HD-DVD
DVD, HD-DVD, Blu-Ray oder HVD?
Feature: Der Krieg der Scheiben
Kaum hat sich die DVD am Markt durchgesetzt, steht schon der Nachfolger vor der Tür. Um genau zu sein sind es gleich zwei. Die Industrie hat es erneut nicht geschafft, sich auf ein gemeinsames Nachfolgeformat zu einigen. Deshalb konkurrieren Blu-Ray und HD-DVD um die Gunst der Verbraucher. Es kann nur einen Sieger geben, da die grundlegend verschiedenen Techniken den Bau einen gemeinsamen Player erschweren.
erschienen am 22. 04. 2006
DVD-Logo
Die DVD wird vorerst das unproblematischste und am weitesten verbreitete Medium bleiben.

Die Geschichte der DVD -Was bisher geschah...
1990 kommt die CD (Compact Disk) auf den Markt. Der Wunsch, auch Filme auf digitalen Medien zu speichern, wächst. Die VCD ist nicht in der Lage, mehr als 74 Minuten Filmmaterial zu speichern. Deshalb arbeiten zwei Gruppen um Sony/Phillips und Toshiba/Time Warner an der Weiterentwicklung des Speichermediums. Die Filmindustrie erinnert sich noch gut an das Chaos der unterschiedlichen Videoformate (VHS, Beta, Video 2.000). Sie übt einen großen Druck auf die Elektronikkonzerne, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen. Dies führt dazu, dass man sich auf ein einheitliches Format einigt: die DVD. Zuerst ist sie die Digital Video Disc. Schnell wird erkannt, dass sie mehr als nur Videos speichern kann - DVD steht bald für Digital Versatile Disc. 1996 erscheinen die ersten DVD-Player. Ein spezieller Regionalcode wird integriert, damit Filme nur in einer bestimmten Region abspielbar sind. Somit soll verhindert werden, dass etwa in Nordamerika vermarktete DVDs noch vor dem Erscheinen der deutschen Version hierzulande übers Web gekauft werden.

Außerdem lässt der Regional-Code unterschiedliche Preise in den jeweiligen Regionen zu. Bereits 2001 gehen mehr DVDs als Videokassetten über die Ladentheke. Inzwischen hat sich die DVD komplett durchgesetzt: Für Filme, Spiele oder Daten ist die DVD das beste Medium. Der eingebaute Kopierschutz und der Regionalcode können mit einigen Tricks umgangen werden, das schadet der Industrie zum Glück nicht so sehr, wie sie der Öffentlichkeit glauben machen will.
September
Die Technik
Die DVD gibt es in sage und schreibe acht Varianten, entsprechend unübersichtlich war der Markt in Sachen Kompatibilität. Zuerst einmal sind da die DVDs, die für den Verwendungszweck optimiert sind: DVD-Audio (zwei konkurrierende Systeme), DVD-Video und DVD-Rom (Daten). Inzwischen gibt es auch Hybrid-DVDs, die Audio-CD und DVD auf einer Scheibe vereinen.

Bei beschreibbaren Medien konkurriert die DVD- mit der DVD+ und DVD-ROMs. Dies sorgt für Unsicherheit bei den Verbrauchern. Die wollen nicht fehl investieren und fragen sich, welches Format ist das Beste? Welches setzt sich am Markt wohl durch? Schließlich reagiert die Industrie mit Playern und Recordern, die mehrere Formate tolerieren. Keine elegante Lösung - aber immerhin der Verbraucher ist weitgehend aus der Schusslinie.
DVD - Rohling
Kürzel zum Thema
R einmal beschreibbare DVD-Medien

RW mehrfach beschreib- und löschbare Medien, laut den Herstellern bis zu 1.000 Mal

DVD-RAM kann sich am Markt nicht durchsetzen

Double Layer (DL) diese DVD besteht aus zwei übereinander geklebten Schichten, und verfügt somit auch etwa den doppelten Speicherplatz. (derzeit 9 GB)

Flip (DVD 10 und DVD 18) auf beiden Seiten beschriebene Medien, die gewendet werden müssen, Vorteil Platzersparnis, Nachteil, nicht oder nur schlecht beschreibbar

Außerdem versucht die Industrie immer wieder Pay-Per-View-Varianten zu etablieren, die nach 48 Stunden nur noch gegen Bezahlung angeschaut werden können. Eine weitere abstruse Idee sind Oneway-DVDs, auch bekannt als "Wegwerfscheiben". Diese DVDs können nur acht bis 48 Stunden verwendet werden, danach werden sie unbrauchbar. Nicht ökologisch, nicht Verbraucherfreundlich! Zum Glück konnte sich keines dieser Experimente am Markt durchsetzten.
Quo Vadis, DVD?
Quo Vadis, DVD? 2006 ist das Jahr der DVD-Nachfolge: Dieses Mal sind zunächst zwei Formate am Start, HD-DVD und Blu-Ray. Bei den verschiedenen DVD-Formaten (+ und -) konnte man sich zumindest auf einen einheitlichen Namen einigen; HD-DVD und Blu-Ray sind jedoch komplett verschiedene Projekte. Beide DVD-Nachfolger bieten eine bessere Qualität, größere Auflösung, mehr Speicherplatz und haben noch härtere Kopierschutztechniken eingebaut.



