die Avengers sollten nicht zusammen sein. Es ergibt keinen Sinn, dass all diese Charaktere zusammenkommen.' Gerade das begeisterte ihn daran. Denn diese Leute sind gezwungen, im selben Raum zu sitzen, obwohl sie eigentlich nichts miteinander zu tun haben wollen und für Joss ist das die Definition von Familie [lacht]. Diese Sichtweise hat mir sehr gut gefallen und sein Drehbuch bringt das wunderbar zum Ausdruck.

Ricore: Werden sich die Ereignisse im Film auch auf die Comics auswirken?

Feige: Nun, ich bin seit zwölf Jahren bei Marvel und wenn die Filme gut laufen, fließen Design und Charaktere der Filme auch in die Comics ein. Zum Beispiel spielt Clark Gregg den Agenten Phil Coulson. Wir haben ihn im ersten "Iron Man" eingeführt und er war auch in "Iron Man 2" zu sehen. In "Thor" und "Avengers" spielt er eine große Rolle. Wir wollten neben Nick Fury einen S.H.I.E.L.D.-Agenten, den es in den Comics nicht gab. Inzwischen ist Phil Coulson auch in den Comics vertreten. Es ist also ein Geben und Nehmen.

Ricore: Haben Sie als Produzent etwas aus dem kommerziellen Misserfolg des ebenfalls sehr aufwendigen "John Carter - Zwischen zwei Welten" gelernt?

Feige: Man kann Erfolg nicht vorhersagen. Man braucht nur "John Carter" und "Hunger Games" zu vergleichen. "John Carter" ist sehr aufwendig und effektgeladen, während bei "Hunger Games" im Grunde ein paar Kinder durch die Wälder laufen. Es kommt eben immer darauf an, wie man den Stoff umsetzt und wie er vom Publikum aufgenommen wird. Wir halten es für wichtig, niemals davon auszugehen, dass das Publikum allein aus Fans besteht. Es gibt viele Comic-Fans, doch noch mehr Leute gehen gerne ins Kino und wir wollen, dass sich alle den Film ansehen. Einem Film wie "Thor" liegt beispielsweise ein merkwürdiges Konzept zugrunde. Es geht um einen Helden mit rotem Umhang, blonden Haaren und einem Hammer, der von einem anderen Planeten kommt und zugleich eine Art Gott einer Jahrtausende alten Mythologie ist. Wir wollen diesen Elementen treu bleiben, weil sie dazu beitragen, dass die Comics so toll sind. Doch wir wollen sie den Zuschauern so präsentieren, dass sie diese Dinge verdauen und verstehen können, um Spaß daran zu haben.
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Kevin Feige auf der New York Comic Con
Ricore: Wieso haben Sie "The Avengers" nachträglich in 3D konvertiert?

Feige: Bei unseren letzten drei Filmen haben wir die Filmemacher und Kameramänner Tests mit 3D-Kameras machen lassen, damit sie selbst entscheiden konnten, ob sie gleich in 3D filmen oder das Material hinterher konvertieren wollten. Unserer Meinung nach macht es keinen Unterschied, wenn man die nötige Zeit und fähige Techniker hat. In Tests haben wir in 3D gefilmte Aufnahmen mit in 3D konvertierten Bildern verglichen und man kann zwischen beiden keinen Unterschied feststellen. Es war keine finanzielle Entscheidung des Studios, sondern die Entscheidung der Filmemacher und bislang haben sie sich für die Konvertierung entschieden. Bei Joss war das nicht anders. Er ist großer Befürworter von 3D und "Avengers" wurde so konzipiert und gefilmt, dass die 3D-Elemente ausgelotet werden konnten.

Ricore: Warum haben Sie sich dafür entschieden, den vielen Superhelden in "The Avengers" nur einen Superschurken in Form von Loki entgegenzustellen?

