Enkel für Anfänger

Karin (Maren Kroymann), ihr Mann (Günther Maria Halmer), ihre lebenslustige Alt-68er-Schwägerin Philippa (Barbara Sukowa) und ihr alter Freund Gerhard (Heiner Lauterbach) gehören nicht zu den Senioren, die ihr Fleisch im Discounter kaufen müssen oder wollen. Sie kennen keine Geldsorgen. Tief in ihrem Herzen sind sie dennoch einsam, sie brauchen dringend eine Aufgabe, die ihrem Leben wieder Sinn gibt. Und was liegt da näher, als Omapatin zu werden.

Philippa ist darin seit Jahren geübt, nun bewirbt sich auch Karin um das Ehrenamt. Sie will der Langeweile der Zweisamkeit mit ihrem Mann entfliehen, der nur für seine Modelleisenbahnen und den gepflegten Rasen lebt. Da Gerhard sie zum Vorstellungsgespräch begleitete, wird er kurzerhand von der alleinerziehenden Mutter Elena (Palina Rojinski) adoptiert und zu seinem Glück als Wahl-Opi gezwungen.

Natürlich sind die Kinder für jeden der drei eine spezielle Herausforderung. Philippa, die nach wie vor an das 1968er-Konzept der antiautoritären Erziehung glaubt, wird mit Leonie (Julia Gleich), der Tochter von Helikopter-Eltern (Paula Kalenberg, Tim Oliver Schultz), konfrontiert, Das Mädchen traut sich nicht, die strengen Bioernährungs- und Political Correctness-Regeln zu durchbrechen. Nun lernt sie von ihrer Hippie-Oma erst einmal, Grimassen zu schneiden und Cola zu trinken.

Elenas Sohn Viktor (Bruno Grüner) wird von seinen Schulkameraden gemobbt. Sein Leiden erinnert Gerhard an die eigene Schulzeit. Gemeinsam hecken sie Strategien aus, um Viktors Selbstbewusstsein zu stärken. Und die kinderlose Karin soll sich ausgerechnet um den Wildfang Jannick (Julius Weckauf) kümmern. Er und seine Halbschwester sind Opfer der Wohlstandsverwahrlosung. Ihre Eltern (Lavinia Wilson, Dominic Raacke) erfüllen ihnen jeden Wunsch. Nur bei der Erziehung hapert es.

Die Katastrophe zeichnet sich ab, als sich Janniks Vater in Karin verliebt und auch in ihrem Herzen Schmetterlingsgefühle aufkeimen. Wie nicht anders zu erwarten, fliegen sie auf. Das ist ebenso vorhersehbar wie die Konflikte zwischen den lebensklugen Alten, den Kids und deren spießigen Elternpaaren. Dass die Komödie für ein älteres Publikum trotzdem über lange Strecken funktioniert, ist den pointierten Dialogen und der selbstkritisch-ironischen Betrachtung der Erwartungen an den letzten Abschnitt des Lebens zu verdanken.

Katharina Dockhorn/Filmreporter.de