HD-DVD - ehemals AOD (advanced Optical Disc) - heißt das erste Projekt inzwischen High Definition oder auch High Density DVD. Über 100 Hersteller haben sich zur HD-DVD Promotion Group zusammengeschlossen, um gegen das Blu-Ray-Lager Konkurrenz bessere Chancen zu haben. Darunter sind Medienkonzerne wie Microsoft, IBM, Toshiba, Intel und Time Warner. Seit dem 31. März 2006 ist mit dem HD-XA1 von Toshiba der erste HD-DVD-Player in Japan im Handel.

Eine HD-DVD kann bis zu 15 GB Daten aufnehmen; ein zweiseitiges und zweischichtiges Medium enthielte demnach maximal 60 GB Daten. Außerdem müssen sich nicht alle Daten auf der DVD befinden, es können auch Daten aus dem Internet oder der Festplatte nachgeladen werden - Internetanschluss vorausgesetzt.

Das Blu-Ray-Lager besteht unter anderem aus Apple, Dell, Sony, Warner Bros. und 20th Century Fox. Der Name leitet sich von dem blauen Laser ab, der zum Beschreiben und Lesen von Blu-Ray Disc verwendet wird. Um Probleme mit der Registrierung des Wahrenzeichens zu vermeiden, fehlt das "e" bei Blu(e)-Ray. Die Medien haben bis zu 25 GB Speicher, eine zweiseitige und zweischichtige Blu-DVD hätte also bis zu 100 GB Daten auf einem Medium.

HVD Mit nur 19 Mitgliedern der kleinste Zusammenschluss. Die HVD nutzt eine neue Technik und soll bis zu einem Terrabyte Speicherplatz bieten. Damit würden rund 200 Stunden digitalisierten Filmmaterials auf eine einzige Scheibe passen. Allerdings ist mit der HVD nicht vor 2007 zu rechnen und die Informationen beruhen bis jetzt nur auf den Pressetexten der HVD-Entwickler.

AACS ist das neue Zauberwort beim leidigen Thema Kopierschutz. Mit dem Advanced Access Content System läuft die Übertragung der Daten nur noch verschlüsselt ab: Sei es die Verbindung zum Abspielgerät, zur Grafikkarte oder zum Internet. Selbst ein leerer Medium bekommt diesen einmalig vergebenen Schlüssel zugewiesen. Somit wird verhindert, dass von Benutzern gespeicherte Daten beliebig weiterkopierbar sind, wie es bei der DVD der Fall ist. Außerdem wird alles, was auf einem Gerät mit AACS abgespielt wird, automatisch Hardwareseitig verschlüsselt. Der Player kann auch die Abspielqualität verringern oder vom Hersteller komplett gesperrt werden, sollte unlizensiertes Material abgespielt werden - Orwell lässt grüßen. Weiterhin könnten bestimmte Teile einer Disc nachträglich gegen Geld frei geschaltet werden; so könnten Teile eines Films kostenlos sein, andere müssten erst gegen Geld frei geschaltet werden.

Blu-Ray kontrolliert auch, ob der Ausgabestrom verändert wird. Sollte das der Fall sein, stoppt das Gerät die Wiedergabe. HD-DVD will sogar das Abfilmen vom Bildschirm verhindern. Die Konkurrenten liefern sich in Sachen Kopierschutz einen erbitterten Kampf, denn wer das sicherere System hat, wird von den meisten Rechteinhabern (Filmstudios, Plattenlabels etc.) mit Veröffentlichungen bedacht. Dabei werden die Rechte und Möglichkeiten der Konsumenten weiter beschnitten.
Resümee
Noch ist nicht entschieden, welches Format sich letzten Endes durchsetzen wird. Dabei hängt vieles von der richtigen Strategie in Sachen Promotion und Marketing ab. Denn sobald ein Format verbreitet ist, wird sich selbst eine bessere Technik nicht mehr durchsetzen können. Schon beim Videosystem hat sich das technisch schlechteste System VHS gegen die überlegene Konkurrenz Beta und Video 2000 durchgesetzt. Am besten ist es also, erstmal bei der DVD zu bleiben und abzuwarten. Denn bis Filme nicht mehr auf DVD erscheinen, werden sicher noch zehn Jahre ins Land gehen. Es lohnt sich zu warten, bis sich ein System durchgesetzt hat oder Player/Recorder mehrere Formate lesen und beschreiben können.
erschienen am 22. April 2006
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