Feige: Wie man im Trailer sehen kann, hat Loki noch ein paar Freunde, die für ihn arbeiten. Ehrlich gesagt, haben wir im Film bereits eine Menge Charaktere, so dass wir nicht noch weitere sieben Superschurken hinzufügen wollten. Loki ist einer meiner Lieblingsschurken bei Marvel, weil er so komplex ist. In "Thor" geht es ebenso um die Entstehungsgeschichte des Helden wie um die Ursprünge von Loki. Es macht Spaß zu sehen, wie er sich in "Avengers" weiterentwickelt, wobei es nicht unbedingt erforderlich ist, "Thor" gesehen zu haben, da Loki am Anfang der "Avengers" ausführlich eingeführt wird. Zudem ist Loki auch im ersten "Avengers"-Comic der Auslöser dafür, dass sich die Helden zusammenschließen.

Ricore: Inwiefern spiegelt sich die Ästhetik der Comics im Film wider und welche Comics haben die Geschichte besonders beeinflusst?

Feige: Inhaltlich wurde der Film von einigen der Comic-Klassiker des Goldenen Zeitalters von Stan Lee und Jack Kirby beeinflusst. Zudem war die vor etwa zehn Jahren veröffentlichte Comic-Reihe "The Ultimates" von Mark Millar und Bryan Hitch sehr wichtig für uns. Im Grunde war es eine moderne Neuinterpretation der Avengers, bei der sich die Macher ebenfalls gefragt haben, wie sie die Helden einem modernen Publikum zugänglich machen können. Dabei haben sie großartige Arbeit geleistet. Joss zufolge wurden alle seine Arbeiten von den Comics beeinflusst, die er in seiner Kindheit gelesen hat. Sein dramaturgischer und visueller Stil hat sich bereits in jungen Jahren entwickelt und kulminiert nun in der "Avengers"-Verfilmung.

Ricore: Welche Comics haben Sie in Ihrer Kindheit gelesen?

Feige: Ich war immer eher ein Kinobesucher als ein Comic-Leser. Doch es waren Filme wie Richard Donners "Superman", die ich mochte und die mich besonders beeinflusst haben. Ich habe nie verstanden, warum nicht mehr Marvel-Comics für die Leinwand adaptiert wurden und die, welche in den 1980ern und 90ern umgesetzt wurden, waren sie nicht besonders gut, um es freundlich auszudrücken. Aber die "X-Men"-Comics sowie die Zeichentrickserie waren sehr wichtig und schließlich wurde die erste Leinwandadaption von "X-Men" mein erster Film.

Ricore: Werden sich in zukünftigen Filmen auch Spider-Man und Wolverine den Avengers anschließen, so wie es in den neueren Comics der Fall ist?

Feige: Noch vor sechs Jahren hat man mir gesagt, dass es unmöglich sein würde, einen Avengers-Film zu machen. Deswegen werde ich nicht sagen, dass es nie dazu kommen wird, doch momentan gibt es keine entsprechenden Pläne. Es gibt viele Verträge, die es zurzeit nicht möglich machen würden, doch die letzten Jahre haben mich gelehrt, niemals nie zu sagen. Ich bin allerdings eher daran interessiert, die vielen anderen Avengers-Charaktere und -Geschichten auszuloten, die bislang nicht auf der Leinwand zu sehen waren.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. April 2012
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Joss Whedon versammelt eine Reihe illustrer Superhelden auf der Leinwand. So kämpfen Captain America (Chris Evans), Iron Man (Robert Downey Jr.), Thor (Chris Hemsworth) und Black Widow (Scarlett Johansson) Seite an Seite gegen den rachsüchtigen Loki (Tom Hiddleston). Die Zusammenkunft der "Avengers" ist von langer Hand geplant. So sieht man die einzelnen Mitglieder zuvor in eigenständigen Filmen, in denen die Entstehung der Truppe angedeutet wird. Neben der packenden Inszenierung überzeugt..
2024