Warner Bros.
Dave

Dave

Originaltitel
Dave
Regie
Ivan Reitman
Darsteller
Catherine Reitman, George Martin, Dendrie Taylor, Jason Reitman, Pauline Collins, Peter White
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie, Romanze
Land
USA
Jahr
1993
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
9,3 (3 User)
Unterhaltsame Komödie mit bissigen Seitenhieben
Stellenvermittler Dave Kovic (Kevin Kline) wird aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten William Mitchell (Kevin Kline) als dessen Doppelgänger engagiert. Als Mitchell während eines Seitensprungs mit seiner Sekretärin Randi (Laura Linney) einen Schlaganfall erleidet, soll Dave die Rolle so lange weiterspielen, bis Vizepräsident Gary Nance (Ben Kingsley) entmachtet wird und Stabschef Bob Alexander (Frank Langella) dessen Amt übernommen hat.

Dave will an diesem perfiden Spiel mit der Macht nicht mitmachen. Stattdessen nimmt er immer mehr seine Verantwortung als Präsident wahr und möchte soziale Reformen durchsetzen. Alexander möchte diese Eigenmächtigkeit nicht hinnehmen und holt zum Gegenschlag aus.
Mit publikumswirksamen Blockbustern wie "Ghostbusters - Die Geisterjäger" und der Fortsetzung "Ghostbusters 2" hat sich Ivan Reitman in den 1980er Jahren einen Namen gemacht. Mit "Zwillinge" und "Kindergarten Cop" schaffte er es sogar, Actionikone Arnold Schwarzenegger schadlos ins Komödiengenre zu ziehen. Mit "Dave" fügt der Routinier seinem Werk eine neue Facette hinzu, indem er die harmlos-gepflegte Unterhaltung seiner vorausgegangenen Filme mit bissigen Seitenhieben auf das politische Geschehen seiner Zeit bereichert.

Reitman nutzt in "Dave" das bewährte Konzept der Verwechslungskomödie und schöpft deren dramaturgischen Möglichkeiten effektiv aus. Die Komik resultiert aus dem Kontrast zwischen dem einfachen Protagonisten, der in die Rolle eines Präsidenten schlüpfen muss und sich in kürzester Zeit dessen Gestik, Mimik und Verhalten aneignen muss. Reitman tut gut daran, auf die Standardsituationen dieser Prämisse nicht zu verzichten. Da darf die erste Begegnung nicht fehlen zwischen Darsteller und Dargestellten, die von Reitman und seinem Drehbuchautor so einnehmend umgesetzt ist, wie sie von Kevin Kline wunderbar pointiert verkörpert wird. Auch die damit einhergehenden Komplikationen sind an ihrem Platz: die Unvereinbarkeit zwischen dem eigentlichen Charakter Daves und der Rolle, die er spielen muss etwa; die ersten Reaktionen der Menschen, die sein zunächst unbeholfenes Spiel vor den Kopf stoßen; oder die Spannung, die sich ergibt, wenn Dave auch die engsten Vertrauten des Präsidenten die 'Lüge' verkaufen muss.

Dabei hat er mit der von Sigourney Weaver gespielten First Lady Ellen Mitchell eine besondere Nuss zu knacken. Ihr Verhältnis zu Mitchell steht nicht zum Besten. Ihr Mann ist ein berüchtigter Schürzenjäger, in ihrer Ehe kriselt es, sodass Ellen mit besonderen Argusaugen über Dave wacht. So sehr das komische Element dominiert, ist es dieses Verhältnis, das dem Film Tiefe verleiht. Dass die emotionalen Momente nicht in Sentimentalität und Pathos abdriften, liegt nicht nur an Reitmans behutsamer Regie, sondern auch an den beiden Hauptdarstellern. Kline meistert nicht nur die schwierige Doppelrolle, ihm gelingt auch vorzüglich der Spagat zwischen Ernst und Witz - auch wenn er seinen wild-anarchischen Stil aus "Ein Fisch namens Wanda" deutlich zügeln muss. Sigourney Weaver, die mit Reitman bereits in den "Ghostbusters"-Filmen zusammenarbeitete, beweist aufs Neue, dass sie nicht nur im Science-Fiction-Genre ("Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt") und im Drama ("Gorillas im Nebel") gut aufgehoben ist.

Das Besondere an "Dave" ist aber nicht sein Unterhaltungswert und das handwerkliche Können der am Film Beteiligten, sondern dass Reitman und sein Drehbuchautor dem Film einen Mehrwert beigegeben haben. Wie die Komödien Frank Capras ist auch "Dave" eine handfeste Politsatire. Dave ist ein Nachfahre von Capras Mr. Smith ("Mr. Smith geht nach Washington"), ein Träumer, dessen Ideale sich mit den Werten einer pragmatischen Welt messen müssen. Wie Smith ist aber auch Dave ein Mann, der sich nicht so leicht korrumpieren lässt. Das ist die humanistische Botschaft nicht nur Capras, sondern auch seines Nachfolgers Reitman.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
2024