Twentieth Century Fox
Nicolas Cage beim Photocall von "Die Croods 3D" in Berlin
Zwischen gestern und morgen
Interview: Nicolas Cage hat neue Pläne
In der Animation "Die Croods 3D" spricht Nicolas Cage einen steinzeitlichen Vater, der aus Sorge um seine Familie diese an der kurzen Leine hält. So sperrt sich diese den ganzen Tag in der Höhle ein, nur zur Nahrungssuche trauen sie sich raus. Der aberwitzige Animationsfilm feierte 2013 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin seine Weltpremiere. Hier hat sich Cage mit Filmreporter.de getroffen und uns verraten, warum er an einem Scheideweg seiner Karriere steht.
erschienen am 21. 03. 2013
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Nicolas Cage, Frau Alice Kim in Berlin auf der "Die Croods"-Premiere
Ricore: "Die Croods 3D" feiert heute Weltpremiere auf der Berlinale. Werden Sie sich den Film ansehen?

Nicolas Cage: Ja, ich werde ihn mir mit meiner Frau anschauen. Sie ist zum ersten Mal in Berlin und sehr aufgeregt. Ich hoffe, mein kleiner Junge kann ihn sich auch ansehen. Mal sehen...

Ricore: Wie alt ist er?

Cage: Sieben.

Ricore: Also im richtigen Alter, um den Film zu verstehen.

Cage: Ja, ich denke doch.

Ricore: Ihr ältester Sohn spielt in einer Black-/Death-Metal-Band.

Cage: Ja, er ist das mal ausprobiert. Heute folgt er anderen musikalischen Einflüssen.

Ricore: Sind Sie deswegen erleichtert?

Cage: Moment, nicht so schnell. Junge Menschen beschäftigen sich mit verschiedenen Stilen, um herauszufinden, was in der Welt vorgeht. Mein Sohn hatte etwas Neues erkundet und ich machte mir deswegen nie Sorgen. Mittlerweile hat sich mein Sohn davon entfernt und sich anderen Dingen zugewandt. Ich weiß nicht, was viele gegen Black-Metal haben. Es ist eine ehrliche Musik. Als vor Jahren Punk-Rock in Mode kam, hatte jeder Angst davor. Dabei hat diese Musik einige zeitlose Klassiker hervorgebracht. Die Aussage von Black-Musik ist, dass wir alle sterben werden. Ja, das stimmt, das werden wir. Diese Musiker haben keine Angst darüber zu singen. Übrigens war Metal schon immer von klassischer Musik inspiriert. Bach, Beethoven und Wagner hatten kraftvolle Akkorde.

Ricore: Anders als Grug in "Die Croods" sind Sie also eher ein entspannter Vater.

Cage: Ich bin ein besorgter Vater, auch wenn ich versuche, nicht wie Grug zu sein. Wenn mein Kind ein neues Musikgenre ausprobieren will, dann soll er das gerne tun.
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Nicolas Cage auf der Weltpremiere von "Die Croods 3D" in Berlin
Ricore: War eine Motivation, bei "Die Croods" mitzuwirken, dass Sie sich den Film mit ihrem kleinen Sohn ansehen können?

Cage: Wann immer ich einen Familien-Film mache, gibt es diese Stimme im Herzen, die sagt: Hoffentlich kannst du damit deinen Sohn zum Lächeln bringen. Trotzdem ist "Die Croods" auch für Erwachsene geeignet. Jeder kann etwas daraus mitnehmen. Viele Eltern können sich mit dem übervorsichtigen Vater identifizieren, wenn ihre Tochter sich in einen Mann verguckt. Ich mag an Grug, dass er eine Wandlung durchmacht. Zunächst ist er übervorsichtig, dann entwickelt er sich zu einem emotionalen Vater, der auch loslassen kann.

Ricore: Wie wichtig ist es für Sie, Ihre Familie während der Arbeit um sich zu haben?

Cage: Mein Sohn ist vor kurzem sieben Jahre alt geworden und geht in die erste Klasse. Es ist nicht leicht, ihn von der Schule befreien zu lassen, um ihn bei Dreharbeiten bei mir zu haben. Vor der Schule verbrachten wir viel Zeit zusammen und ich bin dankbar, dass wir die ersten prägenden Jahre niemals länger als vier Tage getrennt waren. Jetzt muss ich der Vater sein, der loslässt. Nun ist es Zeit für die Bildung.

