Netflix Media, Reiner Bajo
Im Westen Nichts Neues ("All Quiet on the Western Front", 2022)

Im Westen Nichts Neues

Originaltitel
All Quiet on the Western Front
Regie
Edward Berger
Darsteller
Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer, Moritz Klaus, Adrian Grünewald, Edin Hasanovic
Kinostart:
Deutschland, am 29.09.2022 bei Netflix
Kinostart:
Schweiz, am 13.09.2022 bei Ascot Elite Entertainment Group
Genre
Kriegsfilm
Land
Deutschland, USA
Jahr
2022
FSK
ab 16 Jahren
Länge
147 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://www.netflix.com/de/title/81260280
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brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
7,0 (1 User)
Kongenial inszeniertes Plädoyer gegen den Krieg
Begeistert zieht Paul Bäumer (Felix Kammerer) mit seinen Freunden Frantz Müller (Moritz Klaus) und Albert (Aaron Hilmer) unmittelbar nach Schulabschluss für Kaiser und Vaterland in den Krieg. Sie ahnen nichts von den aktuellen hohen Verlusten und wundern sich nicht mal, warum in ihren Uniformen die Namen anderer Männer eingenäht sind. Mit dem Analphabeten Stanislaus Katczinsky (Albrecht Schuch) und Tjaden Stackfleet (Edin Hasanovic) stehen sie an der Westfront neben erfahrenen Soldaten, die ihnen helfen, die Schrecken in den Schützengräben zu verdauen und zu überleben.

Den November 1918 überleben die drei, ganz im Gegensatz zu vielen ihrer Klassenkameraden. Zwischen Deutschen und Franzosen wird derweil über das Kriegsende verhandelt. Die Kämpfe gehen dennoch erst mal weiter. Die Bedingungen, die die Franzosen Deutschland auferlegen wollen, fördern neuen Hass, sagt Diplomat Matthias Erzberger (Daniel Brühl) voraus. Aber auch die enttäuschten Generäle und die hungernden deutschen Soldaten tragen in den letzten Kriegstagen dazu bei, dass bereits die Saat für den nächsten Krieg gelegt wird.
Regisseur Edward Berger bleibt in der dritten Adaption des Antikriegsroman von Erich Maria Remarque der Vorlage treu und erweitert sie durch die Einbeziehung der deutsch-französischen Kapitulationsverhandlungen. Daraus entsteht ein kongenial inszeniertes Plädoyer gegen jeden Krieg. Zunächst zeigt er, wie frei nach Tucholsky aus Soldaten Mörder werden: Aus naiven Grünschnäbeln werden Soldaten, die in sinnlosen Schlachten verheizt werden. Sie töten, weil es befohlen wird, und aus der Angst ums eigene Leben. Alles Heroische bleibt in den Schützengräben schnell auf der Strecke, im Gegensatz zu Videospielen spritzt hier Blut.

Die realistische Schilderung des Sterbens, grandios durch Musik, Maske und Szenenbild unterstützt, zieht die Zuschauer vom Fernseher bzw. dem Kinosaal direkt auf das Schlachtfeld. Nach dem radikalen und schonungslosen Blick auf den Alltag des Krieges und in die angsterfüllten Augen der Soldaten vergeht die Lust auf Kriege. Soldaten sind Menschen. Ihre Kämpfe hinterlassen verwüstete Landschaften, die der Film in beeindruckenden Totalen einfängt.

Nebenbei illustriert Berger die Einsamkeit von Diktatoren und Kriegsverbrechern, denen kaum einer wagt zu widersprechen. Als die bildlichen Anspielungen auf Putin etwas einseitig zu werden drohen, kriegt der Film nochmals inhaltlich die Kurve und wird wieder allgemeingültiger. Jeder Frieden muss so gestaltet sein, dass er einer späteren Aussöhnung nicht im Weg steht.

Für die erste Verfilmung des Romans erhält Lewis Milestone 1930 den Oscar. Edward Bergers Film ist als deutscher Beitrag für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film vorgeschlagen. Das Meisterwerk hätte er verdient, wie Wolfgang Petersens "Das Boot" in die engere Auswahl in vielen Kategorien zu kommen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Edward Berger bleibt nah an Erich Maria Remarques Antikriegsroman.
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