Prokino
Holy Lola

Holy Lola

Originaltitel
Holy Lola
Regie
Bertrand Tavernier
Darsteller
Somany Na, Savuth Tan, Robert Sam, Sauphear Tep, Chanra Pha, Laurence Lasheb
Kinostart:
Deutschland, am 18.08.2005 bei Prokino Filmverleih
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2004
FSK
ab 0 Jahren
Länge
128 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.holylola.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
5,5 (2 User)
Gleich die Anfangssequenz deutet auf die schmerzhafte Leere: die Kamera schwenkt durch das ungenutzte Kinderzimmer eines verlassenen Landhauses in der Auvergne. Es ist sein unerfüllter Kinderwunsch, der das französisches Ehepaar Pierre (Jacques Gamblin) und Géraldine (Isabelle Carré) auf eine Initiationsreise ans andere Ende der Welt schickt, in ein von seiner Vergangenheit gebeuteltes Land: In Kambodscha wollen der Landarzt und seine junge Frau ein Kind adoptieren. Für die beiden beginnt ein herausforderndes und zugleich wunderbares Abenteuer. Eine Odyssee durch Waisenhäuser und lokale Behörden beginnt, die die überforderten Westeuropäer mit bestechlichen Beamten, illegalem Kinderhandel und der bitteren Armut der Bevölkerung konfrontiert. Die kleine Gemeinde künftiger Adoptiveltern, die der Zufall im gleichen Hotel zusammengeführt hat, begegnet sich mit Misstrauen und Eifersucht, bietet aber auch gegenseitige praktische und seelische Unterstützung. Während seiner Suche wird das Paar auf eine Zerreißprobe gestellt und darf schließlich, erneut gefestigt und auf immer verändert, das Land zu Dritt verlassen.
Der französische Filmemacher Bertrand Tavernier ist dafür bekannt, dass er sich an allen gesellschaftlichen Fronten engagiert. Sein Engagement reicht von der französischen Kulturpolitik bis zur Unterstützung Obdachloser, Auch in "Holy Lola", der auf einem detailliert recherchierten Drehbuch basiert, geht es ihm insbesondere um den sozialkritischen Gehalt des Film. Man mag Tavernier die didaktische Geste vorwerfen, mit der er manchmal das kambodschanische Elend vorführt, genauso wie seinen gezwungenen Anspruch auf Detailgenauigkeit, mit dem er den nervenaufreibenden Adoptionsprozess darstellt. Nichtsdestotrotz gelingt es Tavernier, in einem Elan von Humanität und Großzügigkeit das Herz seiner Zuschauer zu berühren. Die Emotionalität des Films resultiert nicht zuletzt aus der dokumentarischen Nähe, mit der sich die Handkamera an die Fersen der Protagonisten heftet. Einzelne Sequenzen in den Straßen Phnom Penhs wirken wie eine authentische Live-Reportage; das Spiel von Isabelle Carré und Jacques Gamblin besticht durch seine Natürlichkeit. Holy Lola, genauso schmerzlich wie ergreifend schön, ist ein bewegendes Kinoerlebnis.
Almut Steinlein/Filmreporter.de
Galerie: Holy Lola
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