dcm, Alile Onawale
Für immer hier ("Ainda Estou Aqui", 2024)

Für immer hier

Originaltitel
Ainda Estou Aqui
Alternativ
I'm still here
Regie
Walter Salles
Darsteller
Fernanda Torres, Fernanda Montenegro, Selton Mello, Valentina Herszage, Maria Manoella, Bárbara Luz
Medium
Digital (download)
Im Handel ab
12.06.2025 bei DCM (Delphi Filmverleih)
Kinostart Deutschland
Für immer hier
Genre
Dokuspielfilm
Land
Brasilien, Frankreich
Jahr
2024
FSK
ab 12 Jahren
Länge
138 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Dunkles Kapitel der brasilianischen Geschichte
Brasilien ist Anfang der 1970er Jahre fest in der Hand der Militärs. Die Familie von Ex-Senator Rubens Paiva (Selton Mello) hat sich nach Jahren in Großbritannien wieder in der Heimat eingerichtet. Die Militärfahrzeuge nehmen sie kaum noch wahr, wenn sie am Strand unbeschwerte Stunden verbringen. Das zerbrechliche Idyll zerbricht, als der Vater und wenige Stunden danach auch Eunice (Fernanda Torres) verhaftet werden. Eunice wird physisch und psychisch gefoltert, in ihrer unwirtlichen Zelle hört sie zudem ständig die Schreie ihrer Leidensgenossen. Nach einigen Tagen kommt sie frei, ihren Mann wird sie jedoch nie wiedersehen.
Brasiliens Meisterregisseur Walter Salles nimmt sich in seinem zehnten Werk einem dunklen Kapitel der Geschichte seiner brasilianischen Heimat an. Er erinnert in seinem Politdrama an das Schicksal von Tausenden Desaparecidos, unschuldigen Bürgern, die vom Militär verhaftet, verschleppt und gefoltert wurden. Deren sterbliche Überreste wurden oft nie gefunden. Der Film beruht auf den Erinnerungen von Marcelo Rubens Paiva, dem Sohn des Paares. Das Politdrama wird im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig 2024 uraufgeführt und mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet. Außerdem geht er für Brasilien ins Oscar-Rennen als bester nicht-englischsprachiger Film.

Salles setzt vor allem auf die Kraft seiner Hauptfigur, die durch die Ereignisse politisiert und zu einer Ikone im Kampf für die Rechte der Hinterbliebenen, der indigenen Völker und bei der Verteidigung der Menschenrechte wird. Der Schluss des Films, der Eunice bis beinahe zu ihrem Tod folgt, zeigt die Verehrung der Brasilianer für sie.

Salles folgt Eunice in ruhigen Einstellungen, die beinahe ein bisschen altmodisch wirken. Stilistisch schlagen sie aber die Brücke zum Film in der Ära der gezeigten Ereignisse. Die Gewalt jener Jahre bleibt beinahe unsichtbar, sie ist nur in wenigen Bildern und im Gefängnis auf der Tonspur präsent. Trotzdem ist die Bedrohung für die Mutter und ihre Kinder latent spürbar. Denn auch die Ungewissheit über das Schicksal von Angehörigen und die Angst vor erneuten Repressalien sind ein nicht zu unterschätzendes Mittel, die Diktatoren aus aller Welt gerne anwenden.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
dcm, Alile Onawale
Für immer hier ("Ainda Estou Aqui", 2024)
2025