Ventura Film
Private

Private

Originaltitel
Private
Regie
Saverio Costanzo
Darsteller
Tomer Russo, Sahar Lachmy, Amir Hasayen, Karem Emad Hassan Aly, Sara Hamzeh, Marco Alsaying
Kinostart:
Deutschland, am 18.05.2006 bei Ventura Film
Genre
Drama
Land
Italien
Jahr
2004
FSK
ab 12 Jahren
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.ventura-film.de/page/filmeneu/vorberei/private.htm
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brillant  10|
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Mohammed B. (Mohammed Bakri) lebt mit seiner Familie abseits eines palästinensischen Dorfes. In der Nähe befindet sich ein israelischer Militärstützpunkt. Eines Nachts besetzen die Soldaten das Haus der siebenköpfigen Familie. Mohammad weigert sich, sein Haus zu verlassen. So wird ein Abkommen geschlossen. Die Soldaten bekommen das obere Stockwerk, die Familie bewohnt den unteren Teil des Hauses. Tagsüber dürfen die Kinder in die Schule und der Vater zur Arbeit gehen. In der Nacht werden sie im Wohnzimmer eingeschlossen. Jedes Mitglied der Familie geht anders mit der grotesken Situation um. Die Mutter (Arin Omary) und der jüngste Sohn würden am liebsten fliehen und das Haus aufgeben. Das kommt für Mohammad jedoch nicht in Frage. Als Pazifist will er durch seine Anwesenheit passiven Widerstand leisten. Jedoch hält er sich an die Regeln der Soldaten. Tochter Mariam (Hend Ayoub) denkt gar nicht dran, sich den Besatzern zu beugen. Immer wieder schleicht sie in das verbotene obere Stockwerk. Im Schrank versteckt beobachtet sie die israelischen Soldaten. Der Hass von Jamal (Marco Alsaying) gegen die feindlichen Soldaten führt schließlich zu Gewaltphantasien. Unter seinem Bett hat er eine Handgranate versteckt. Das Drama konzentriert sich nicht nur auf die Opfer, sondern auch auf die Täter. Die Soldaten werden auch von ihrer menschlichen Seite gezeigt. Auch sie wären lieber an einem anderen Ort.
In seinem Drama bannt Regisseur Saverio Costanzo den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern auf engsten Raum. Diese Grundsituation ist aber natürlich auch auf andere Konflikte übertragbar. Durch die beengte Situation in dem Haus wird die Angst noch greifbarer. Costanzo wollte sich nicht primär auf die Handlung konzentrieren. Vielmehr interessierte ihn die emotionale Entwicklung der Protagonisten. Die Kamera nimmt oft die Perspektive der Familie ein. Durch die Verwendung von Handkameras erhält das Drama einen semidokumentarischen Charakter. So sind die Emotionen für den Zuschauer besser nachvollziehbar. Wenn die Figuren während einem nächtlichen Überfall orientierungslos sind, verliert sich auch der Zuschauer im Chaos. Während der Dreharbeiten in Italien traten immer wieder Probleme auf. Die Rollen der Soldaten wurden von israelischen, die der Familie von palästinensischen Schauspielern gespielt. Das Bestreben des Italieners Costanzo war es, beiden Seiten gerecht zu werden. Doch die Palästinenser fanden das Verhalten der Soldaten oft nicht realistisch - sprich drastisch genug dargestellt. Costanzo hat mit seinem Spielfilmdebüt den Goldenen Leoparden für den besten Film in Locarno gewonnen. Dazu kamen noch weitere Preise auf mehreren Filmfestivals.
Tatjana Niezel, Filmreporter.de
2024