Neue Visionen Filmverleih
Die Kunst der Nächstenliebe ("Les bonnes intentions", 2018)

Die Kunst der Nächstenliebe

Originaltitel
Les bonnes intentions
Alternativ
Best Intentions
Regie
Gilles Legrand
Darsteller
Agnès Jaoui, Alban Ivanov, Claire Sermonne, Tim Seyfi, Michèle Moretti, Philippe Torreton
Medium
DVD
Im Handel ab
18.06.2020 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart Deutschland
Die Kunst der Nächstenliebe
Genre
Komödie
Land
Frankreich
Jahr
2018
FSK
ab 0 Jahren
Länge
103 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Extras: Kino-Trailer
Turbulente Komödie aus Frankreich
Weihnachten steht vor der Tür und für Zoe (Lucy Ryan) und ihren Bruder (Théo Gross) könnte es ein tristes Fest werden. Ihre Mutter Isabelle (Agnès Jaoui) ist fest entschlossen, sich der 'sinnlosen Geschenkeorgie' zu verweigern. Die Ankündigung lässt den Frust in ihrer Familie schnell hochkochen, den Isabelles karitatives Engagement und ihr unermüdlicher Einsatz für benachteiligte Menschen in aller Welt seit längerem verursacht. Klamotten von Zoe und Spielsachen von Paul lässt sie spurlos verschwinden, sie hat kaum Zeit für die Kinder und nicht zuletzt sprengt sie jedes Treffen mit Familie oder Freunden mit ihren Moralpredigten. Selbst Ehemann Ajdin (Tim Seyfi), einst selbst mittellos aus Bosnien geflüchtet, ist von ihren Tiraden über die Wohlstandsverwahrlosung der Familie genervt.

Isabelle lebt ihre Berufung leidenschaftlich. Sie hilft in der Suppenküche für Obdachlose und unterrichtet Geflüchtete in der französischen Sprache und Lebensart. Und auch bei Behördengängen und sonstigen Problemen steht Isabelle selbstlos an der Seite der Benachteiligten. Als ihr bewusst wird, dass keiner aus dem Kreis ihrer Schüler Chancen auf einen Job hat, weil sie über keine Fahrerlaubnis verfügen, erfindet Isabelle auf die Schnelle einen Ausweg: Sie gründet eine soziale, kostenlose Fahrschule. Doch die neuen Aktivitäten verschlingen noch mehr von Isabelles Zeit. Der Haussegen hängt mit jedem Tag schiefer.

Mit der Idee will Isabelle auch gegenüber der neuen Kollegin Elke (Claire Sermonne) auftrumpfen, einer Deutschen und zu allem Überfluss noch Angehörige eines hohen Naziverbrechers. Ausgerechnet sie will den Neufranzosen mit unkonventionellen Methoden die Sprache beibringen, was Isabelles Eifersucht und Hochmut hervorruft.
Zwei Frauen mit Minderwertigkeitskomplexen auf Grund ihrer Herkunft treiben die turbulente Handlung von Gilles Legrands Komödie voran. Die Deutsche erträgt tapfer den Namen Himmler und ist auf Wiedergutmachung aus. Hinter der altruistischer Ader der Französin steht mangelndes Selbstbewusstsein, suggeriert zumindest das Drehbuch. Seit ihrer Kindheit musste sie um die Liebe ihrer Mutter buhlen, und auch heute ist sie ein bisschen neidisch auf ihren Bruder, der eine erfolgreiche Karriere als Unternehmer machte.

Gegen die Reduzierung spielt Agnès Jaoui vehement an, ihre Isabelle ist ein Mensch mit vielen Schwächen und einem großen Herzen. Sie ist eine Frau wie Millionen, die zwischen der Aufopferung für den Beruf und den Erwartungen der Familie zerrissen wird.

Das persönliche Hadern mit der Herkunft bettet die Tragikomödie unaufdringlich in die Debatte unserer Zeit um die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder Nation ein. Wie zuvor Olivier Nakache und Éric Toledanos "Alles außer gewöhnlich" bringt die überzeugende Story die Herausforderung auf den Punkt, die Integration Geflüchteter zu meistern und die Sorge um die eigenen Nächsten nicht zu vernachlässigen. Beide Filme beweisen, es kann mit der richtigen Balance des Kümmerns um die Bedürfnisse aller zum Vorteil aller gelingen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Zwei Frauen mit Komplexen wegen ihrer Herkunft treiben die turbulente Handlung voran.
 
Das persönliche Hadern mit der Herkunft bettet die Tragikomödie unaufdringlich in die Debatte unserer Zeit um die Zugehörigkeit ein.
Neue Visionen Filmverleih
Alban Ivanov & Agnès Jaoui in "Die Kunst der Nächstenliebe" ("Les bonnes intentions", 2018)
2024