Ricore: Sie drehen in letzter Zeit weniger Filme. Möchten Sie sich Zeit für anderes nehmen?

Cage: Ich habe mir noch immer nicht meinen Traum erfüllt und ein Buch geschrieben. Mir fehlt dafür einfach die Zeit. Was die Schauspielerei angeht, so bin gerade dabei, mich neu zu erfinden. Ich habe ein sehr gutes Team um mich geschart, mit dem ich zusammenarbeite. Ich bin vorsichtig und wählerisch, was die Auswahl meiner Rollen angeht. Ich möchte zu meinen Wurzeln zurückkehren und unabhängige, lebendige Charaktere verkörpern. Letztes Jahr habe ich nur einen Film gemacht, "Joe" von David Gordon Green. Ich habe den Film noch nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass wir etwas Gutes hinbekommen haben.

Ricore: Haben Sie in Ihrer Karriere mal den falschen Weg eingeschlagen?

Cage: So will ich das nicht sehen. Es stimmt, dass ich in den letzten Jahren in einigen Actionfilmen mitgespielt habe. Grund war, dass man mir das nicht zutraute. Es hieß: 'Vergiss' es, du bist kein Actionheld'. Was man die ganze Zeit gesehen hat, war ein Charakter-Darsteller, der nur so tut, als wäre er ein Actionheld. In Wirklichkeit war ich auf der Suche nach interessanten Charakteren im Genre. Zugleich habe ich Filme wie "Lord of War - Händler des Todes", "World Trade Center", "The Weather Man" und "Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen" gemacht, um das Spektrum breit zu halten. Heute möchte ich mich vorrangig auf kleine, dramatische Filme konzentrieren, wozu ich mit David letztes Jahr die Möglichkeit hatte.

Ricore: An welcher Stelle des Spektrums ist ihr nächster Film "The Frozen Ground" einzuordnen?

Cage: Das ist ein Film von Scott Walker. Auch er ist ein junger, leidenschaftlicher Filmemacher, der tief gräbt. In "The Frozen Ground" hat er Vanessa Hudgens zu Höchstleistung getrieben. Sie ist phänomenal in diesem Film.
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Nicolas Cage beim Photocall von "Die Croods 3D" in Berlin
Ricore: David Gordon Green sagte, dass Sie in "Joe" eine neue Seite von sich zeigen. Können Sie das erklären?

Cage: Der Film ist Davids Vision von mir als Schauspieler. Da wir niemals zusammen gearbeitet haben, wird es wohl tatsächlich eine neue Seite von mir zu entdecken geben. David hat ein neues Instrument benutzt, und dieses Instrument bin ich.

Ricore: Haben Sie bei dieser Zusammenarbeit etwas Neues an sich entdeckt?

Cage: Ich habe negative Erfahrungen, etwa die, die ich in New Orleans gemacht habe, in etwas Positives verwandelt. Ich dachte: 'Ok, das war schäbig, lasst uns das in den Film packen und etwas Kreatives daraus machen'.

Ricore: Können Sie auf die Erfahrung in New Orleans näher eingehen?

Cage: Nein, ich möchte nicht in Details gehen. Es waren unglückliche Ereignisse und ich fragte mich, warum das passiert ist und wie ich das verarbeiten muss. Ich dachte, wenn ich diese Erfahrung in einem Film verarbeite, gibt mir das die Integrität, die Rolle Joes zu spielen.

Ricore: Gibt es noch etwas, das Sie in den letzten Jahren vernachlässigt und wieder aufgenommen haben?

Cage: Ich trainiere wieder. Ich finde, dass ich besser funktioniere, wenn ich körperlich fit bin. Je älter ich werde, umso mehr muss ich auf meinen Körper achten. Als ich meinen Zwanzigern war, musste ich mir nicht viele Gedanken darüber machen, ob ich am Wochenende was trinken soll oder nicht. Heute trinke ich zwar mal am Wochenende etwas, aber nicht viel, damit ich am Montag auf hohem Niveau arbeiten kann.

Ricore: Wie fühlt es sich an, wieder mit einem Film auf der Berlinale zu sein?

Cage: Es ist großartig. Ich glaube, das ist der zweite animierte Film, der jemals in Berlin eingeladen wurde. Das ist eine große Sache. Jeffrey Katzenberg und alle anderen Beteiligten sind froh, hier zu sein. Der Film ist visuell sehr kreativ. Man kann sich darin verlieren.
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Die Croods
Ricore: Wie zufriedenstellend fanden Sie es, nur mit der Stimme zu arbeiten?

Cage: Es war sehr befriedigend. Die Arbeit hat mich zwischen den Filmen in Form gehalten. Ich hatte die Möglichkeit, mit meiner Stimme zu arbeiten und dadurch in Kontakt mit meinem Werkzeug zu bleiben.

Ricore: In "Die Croods" gibt es eine konservative und einen fortschrittliche Figur. Finden sich diese beiden Eigenschaften auch in Ihnen?

Cage: Sicher.

Ricore: Welche Eigenschaft ist stärker?

Cage: Zurzeit hat wohl der Beschützer in mir die Oberhand (lacht). Ich bin nicht immer glücklich darüber, was ich in den Zeitungen lese oder in den Nachrichten sehe. Es ist furchteinflößend. Besonders was die Verhältnisse in meinem Land angeht, fällt es einem schwer nicht beschützend zu sein.

Ricore: Sind Sie ein abenteuerlustiger Mensch?

Cage: Ich bin sogar zu abenteuerlustig. Wenn ich drei Tassen Kaffee trinke, entspannt mich das. Auch Stunts finde ich entspannend. Das war auch ein Grund, wieso ich gerne Action-Filme machte. Wenn man bei Tempo 100 ein anderes Auto rammt, muss man sehr konzentriert sein. Es ist wie Meditation. Es beruhigt mich.

Ricore: Wenn Sie Stunts entspannend finden, was sorgt bei Ihnen dann für Nervenkitzel?

Cage: Das können die einfachsten Dinge sein. Einen schönen Film, oder ein Buch, das meine Vorstellungskraft anregt. Ansonsten finde ich Motorrad-Fahren aufregend.

Ricore: Welches Buch hat Ihre Vorstellungskraft in den letzten Monaten am meisten stimuliert?

Cage: Ich schätze, es war der Roman "Joe" von Larry Brown. Ich habe das Buch mehrmals gelesen und dabei immer wieder Sachen gefunden, die wir für den Film benutzen konnten.

Ricore: Sie wollten doch immer deutsch lernen. Haben Sie das noch vor oder haben Sie den Plan aufgegeben?

Cage: Ja, das habe ich noch vor. Ich könnte niemals in Deutschland leben, solange ich nicht die Sprache gelernt habe. Das möchte ich eines Tages schaffen.

Ricore: Würden Sie hier gerne mal drehen?

Cage: Sicher, Sie müssen mich nur einladen. Stecken Sie mich mit Bruno Ganz in einen Film. Das würde mir gefallen.

Ricore: Schauen Sie sich Ihre Filme an?

Cage: Nein.

Ricore: Warum nicht?

Cage: Ich glaube, dass sich ein Mensch weiterentwickeln muss. Außerdem mag ich es nicht, wenn meine Filme zu Hause gesehen werden. Ich will nicht, dass mein Sohn mich mit meinen Charakteren verwechselt. Vielleicht schaue ich mir meine Filme einmal an, dann lasse ich sie los. Ich zappe nicht durch das Fernsehen, um einen meiner Filme zu erwischen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 21. März 2013
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Die Croods 3D (Kinofilm)
Familie Croods hat ihr Zuhause verloren und ist auf der Suche nach einer neuen Heimat. Auf ihrer abenteuerlichen Reise begegnen sie Guy. Zum Ärger des Familienoberhaupts Grug verliebt sich der junge Mann ausgerechnet in seine Tochter Eep. Soll Grug ihn davonjagen oder seinen Ärger schlucken und Guy in die Gruppe aufnehmen? Eines ist sicher: Um die gefährliche Reise zu meistern, sind die Croods auf jede Hand angewiesen.
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